Früher hatte fast jeder Ort seine Ostergottesdienste. Weil es an Priestern mangelt, fanden die Gläubigen andere Wege, das Fest zu feiern.
LichterfeiernLaien in Mechernich trotzten an Ostern kreativ dem Priestermangel
Entspannt steht Gerhard Mayr-Reineke mit Marianne Sistig in der Sakristei der Kirche in Kallmuth. Es ist Karsamstag, kurz vor 21 Uhr. Gleich werden sich viele Augen auf ihn richten, wenn er die Lichterfeier leiten wird, die am Vorabend des Ostersonntags angeboten wird.
Es ist so etwas wie das kleine Geschwisterchen der ausgewachsenen Ostermesse, geleitet von den Menschen, die auch die Wortgottesdienste feiern. „Das wird dort angeboten, wo keine Messfeier durchgeführt werden kann“, sagt Mayr-Reineke. Gleich wird er an einem kleinen Feuer vor der Kirche die Osterkerze entzünden und sie dann in die Kirche tragen, wo dann der Gottesdienst weitergeht.
Ostern gilt als das höchste Fest der Christen. Wenn die Auferstehung von Jesus Christus gefeiert wird, sind die Kirchen voll. Gerade die Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag, wenn dann auch die Glocken wieder läuten, die seit Karfreitag geschwiegen haben, wird meist besonders feierlich begangen.
Doch in Zeiten des Priestermangels ist es längst nicht mehr selbstverständlich, dass in jedem kleinen Sprengel eine Ostermesse zelebriert werden kann. Aber zwei Dinge sind den Verantwortlichen klar: Zum einen sind den Gläubigen derartige Rituale wichtig, zum anderen ist es genauso von Bedeutung, diese in ihren Ortskirchen feiern zu können und nicht etliche Kilometer durch die Nacht fahren zu müssen. Für sie werden in der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Mechernich die Lichterfeiern angeboten.
Wegen des Mangels an Priestern findet nicht mehr in allen Orten in der Eifel eine große Ostermesse statt
„Lumen Christi (Licht Christi)!“ Mit dem traditionellen Ruf, der in diesen Stunden in so vielen Gotteshäusern zu hören ist, betritt Mayr-Reineke die Kallmuther Kirche St. Georg, in der völlige Dunkelheit herrscht. Hinter ihm gehen die rund 30 Teilnehmer der Lichtfeier und nehmen sich eine der bereitstehenden Kerzen. Im Mittelgang bleibt er stehen und reicht das Feuer der Osterkerze weiter, bis die Kirche von den Kerzen der Gläubigen erhellt wird. Dann erst tritt er an den Altar und liest das Osterevangelium.
Gesungen wird ohne Orgelbegleitung. „Also singt kräftig mit“, ermutigt der Wortgottesdienstleiter die Gläubigen zu lautstarkem Gesang. Die Organisten sind in den regulären Ostergottesdiensten gebunden, Kallmuth ist auf die Stimmgewalt der Teilnehmer der Feier angewiesen.
Nicht zum ersten Mal finden in der Mechernicher GdG die Lichterfeiern statt. „Das haben wir schon während Corona gemacht, als wir überlegt hatten, wie wir mit den Einschränkungen umgehen können“, sagt Mayr-Reineke. Einmal im Monat treffe sich der Kreis von rund sieben Wortgottesdienstleitern, die in der GdG tätig sind.
Nicht jeder kann zur Ostermesse nach Mechernich fahren
Sie haben auch diese Feiern gemeinsam mit der Gemeindereferentin Doris Keutgen vorbereitet. „Ich selbst habe Theologie studiert, war dann aber in der Industrie tätig“, berichtet Mayr-Reineke. Über die Tätigkeit im Pfarrgemeinderat sei er in die Aufgabe hineingewachsen. „Ich mache es sehr gern“, sagt er. Er wünsche sich mehr Leute, die sich in diesem Bereich engagieren.
