Der Tag des Apfels lockte viele Gäste ins Kommerner Freilichtmuseum. Der Klimawandel hat auch in der Region Einfluss auf den Obstanbau.
Apfeltag im Freilichtmuseum KommernDer Klimawandel macht den Obstbäumen zu schaffen
Ananasrenette, Weißer Rosmarinapfel, Goldparmäne, Rote Sternrenette, Hauxapfel – sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind hier heimisch und dennoch kann man sie nicht im Supermarkt kaufen. Dabei sind sie sehr lecker. Der Hauxapfel schmeckt frisch und säuerlich, die Rote Sternrenette eher süß und die Ananasrenette wiederum säuerlich und aromatisch.
„Für einen Supermarkt müssen die alle gleich sein“, sagt Ursula Gerke, Vorsitzende des Vereins Renette Eifeler Obstwiesen. Es ist Tag des Apfels im LVR-Freilichtmuseum Kommern. Gerke und ihr Verein haben einen Stand, an dem man seltene regionale Äpfel probieren und kaufen kann. Manche dieser Sorten seien sehr druckempfindlich, andere reiften nicht gleichzeitig, zählt Gerke weitere Gründe auf, warum die heimischen Sorten nicht in Massen produziert werden.
Viele der Sorten seien nicht so ertragreich, wenn man sie als kleine Plantagenbäume halte, ergänzt Heike Günther, ebenfalls vom Verein. Und ein Hochstamm sei viel schwieriger abzuernten.
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Verein Renette kümmert sich um Eifeler Streuobstwiesen
Ihr Verein setzt sich für den Erhalt der alten, regionalen Sorten ein und kümmert sich um zehn Patenschaftswiesen und Ausgleichsflächen. Hinzu kommen noch die Streuobstwiesen der Mitglieder. Gerke und Günther kennen sich aus und geben ihr Wissen gerne weiter.
„Mein Favorit für einen Apfelkuchen wäre Jakob Lebel“, verrät Günther. Der Berlepsch-Apfel hingegen eigne sich gut zum Lagern und habe viel Vitamin C. Und auch für das perfekte Apfelmus hat sie einen Tipp: Quitte hinzufügen. „Das gibt richtig gut Aroma.“ Der Tag des Apfels in Kommern sei ihr liebstes Fest. „Wir haben immer den Eindruck, dass man in Kommern Leute für den Obstbau begeistern kann“, freut sich Günther.
Tatsächlich ist schon am Vormittag viel los an den Ständen im Freilichtmuseum. Familie Sauer ist sogar aus dem 100 Kilometer weit entfernten Neuwied angereist. Extra für den Tag des Apfels. Am Stand von Stephanie und Hartmut Hutmacher sucht sich erst einmal jeder der vier einen Apfel aus, der dann auch gleich verspeist wird. Nur Hund Brownie geht leer aus.
Späte Fröste in Eifel und Börde: 2023 ist kein gutes Apfeljahr
Die Hutmachers sind Privatleute. Das Museum habe sie angesprochen, berichtet Hartmut Hutmacher. Denn ihnen gehört eine Streuobstwiese in Zülpich-Enzen mit 135 Obstbäumen. Viele alte Sorten sind dabei, bei manchen wissen die Hutmachers selbst nicht, um was es sich handelt. „Die Wiese haben wir geerbt“, erklärt Hartmut Hutmacher. Sein Großvater habe die Bäume noch vor dem Zweiten Weltkrieg gepflanzt. In diesem Jahr sei die Ernte nur mäßig, knapp 90 Prozent Ausfall haben sie verzeichnet, so Hutmacher. Schuld daran: der späte Frost.
Davon kann auch Günther ein Lied singen. In diesem Jahr kann ihr Verein nur eine Sorte Birnen anbieten, alle anderen seien erfroren. Durch den Klimawandel sind die Winter in Deutschland milder und kürzer, Pflanzen beginnen früher zu wachsen und sind dadurch anfälliger für späten Frost.
Und auch sonst sei die Klimaerwärmung ein Problem für einige Obstsorten, so Günther. Inzwischen rate sie schon dazu, Neupflanzungen noch in den ersten fünf Jahren zu gießen. Zudem weiße der Verein inzwischen die Stämme aller Obstbäume. Das schütze sie vor Sonnenbrand. Aktuell werde viel daran geforscht, welche Obstsorten mit den Folgen des Klimawandels am besten leben können und was man tun könne, um die Bäume zu schützen, so Günther weiter.
Insgesamt stehen auf den Wiesen, die der Verein betreut, mehr als 100 Sorten verschiedener Obstbäume, berichtet Gerke. Nicht alle wachsen überall gleich. Gerade in den höheren Lagen der Eifel müsse man schon zu robusteren und starkwachsenden Sorten greifen, wie beispielsweise der Luxemburger Renette oder Rheinischer Bohnapfel.
Letzterer eigne sich super für Apfelsaft, berichtet Günther. „Viele von diesen alten Sorten sind Wirtschaftsäpfel.“ Sie wurden angebaut, um verarbeitet zu werden. In den Supermärkten hingegen finde man hauptsächlich Speiseäpfel für den direkten Verzehr. Dafür eignen sich die Äpfel vom Verein Renette allerdings auch. Favorit unter den Kunden: der säuerliche Hauxapfel.
Im Verein Renette engagieren sich 150 Mitglieder für regionale Obstsorten
Der gemeinnützige Verein „Renette Eifeler Obstwiesen“ wurde 2002 gegründet. Die rund 150 Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, zum Erhalt regionaler Obstsorten beizutragen. Dies geschieht, indem alte Obstbäume gepflegt und junge Bäume angepflanzt werden.
Die Mitglieder kümmern sich außerdem um Streuobstwiesen in der Eifel. Sie beraten bei der Sortenauswahl und geben Tipps und Unterstützung bei der praktischen Pflege der Bäume. Fachwissen zum Baumschnitt wird in diversen Schnittkursen vermittelt. Und auch bei der alljährlichen Verwertung des Obstes ist der Verein aktiv. (ch)