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Pflege im Kreis EuskirchenMechernicher Pflegeschülerinnen managen Urologie-Station

Lesezeit 5 Minuten

Medikamente für die Patienten bereitstellen, gehört als Pflegefachfrau genauso zu den Aufgaben wie der Verbandswechsel. 

Mechernich – Mit Schutzkittel und Handschuhen betreten Paula Castro Pinzon und ihr Kollege das Patientenzimmer. „Das müssen wir machen, die Patientin hat einen Keim“, sagt Castro Pinzon. In dem Zimmer liegt eine Frau. Allein. Wegen einer schweren körperlichen und geistigen Behinderung kann sie weder sprechen noch selbstständig essen. Stattdessen wird sie mithilfe einer Sonde ernährt. Sie atmet durch einen Schnitt in ihrem Hals.

Wie viel sie von ihrer Umgebung mitbekommt, wissen Castro Pinzon und ihr Kollege nicht. Aber sie reden mit ihr, erklären ihr, was sie machen. Ganz so, als könnte sie antworten. „Das ist selbstverständlich“, sagt Castro Pinzon.

Paula Castro Pinzon ist in der Ausbildung zur Pflegekraft im Kreiskrankenhaus Mechernich. Durch ein Projekt der Klinik ist sie mit ihren Mitauszubildenden im dritten Jahr für die Urologie-Station zuständig. Die Idee hinter der Schul-Station: Eine Schülergruppe übernimmt für zwei Wochen den Frühdienst einer Station und ist damit für die Organisation der Aufgaben und die derzeit 14 Patienten verantwortlich. Dazu gehören unter anderem die Medikamentenausgabe, Patienten zu den Untersuchungen zu bringen oder Patienten entlassen. Die examinierten Fachkräfte stehen ihnen dabei jederzeit zur Seite.

Pflegt Patientendaten in den PC ein: Paula Castro Pinzon.

Castro Pinzon sortiert die Medikamente der nächsten Tage für die Patienten. Die 28-Jährige berichtet, warum sie sich für den Pflegeberuf entschieden hat, während besonders während der Corona-Pandemie immer mehr Pflegekräfte gekündigt haben: „Meine Motivation ist, dass die Patienten nach Hause gehen und es ihnen besser geht. Und die Dankbarkeit der Patienten.“

Als Au-pair nach Deutschland gekommen

Castro Pinzon ist 2018 als Au-pair nach Deutschland gekommen, hat danach ein Jahr Bundesfreiwilligendienst auf einer Kinderstation absolviert. „Ich liebe die Arbeit mit Kindern“, sagt sie. Da dort die Ausbildung nicht möglich war, hat sie sich für die allgemeine Pflegeausbildung entschieden.

Angst der Sprachbarriere

„Ich wusste nicht, dass ich mit Erwachsenen und alten Menschen so gut zurechtkommen kann. Ich hatte aufgrund der Sprachbarriere Angst vor der Kommunikation.“ Unbegründet, wie sich während der Ausbildung herausstellen sollte. „Von den Patienten habe ich eher Lob und Hilfe erfahren, da gab es keine blöden Reaktionen“, so Castro Pinzon.

Stellt Verbandsmaterial zusammen: Lara Menschik.

„Der Fachkräftemangel war genau der Grund, warum ich mich für die Ausbildung entschieden habe“, sagt Lara Menschik (19). Auch sie ist auf der Schulstation tätig. Die Verantwortung, die ihr und ihren Mitschüler auf dieser Station übertragen wird, sei anfangs etwas angsteinflößend gewesen, sagt Menschik: „Es braucht einen Stups, damit man das macht.“ Als junge Frau ältere Patienten zu waschen, war „sehr ungewohnt“, gesteht Menschik: „Aber ich behandele Patienten, als wäre es mein eigener Körper, mache bei sensiblen Gesprächen oder bei Behandlungen die Tür zu. Oder biete Frauen an, von Frauen behandelt zu werden und bei Männern von männlichen Kollegen.“

Die Ausbildung

Beruf zusammengefasst

Der zusammengefasste Beruf der Pflegefachfrau sei ein Novum, sagen Sandra Schruff, Leiterin der Pflegefachschule Mechernich, und ihre Stellvertreterin Sabine Vitten. In der neuen Ausbildung werden alle Bereiche der Pflege durchlaufen – vom Baby bis ins hohe Alter. Damit soll dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegengewirkt werden. Im ersten Jahr werde der Schwerpunkt auf die grundpflegerische Versorgung wie Waschen, Kleiden und Mobilisation gelegt. Zudem spiele die Kommunikation mit den Patienten eine große Rolle. Im dritten Jahr sei die Verknüpfung der Erkrankungen vorrangig. (jes)

120 Ausbildungsplätze

120 Ausbildungsplätze hat die Pflegeschule Mechernich mittlerweile. Um den jungen Menschen die bestmögliche Ausbildung zu bieten, hat das Unternehmen die Schulstationen ins Leben gerufen, bei denen Pflegekräfte vom Stationsdienst freigestellt werden, um die Auszubildenden zu unterstützen. „Die Auszubildenden sollen lernen, selbstständige Entscheidungen zu treffen. Denn ab Oktober müssen sie das können“, sagt Schruff. (jes)

Blöde Sprüche musste sie sich dabei schon anhören, sagt Menschik: „Wenn es einmal vorkommt, ist das noch okay. Aber Berührungen oder Ähnliches gehen zu weit. Da sagen wir ganz klar Stopp.“ Den Umgang in solchen Fällen lerne sie glücklicherweise in der Ausbildung.

Schöne und Unschöne Aspekte

Beide Frauen wünschen sich mehr Anerkennung in ihrem Beruf. „Für manche sind wir nur die, die putzen und schrubben“, sagt Menschik: „Dabei ist ein wichtiger Teil unseres Jobs, die Menschen da zu unterstützen, wo sie es selbst nicht mehr können.“ Dieser Meinung ist auch Castro Pinzon: „Die Leute verstehen zwar, was wir hier machen, aber wenn sie mal einen Tag mitlaufen könnten und sehen würden, was wir leisten, würde unsere Arbeit mehr wertgeschätzt.“

Ihr Job sei nicht immer schön, berichtet Castro Pinzon: „Es gibt bei jedem Job etwas schönes und etwas nicht so schönes. Teilweise ist es schon stressig und alles passiert gleichzeitig. Wenn ich abends müde und gestresst nach Hause komme, zweifele ich manchmal an der Entscheidung.“

Ein anstrengender Beruf

Sitzen ist während der Schicht selten möglich – nur bei Arbeiten am PC oder in den Pausen. Doch auch wenn bei den Schülerinnen und Schülern auf regelmäßige Pausen geachtet wird, wissen beide Frauen: Auch die können je nach Schicht lange auf sich warten lassen. „Wir laufen auf der Arbeit rund zehn Kilometer, da braucht es kein Sportprogramm mehr“, sagt Castro Pinzon. Mit dem Fahrstuhl zu fahren, sei da schon Luxus. Zudem wünscht sich die 28-Jährige eine bessere Work-Life-Balance: „Nicht elf Tage am Stück arbeiten zu müssen, wäre toll. Aber dafür bräuchte es mehr Fachkräfte in der Pflege und Menschen, die sich für den Beruf interessieren.“

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Beiden Frauen schließen in diesem Jahr ihre Ausbildung ab. Castro Pinzon würde gerne auf die Kinderstation zurück. Menschik überlegt, Praxisanleiterin zu werden und Auszubildende auf den Schulstationen anzulernen: „Die Weiterbildungsmöglichkeiten, die wir in unserem Beruf haben, sind sehr gut.“