„Wir gewährleisten, dass im Ort etwas passiert“, beschreibt er das Besondere dieser Tätigkeit. Wenn die Einheiten und die Pfarrbezirke größer werden, werde es auch unübersichtlicher. Auch bei den knapp 30 Teilnehmern, die sich an diesem Samstagabend um das Feuer scharen, das vor der Kallmuther Kirche brennt, kommt das Konzept an. „Ich finde das gut, nicht jeder hat die Gelegenheit, nach Mechernich zu fahren“, sagt eine Frau.
Nicht nur in Mechernich, dem Zentralort der GdG, sondern auch in Bleibuir und in Nöthen finden an diesem Karsamstagabend Messen statt. Lichterfeiern werden angeboten in Roggendorf, Weyer, Harzheim und Vussem. In Weyer sind es neun Leute, die sich in der Kirche versammelt haben, nicht viel mehr sind es in Vussem.
„Ein Kommunikationsproblem“, sagt Helmut Mehren, als Kirchenvorstand und gute Seele der Pfarrkirche St. Margareta verantwortlich. Seitdem das Mitteilungsblatt der Gemeinde nicht mehr im Ort ausgetragen werde, fehle die Möglichkeit, einen Hinweiszettel in jedes Haus zu bringen. „Beim letzten Mal waren noch mehr Leute da“, so Mehren. Das war vor zwei Jahren, denn im Wechsel mit Strempt wird in Vussem am Morgen des Ostersonntags die Auferstehungsfeier zelebriert.
Lichterfeiern fanden in einigen Mechernicher Orten statt
Nach der Lichterfeier stehen die Menschen noch im Hof neben der Kirche um eine Feuerschale, in der ein kleines Osterfeuer brennt. Ostergrüße werden ausgetauscht, Tee wird ausgeschenkt, kleine Gebäcke oder Lakritz herumgereicht. Die Feier in Vussem leitet Michael Schmitz aus Nöthen. Frau und Sohn besuchen dort die Messe, Schmitz ist in Vussem als Krankheitsvertretung tätig.
„Eigentlich mache ich schon seit einigen Monaten aus beruflichen Gründen keine Wortgottesdienste mehr“, sagt er. Doch er sei gerne eingesprungen. „Die Leute gehen gerne in ihrem Ort in die Kirche“, hat er beobachtet. Darüber hinaus seien die Lichterfeiern ein niederschwelliges Angebot für die Menschen, die ungern in eine Messfeier gehen wollen, die auch mal länger als eine Stunde dauern könne.
Er selbst sei Religionslehrer, doch eine derartige Vorbildung sei keine zwingend notwendige Voraussetzung, um Wortgottesdienste zu leiten. „Die Vorbereitung bringt mir was, ich bringe die Themen mit meinem eigenen Leben in Verbindung“, sagt er. Er empfinde das als Zusammenkunft zwischen Vernunft und Glaube. „Das ist ein spannendes Thema“, so Schmitz.
Verstärkung für die Seelsorger im Raum Mechernich
Verstärkt wird das Team von Seelsorgern im Raum Mechernich durch zwei neue ehrenamtliche Liturgen, die Trauergottesdienste abhalten und den katholischen Beerdigungsritus leiten. Neu hinzugekommen sind Gemeindereferentin Doris Keutgen und Pastoralreferentin Linda Schmitt-Thees, die nun mit den Wortgottesdienstleitern Gerhard Mayr-Reineke aus Kallmuth und Georg Schürmann aus Roggendorf das Pastoralteam verstärken.
Neben den Pfarrern George Stephen Rayappan Packiam und Erik Pühringer sowie Diakon Manfred Lang stehen damit in den Gemeinden nun vier Ehrenamtler bereit, um in Absprache mit den Angehörigen den katholischen Begräbnisritus durchzuführen.
In den Gemeinden Bleibuir, Glehn, Eicks, Floisdorf und Berg werden die Bestattungen von Pfarrer Heinz-Josef Arenz geleitet.