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Bürger fürchten Blei im BaustaubAnwohner wollen die Stadt Mechernich anzeigen

Lesezeit 6 Minuten
Staub_Mechernich

 Staub aufgewirbelt: Der Traktor mit dem Wasserfass komme  zu selten zum Einsatz, beklagen sich Anwohner von Mechernich-Nord.

Mechernich – Wenn es regnet, atmet Thekla Jahn auf. Sie wohnt unweit des künftigen Baugebiets „Wacholder II“, das derzeit im Auftrag der Stadt Mechernich erschlossen wird. Von ihrem Haus aus sehe sie auf die Baustelle, erzählt sie. Von ihr gemachte Fotos zeigen Lastwagen, die den Erdaushub transportieren und dabei Staub aufwirbeln. Den wehe der Wind in Richtung der Wohngebiete.

Auch von den Erdhügeln wehe der Staub heran – und das in der Stadt Mechernich mit ihren hohen Bleigehalt in der Erde, einer jahrhundertelangen Bergbauhistorie und besonderen geologischen Verhältnissen.

Die Bürger befürchten, dass sich im Staub Blei, Cadmium und Arsen in unzuträglichem Maße befinden. Eine deshalb gebotene Bewässerung auf der Baustelle, um die Staubbildung zu verhindern, finde viel zu selten statt, klagt auch Thomas Dreschers, der ebenfalls unweit der Baustelle wohnt.

Das sagt der Fachbereichsleiter

„Die Stadt weist entschieden den Vorwurf zurück, sie nehme billigend Gesundheitsgefährdung der Anwohner in Kauf“, reagiert der zuständige Fachbereichsleiter der Stadt Mechernich, Helmut Schmitz, auf die Vorwürfe von Anwohnern der Baustelle „Wacholder II“. Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte Schmitz: „Die Stadt wird abwarten, ob eine Strafanzeige erfolgt und dann juristisch reagieren.“

Bei Bauarbeiten wie in Mechernich-Nord (Wacholder II) sei eine Staubentwicklung in den Sommermonaten, insbesondere bei trockenen Wetterlagen, nichts Ungewöhnliches, heißt es in der Stellungnahme. „Wir kümmern uns, eine über das normale Maß hinausgehende Staubentwicklung nicht entstehen zu lassen.“

Bereits mit der Auftragsvergabe im vergangenen Jahr sei die bauausführende Firma aufgefordert worden, die Fahrbereiche zu bewässern. Diese Forderung, so Schmitz, sei von der Stadt wegen der zuletzt vorherrschenden Trockenphase wiederholt worden, schon vor der ersten Information seitens einzelner Bürger. „Die Bewässerung wurde in der Regel mehrmals am Tag vorgenommen, in den Bereichen, in denen Baufahrzeuge unterwegs sind“, teilt der Fachbereichsleiter Straßen zudem mit. Auf die Frage dieser Zeitung, was gegen eine Staubbelastung getan werde, wenn die Baustelle, etwa an Wochenenden, ruhe, antwortet Schmitz: „Sofern die Baustelle ruht, ist keine Veranlassung gegeben, zu bewässern. Insbesondere deshalb nicht, weil die Staubentwicklung kaum über das normale Maß einer unbebauten landwirtschaftlichen Fläche hinausgeht.“

Leider müsse die Stadt feststellen, dass Baustellenschilder von Unbekannten entwendet, umgedrückt oder umgerissen worden seien. „Teilweise wurden die Schilder in den angrenzenden Feldern wiedergefunden. Die bauausführende Firma ist immer wieder gefordert, die Beschilderung zu prüfen und zu erneuern.“

Im Vergleich zu Baumaßnahmen in anderen Orten nehme dies in Mechernich-Nord überhand. Mittlerweile habe die Firma die Schilder so tief in die Erde eingelassen, dass man schon Gewalt und Hilfsmittel brauche, um die Schilder zu entnehmen. Schmitz: „Eine Baustelle ist kein Kinderspielplatz. Für eine weitläufige Umzäunung des Baugebietes gibt es keinen Anlass.“ (sch)

„Die Bürger haben die Nase voll“

„Die Bürger haben die Nase voll“, stellt Bernd Rudolph fest, der seit Jahren gegen die aus seiner Sicht übertriebene Bereitstellung von Baugebieten in der Stadt kämpft. Eine Strafanzeige wegen Gesundheitsgefährdung gegen die Stadt sei in Arbeit, sagt Bernd Rudolph.

Den Vorwurf der Gesundheitsgefährdung weist die Stadt in einer Stellungnahme entschieden zurück (siehe „Das sagt der Fachbereichsleiter“) .

Kinder auf Baustelle?

Als Bauherr habe die Stadt dafür zu sorgen, dass keine Gesundheitsgefahren von der Baustelle ausgingen, erklären die Beschwerdeführer. „Stattdessen“, so Jahn, „nimmt die Stadt billigend Gefahren für unsere Gesundheit in Kauf.“ Husten oder verstaubte Augen seien kurzfristige Ärgernisse, fügt Dreschers hinzu: „Aber wer regelmäßig Staub einatmet, läuft Gefahr, langfristig an Krebs zu erkranken.“

Der könne auch erst nach 40 Jahren auftreten, wenn sich kaum noch jemand an die Baustelle erinnere. Bereits im August 2017 habe er die Stadtverwaltung auf die Belastungen hingewiesen, erklärt Dreschers. Spät erst habe die Stadt reagiert.

