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MilitärgebietBesucher dürfen nur zu bestimmten Zeiten in die Schavener Heide – Gefahr

Lesezeit 4 Minuten

Die Bundeswehr fährt regelmäßig neue Schneisen und Fahrspuren in die Schavener Heide – zum Wohle der Natur.

Mechernich-Schavener Heide – Spaziergänger mit und ohne Hund, Walker sowie Mountainbiker und Naturliebhaber werden täglich vom 25 Kilometer langen Wegenetz der Schavener Heide angelockt. Die etwa 320 Hektar zwischen Schaven, Firmenich, Satzvey und Kommern-Süd sind, seitdem sie 2003 unter Naturschutz gestellt wurden, ein beliebtes Ausflugsziel. Nicht alle Besucher halten sich allerdings an die Zugangszeiten des militärischen Sperrgebiets.

Von Montag bis Freitag ist die Schavener Heide nämlich zwischen 7 und 17 Uhr für Zivilisten gesperrt. Trotzdem kommt es in diesem Zeitraum zu Begegnungen zwischen dem Militär oder anderen Einheiten, die das Areal zu Übungszwecken nutzen, und der Bevölkerung.

„Die Leute, die die Schavener Heide für ihre Freizeitaktivitäten nutzen, während sie gesperrt ist, begeben sich in große Gefahr“, erklärt der Feldwebel für Standortangelegenheiten, Christian Küpper.

Täglich werde verbale Ausklärungsarbeit geleistet.

Tafeln und Infoblätter

Um ihr Nachdruck zu verleihen, sind nun sechs große Informationstafeln an den Hauptzugängen aufgestellt worden – drei weitere werden folgen. Zudem sind 5000 Info-Flyer gedruckt worden. Mehr als 15 000 Euro seien in die Hand genommen worden, so Friedrich Bauer vom Bundeswehrdienstleistungszentrum Aachen. Die Tafeln und Faltblätter enthalten Informationen, welche Wege nutzbar sind, welche Tiere und Pflanzen eine Heimat in der Schavener Heide gefunden haben und welche Geschichte das Gebiet, das seit dem 1. September 1976 von der Bundeswehr verwaltet wird, hinter sich hat.

An einem Hauptzugang zur Schavener Heide erklärt Friedrich Bauer (M.) vom Bundeswehrdienstleistungszentrum die neuen Info-Tafeln.

„Ein Standortübungsplatz und ein Naturschutzgebiet sind kein Widerspruch – auch wenn es auf den ersten Blick so scheint“, sagt Julia Zahlius von der Biologischen Station im Kreis Euskirchen. Reiner Fuchs vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser, der in der Schavener Heide sein Forstrevier hat, fügt hinzu: „Das viel größere Problem als die Bundeswehrfahrzeuge sind die freilaufenden Hunde. Hunde haben in diesem Jahr bereits drei Rehe gerissen, an einem Fahrzeug ist noch kein Reh verendet.“

Aufgeforstet

Mit dem Bau der Panzerstraße zwischen Wißkirchen und Firmenich fing 1954 alles an. Vier Jahre später wurde die Schavener Heide von der belgischen Armee als Truppenübungsplatz genutzt – bis 1977.

Das Gelände ließen sie nach ihrem Abzug ziemlich verwüstet zurück. Die Bundeswehr forstete den Bestand wieder auf, die Natur erholte sich. Auch heute nutzt sie das Areal noch als Übungsgelände. (tom)

Die Hunde, die nicht an der Leine gehalten werden, seien auch für die vielen Bodenbrüter ein Problem. Und davon gebe es in der Schavener Heide mittlerweile nicht wenige, auch durchaus seltene Arten. „Ein ganz besonderes Exemplar, das sich hier nun heimisch fühlt, ist der Ziegenmelker, der auf der roten Liste steht“, so Zahlius.

Spurrillen im Wald

Bei den Übungen im Gelände entstehen laut Feldwebel Küpper Spurrillen im Boden und Schneisen im Wald: „Das mag komisch klingen, aber es tut der Natur gut. In den Fahrspuren sammelt sich Wasser. Die Mini-Tümpel bieten beispielsweise Kröten einen Lebensraum.“ Sobald sie die Militärfahrzeuge hören, so der Feldwebel, flüchteten sie.

Julia Zehlius vor einem neu aufgestellten Hinweisschild

Überhaupt kein Verständnis habe Küpper – genau wie die anderen Experten – für die Fahrer von Motocross-Maschinen und Quads, die zuletzt die Schavener Heide als Übungsstrecke für sich entdeckt hätten. „Wenn wir sie erwischen, gibt es ein Bußgeld für eine Ordnungswidrigkeit. Im Zusammenhang mit einem Naturschutzgebiet kann die Summe auch schnell einen vierstelligen Euro-Bereich erreichen“, so Küpper, der betont, dass praktisch täglich von montags bis freitags Bundeswehreinheiten in der Schavener Heide üben. „Dann haben hier Mountainbiker, Reiter und Spaziergänger nichts zu suchen“, so der Feldwebel. Gerade für Auslandseinsätze werde in dem Gelände trainiert.

Auch Konvoi-Fahrten werden geübt – mitunter mit sogenannten Ansprengungen. Dabei werden Übungssprengsätze gezündet, die einen Angriff auf den Konvoi simulieren. „Die Sprengsätze sind ungefährlich, aber laut. Befinden sich Zivilisten im Bereich der Detonation, kann es zu einem Knalltrauma kommen“, sagt der Feldwebel: „Nicht selten tragen Besucher Kopfhörer. Die Fahrzeuge sind trotz ihrer Größe leise. Manchmal ist die Bremse das einzige Geräusch, das man wahrnimmt. Und dann kann es schon zu spät sein“, sagt Küpper.

Informationen zu den Schließzeiten der Schavener Heide gibt es unter Tel. 0 22 51/ 9 53 22 77.