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Nach BrandFamilie aus Weyer empört sich über Polizei und Ordnungsamt

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt, wie die Feuerwehr versucht, den Brand zu löschen.

Das Wohnhaus in Weyer brannte völlig aus.

Das Haus in Mechernich-Weyer wurde bei einem Brand total zerstört. Nun erhebt der Besitzer schwere Vorwürfe gegen die Polizei und das Ordnungsamt. Beide wehren sich.

Die Fassungslosigkeit ist Harald Maria Liers deutlich anzumerken. Zwei Tage, nachdem ein Brand in seinem Haus in Weyer ausgebrochen ist, steht er ratlos auf der Straße. Wie geht es weiter? Was wird werden? „Das war unser Traum, das sollte unser Alterssitz werden“, sagt er – und blickt auf das ausgebrannte Fachwerkgebäude.

Dieser Traum ist nun in Rauch aufgegangen, denn am Freitag wurde die Mechernicher Feuerwehr wegen eines Brandes im Dachstuhl alarmiert. „Als wir eintrafen, stand das Haus in Vollbrand“, schilderte Einsatzleiter Markus Kurtensiefen die Situation. Während mit einem massiven Löschangriff auch die umstehenden Häuser geschützt wurden, sei ein Trupp unter Atemschutz im Haus vorgegangen, da nicht sicher gewesen sei, ob der einzige Bewohner, der Stiefsohn von Liers, das Haus verlassen hatte. Das war allerdings der Fall, das Haus war leer. Bis auf einen leicht verletzten Feuerwehrmann kam durch den Brand niemand zu Schaden.

Brand in Weyer: Vermeintlicher Müll war die neue Küche

Dass die Einsatzkräfte das Hausinnere als „vermüllt“ wahrgenommen hätten, sei ein Missverständnis, betont Liers. „Wir wollten eine neue Küche einbauen“, berichtet er. In den Fluren hätten die Einzelteile dafür herumgestanden, Müll sei das aber nicht gewesen.

Ganz im Gegenteil: Mit dem Haus hätten sie viel vorgehabt. Im Hof habe Efeu gelegen, das gerade von den Außenwänden entfernt worden sei. Im April vergangenen Jahres haben Liers und seine Frau Sabine das Anwesen gekauft. Es sei nach dem Tod des Vorbesitzers erst den SOS-Kinderdörfern vermacht und dann versteigert worden. „Wir konnten darauf bieten und haben den Zuschlag erhalten“, so Liers.

Das Bild zeigt, wie zwei Feuerwehrleute einzelne Glutnester im Fachwerk löschen.

Auch Tage nach dem Feuer musste die Mechernicher Feuerwehr noch Glutnester in dem Fachwerkhaus löschen.

Das Anwesen sei ideal für ihre Pläne gewesen. Neben dem Fachwerkhaus, das nun gebrannt hat, steht noch ein zweites Gebäude, das mit dem ersten einen geschlossenen Hof bildet. „Hier wollten wir einen Hofladen einrichten. Meine Frau mit Marmeladen und Honig und ich mit einer kleinen Schusterei, beide im Nebenerwerb“, nannte er die Zukunftspläne des Paares.

So hätten sie völlig aufgelöst am Freitag vor den rauchenden Trümmern ihres Traumes gestanden, als eine Kommissarin aus Schleiden gekommen sei, die den Brandort untersucht und versiegelt habe. Sie sei aus dem Haus gekommen und habe zu ihnen gesagt: „Stellen Sie sich nicht so an, jetzt wissen Sie, wie es den Leuten im Ahrtal ergangen ist.“ Fassungslos sei er darüber, wie da mit Betroffenen umgegangen worden sei.

Familie empört sich über Verhalten der Polizei und des Ordnungsamts

Empört sei er auch darüber, wie sein Stiefsohn behandelt worden sei. So habe einer der Feuerwehrleute zu ihnen gesagt, der Mann werde von der Stadt Mechernich ein Notfallpaket mit Kleidung und Verpflegung sowie einen Übernachtungsplatz erhalten. Dem habe die Kommissarin widersprochen und gesagt, er dürfe nur einen Übernachtungsplatz bekommen. So habe sie das auch der Frau vom Ordnungsamt gesagt, die an den Brandort gekommen sei. Tatsächlich habe diese Frau seinem Stiefsohn nur einen Übernachtungsplatz im Obdachlosenasyl angeboten.

Darüber hinaus hätte er den auch nur haben dürfen, wenn er vorher eine vierte Corona-Impfung gemacht hätte, da sein Impfpass verbrannt war. Das sei er auch bereit, an Eides statt zu versichern, betont Liers. Seine Familie bestätigt seine Berichte. Die Situation, vor den Trümmern der Zukunftshoffnung zu stehen und dann noch so behandelt zu werden, sei schrecklich gewesen.

Das Bild zeigt Harald Maria Liers und seine Frau Sabine vor ihrem ausgebrannten Haus in Weyer.

Schwer vom Schicksal gezeichnet, stehen Harald Maria Liers und seine Frau Sabine vor ihrem ausgebrannten Haus in Weyer.

Dazu komme die Unsicherheit, was mit dem Haus geschieht. „Kann ich das wieder aufbauen? Oder muss es abgerissen werden?“, fragt sich Liers. Das werde erst feststehen, wenn der Brandsachverständige der Polizei und ein Gutachter in dem Haus gewesen seien, was im Laufe der Woche geschehen solle.

Fachbereichsleiterin widerspricht der Darstellung der Liers

Silvia Jambor, Fachbereichsleiterin des Mechernicher Ordnungsamtes, widerspricht entschieden der Darstellung der Familie: „Das ist Unfug“, sagte sie auf Anfrage. Eine Corona-Impfung habe sie überhaupt nicht verlangt. Auch sei es niemals so, dass Menschen, die durch einen Brand ihr Heim verloren hätten, von der Stadt ein Notfallpaket erhielten. „Wir stellen einen Schlafplatz im Obdachlosenheim zur Verfügung, und damit ist das ordnungsrechtlich alles“, erläutert sie.

Alles Weitere werde dann durch andere Behörden wie etwa das Jobcenter in die Wege geleitet. So sei es auch in diesem Fall gewesen, bei dem sie selbst vor Ort gewesen sei. Sie habe dem jungen Mann einen Schlafplatz im Obdachlosenheim angeboten, doch der habe es vorgezogen, bei einem Freund zu übernachten.

Überrascht reagierte auch die Kreispolizei über die erhobenen Vorwürfe. Da der Einsatz sich über mehrere Tage erstreckt habe, sei es noch nicht gelungen herauszufinden, welche Beamtin die Äußerungen getan haben solle, über die sich Liers beschwert habe, teilte die Pressesprecherin der Kreispolizei Euskirchen, Christina Specht, mit. Deshalb könne über den Hintergrund des Vorfalls noch nicht berichtet werden. Doch es sei denkbar, dass die Äußerung aus dem Zusammenhang gerissen oder sie eventuell sogar als Trost gedacht gewesen und missverstanden worden sei.