Die Bleigehaltswerte seien nicht so hoch, wie Dreschers behaupte, heißt es in der Antwort aus dem Rathaus. Und weiter: Die Staubbelastung solle auf ein Mindestmaß reduziert werden, „und wird wohl nicht größer sein als durch die Bewirtschaftung der Landwirtschaft in der Vergangenheit“. Das löst bei Thekla Jahn Kopfschütteln aus: „Der Mähdrescher fuhr zweimal im Jahr“, sagt sie. Mit Bautätigkeiten in dem Gebiet nun sei auf Jahre hinaus zu rechnen.

Viel zu wenig gewässert

Von einer Reduzierung der Belastung könne auch keine Rede sein. Es werde weiterhin viel zu wenig gewässert. Mitte Mai habe er die Stadt erneut darauf hingewiesen, erklärt Dreschers und zeigt ein Video, das er am Dienstag dieser Woche gemacht habe. Auch darauf sind Staubwolken auf der Baustelle zu sehen.

Bernd Rudolph sagt, er habe noch am Montag dieser Woche die Stadt darauf hingewiesen, dass bis etwa 10 Uhr trotz laufender Bauarbeiten und Kippverkehr keine Befeuchtung der Fahrwege erfolgt sei: „Das Besprenkelungsfahrzeug – ein grüner Traktor mit Fass-Anhänger – steht unbewegt seit Samstag am gleichen Platz.“ Rudolphs Schlussfolgerung: „Die Stadt erkennt offensichtlich nicht den Ernst des Problems.“

Auch Kinder hätten sie auf der Baustelle gesehen, so die drei Beschwerdeführer: Erdhügel bildeten für junge Mountainbiker ja zunächst ein Paradies. Der gesundheitlichen Gefahren seien sie sich offenkundig nicht bewusst.

Kritik an der Beschilderung

„Die zu erschließenden Neubaugebiete aus Richtung des Bolzplatzes in Mechernich-Nord sind nicht als zugangsbeschränkte Baustellen gekennzeichnet“, bemängelt Dreschers zudem eine aus seiner Sicht unzureichende Beschilderung.

„Jedem, der hier ein Haus baue, werde aufgetragen, Staub möglichst zu vermeiden“, erinnert sich Dreschers an seinen eigenen Häuslebau von vor rund 20 Jahren.

„Wenn nun die Stadt schon nicht die Einhaltung ihrer eigenen Erschließung im Griff hat, wie will sie das denn schaffen, wenn bald die künftigen Grundstücksbesitzer hier bauen?“, fragt Dreschers sorgenvoll. Sollten sich die Bürger dann etwa gegenseitig kontrollieren und gegebenenfalls Meldungen machen? Und welche Folgen hätte das für den sozialen Frieden in dem Gebiet?

Das sagt der Fachbereichsleiter

„Die Stadt weist entschieden den Vorwurf zurück, sie nehme billigend Gesundheitsgefährdung der Anwohner in Kauf“, reagiert der zuständige Fachbereichsleiter der Stadt Mechernich, Helmut Schmitz, auf die Vorwürfe von Anwohnern der Baustelle „Wacholder II“. Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte Schmitz: „Die Stadt wird abwarten, ob eine Strafanzeige erfolgt und dann juristisch reagieren.“

Bei Bauarbeiten wie in Mechernich-Nord (Wacholder II) sei eine Staubentwicklung in den Sommermonaten, insbesondere bei trockenen Wetterlagen, nichts Ungewöhnliches, heißt es in der Stellungnahme. „Wir kümmern uns, eine über das normale Maß hinausgehende Staubentwicklung nicht entstehen zu lassen.“

Bereits mit der Auftragsvergabe im vergangenen Jahr sei die bauausführende Firma aufgefordert worden, die Fahrbereiche zu bewässern. Diese Forderung, so Schmitz, sei von der Stadt wegen der zuletzt vorherrschenden Trockenphase wiederholt worden, schon vor der ersten Information seitens einzelner Bürger. „Die Bewässerung wurde in der Regel mehrmals am Tag vorgenommen, in den Bereichen, in denen Baufahrzeuge unterwegs sind“, teilt der Fachbereichsleiter Straßen zudem mit. Auf die Frage dieser Zeitung, was gegen eine Staubbelastung getan werde, wenn die Baustelle, etwa an Wochenenden, ruhe, antwortet Schmitz: „Sofern die Baustelle ruht, ist keine Veranlassung gegeben, zu bewässern. Insbesondere deshalb nicht, weil die Staubentwicklung kaum über das normale Maß einer unbebauten landwirtschaftlichen Fläche hinausgeht.“

Baustellenschilder entwendet

Leider müsse die Stadt feststellen, dass Baustellenschilder von Unbekannten entwendet, umgedrückt oder umgerissen worden seien. „Teilweise wurden die Schilder in den angrenzenden Feldern wiedergefunden. Die bauausführende Firma ist immer wieder gefordert, die Beschilderung zu prüfen und zu erneuern.“

Im Vergleich zu Baumaßnahmen in anderen Orten nehme dies in Mechernich-Nord überhand. Mittlerweile habe die Firma die Schilder so tief in die Erde eingelassen, dass man schon Gewalt und Hilfsmittel brauche, um die Schilder zu entnehmen. Schmitz: „Eine Baustelle ist kein Kinderspielplatz. Für eine weitläufige Umzäunung des Baugebietes gibt es keinen Anlass.“ (sch)