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Tourismus im EifelwaldOrtsvorsteher kämpft für Trekkingplattform

Lesezeit 4 Minuten

Der Kallmuther Ortsvorsteher Robert Ohlerth (l.) und Johannes Trimborn vom Ortskartell wollen die Trekkingplattform am Waldrand oberhalb von Vollem auf jeden Fall behalten.

  1. Die Trekkingplattform Lorbach des Naturparks Hohes Venn sorgt für eine Debatte.
  2. Auf der einen Seite stehen die Jäger, auf der anderen Seite der Kallmuther Ortvorsteher Robert Ohlerth.
  3. Ein Überblick.

Mechernich-Lorbach – Es ist ein sehr idyllischer Ort. Mitten im Wald, auf einer Anhöhe, mit weitem Blick über die Nordeifel. Ein Platz, an dem naturverbundene Menschen nach einer Wanderung durch die Eifel ihre Ruhe finden können. Die Trekkingplattform Lorbach des Naturparks Hohes Venn – Nordeifel liegt versteckt im Wald etwa 30 Meter entfernt von einem Wanderweg oberhalb des Ortes Vollem. Unweit der hölzernen Plattform – im Gebüsch versteckt – gibt es ein Klohäuschen mit einer Biotoilette.

Doch was manche als das ultimative Angebot des sanften Tourismus sehen, stößt bei anderen auf wenig Gegenliebe. Denn die Trekkingplattform, auf der Wanderer in bis zu zwei kleinen Zelten nächtigen können, vertreibt das Wild, so die Meinung der Jäger. Zumindest der Jagdpächter des Reviers Lorbach hat wegen der Plattform und der erwarteten Trekkingtouristen jetzt die Jagdgenossenschaft Lorbach angeschrieben und die Pacht gekürzt, weil das Revier nicht mehr so genutzt werden könne wie vorher. Das bestätigte Rudi Mießeler, Vorsitzender der Kreisjägerschaft und Pächter des Nachbarreviers.

„Weder Saufgelage noch Umweltfrevel“

Der Kallmuther Ortsvorsteher Robert Ohlerth ist ungehalten über die momentane Entwicklung. „Von der Plattform geht keinerlei Beeinträchtigung der Natur aus“, sagt er. Die Plattform werde von Wanderern genutzt, die sie über die Seite des Naturparks Hohes Venn – Nordeifel buchten. Bislang habe es keine unliebsamen Zwischenfälle gegeben, bestätigt Johannes Trimborn, der im Auftrag des Kallmuther Ortskartells die Plattform betreut und zweimal wöchentlich nach dem Rechten sieht: „Hier hat es bislang weder Saufgelage noch Umweltfrevel gegeben. Und das Toilettenhäuschen wurde auch immer sauber hinterlassen. Die Menschen, die dieses Angebot des Naturparks nutzen, geben acht auf die Natur.“

Dass dort Quadfahrer und Mountainbiker angelockt würden, weisen Ohlerth und Trimborn zurück. Auf dem schmalen Wanderweg, der am Waldrand an der Plattform vorbeiführe, sehe man weder entsprechende Spuren, noch sei der Trampelpfad für solche Fahrzeuge breit genug.

Eine Biotoilette ist im Gebüsch am Naturlagerplatz versteckt.

Der Konflikt um die Trekkingplattform hat jetzt auch Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter von Landrat Günter Rosenke und Vorsitzender des Naturparks Hohes Venn – Nordeifel, beschäftigt. Vertreter der Jagdgenossenschaft Lorbach, begleitet von Rudi Mießeler von der Kreisjägerschaft, wurden bei Poth vorstellig und drängten darauf, die Plattform zu verlegen. Die Beeinträchtigung für die Jagd durch die Touristen sei an dieser Stelle zu groß, sagte ein Vertreter der Jagdgenossenschaft.

Einvernehmliche Lösung im Fokus

Poth verwies darauf, dass die Stadt Mechernich den Standort vorgeschlagen habe. Mit der Stadt und allen Beteiligten werde man sich zusammensetzen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Rudi Mießeler, dessen Revier unmittelbar an den Wald grenzt, in dem die Plattform steht, erklärte, was zwischen dem Jagdpächter und der Jagdgenossenschaft vertraglich geregelt sei, sei Privatsache. Dazu könne und wolle er sich nicht äußern.

„Rechtlich und jagdrechtlich in Ordnung“

Er selbst stehe der Einrichtung solcher Plattformen grundsätzlich positiv gegenüber, ärgere sich aber darüber, dass er als Inhaber des angrenzenden Reviers nicht informiert worden sei. Das sei wohl auch den Lorbacher Jagdgenossen so gegangen, deren Erlöse aus der Jagdpacht jetzt geringer seien als erwartet. Und da gehe es immerhin um eine Menge Geld. Das könne auch schon mal ein fünfstelliger Euro-Betrag sein.

Vorwürfe von Johannes Trimborn und Robert Ohlerth, in dem Revier würden Abschüsse an zahlungskräftige Jäger vergeben, wies Rudi Mießeler als nicht gerechtfertigt zurück. Er wisse zwar nicht, ob das in jenem Revier so sei, aber rein rechtlich sei das nicht zu beanstanden. „Wenn ein Revierinhaber Begehungsscheine ausgibt, egal ob gegen Geld oder nicht, dann ist das rechtlich und jagdrechtlich in Ordnung“, so Mießeler.

Basislager verlegt

Auch im Münstereifeler Stadtgebiet sollte eine Trekkingplattform eingerichtet werden, und zwar in einem Eigenjagdbezirk der Stadt in Arloff. Als Vorarbeiten begannen, wurde aber massiver Protest aus dem benachbarten Privatjagdrevier laut.

Deshalb entschloss sich die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Nordeifel, den Trekkingplatz „Basislager“ aus dem Bereich Arloff zu verlegen. Er ist jetzt in einem Waldstück westlich des Seniorenzentrums Otterbach angesiedelt. (bz)

www.trekking-eifel.de

Er wies darauf hin, dass in der Eifel die Rotwildbestände deutlich zu hoch seien. Rotwild aber sei sehr scheu. Und wenn gerade an dem Übergang vom Wald auf die Wiese, wie hier an den Grenzen der Jagdreviere Eiserfey und Lorbach, nachts Menschen zelteten, vertreibe dies das Rotwild und erschwere dem Jäger die Regulierung des Rotwildbestandes erheblich. Hinzu komme, dass in der Nähe der Trekkingplattform die Ausübung der Jagd kaum noch möglich sei. „Wenn ich da ein Stück Wild schieße, muss ich damit rechnen, dass sich ein Zelter bedroht fühlt und die Polizei alarmiert“, sagte Mießeler.

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Robert Ohlerth seinerseits kündigte an, um den Erhalt der Plattform zu kämpfen. „Die Natur ist für alle da. Und es geht hier um sanften Tourismus, um Menschen, die der Natur nicht schaden“, sagte er.