Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kabarett in MechernichAxel Pätz nimmt den Zeitgeist ins Visier

Lesezeit 4 Minuten
Axel Pätz sitzt am Flügel, auf dem Boden steht ein Akkordeon.

Der Hamburger Kabarettist Axel Pätz eröffnete die Reihe „Kultur am Turmhof“.

Der Hamburger Axel Pätz hat die neue Saison der „Kultur am Turmhof“ eröffnet. Der Kabarettist unterhielt das Mechernicher Publikum gut.   

Nun ist wieder Kabarettzeit in Mechernich. Am Mittwochabend startete die Veranstaltungsreihe „Kultur am Turmhof“ in ihre aktuelle Saison. Mit dem Hamburger Kabarettisten Axel Pätz hatte sich Organisator Dr. Alexander Joist einen namhaften Protagonisten für seine Auftaktveranstaltung gesichert. Rund 250 Zuhörer, die viel lachten und auch reichlich Applaus spendeten, bildeten in der Aula des Gymnasiums am Turmhof eine angemessene Kulisse.

Axel Pätz ist seit vielen Jahren eine bekannte Größe auf den Kleinkunstbühnen der Republik und mit etlichen Preisen für seine Programme ausgezeichnet worden. Bereits vor zehn Jahren sei er bei „Kultur am Turmhof“ erfolgreich aufgetreten, erinnerte Joist.

Der musikalische Teil ist der Höhepunkt des Programms

Das Konzept des Kabarettisten ist genauso einfach wie kurzweilig: Lieder, bei denen er sich an Klavier oder Akkordeon selbst begleitet, wechseln sich mit Zwischenmoderationen ab, in denen sich Pätz über seine Wahrnehmung der Welt auslässt.

Dabei beweist er sich als virtuoser Instrumentalist, der schwungvoll und routiniert zu Werke geht. Nicht umsonst bezeichnet er das, was er tut, als „Tastenkabarett“, denn der musikalische Teil ist zweifellos immer wieder der Höhepunkt seines Programms „Mehr!“, mit dem er in Mechernich gastierte.

So absurd ist die Konsumgesellschaft

Mit dem ersten Song, bei dem er mit dem Akkordeon auf die Bühne kam, führte er in das Thema ein. Mit „Willkommen im Anthropozän“, also in dem vom Menschen geprägten Zeitalter, begrüßte er sein Publikum. Immer mehr, immer schneller, so fasste er die libertäre Konsumgesellschaft in ihrer Absurdität zusammen.

Wer raste, der koste, schließlich würden die fünf reichsten Männer der Welt 15 Millionen Euro verdienen – pro Stunde. „Mega ist das neue Normal“, nahm er den Zeitgeist ins Visier. Vieles habe sich geändert. So hatten die Deutschen früher Angst vor Armut, Hunger und Krieg, heute fürchteten sie ein Tempolimit, kein Klopapier zu haben oder eine Fahrt mit der Deutschen Bahn.

Früher hieß es unerzogen, heute ADHS: Ach Du Heilige Scheiße.
Kabarettist Axel Pätz

Jede dritte Neuzulassung eines Autos sei ein SUV, weil, so zitierte Pätz den Mercedes-Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius, die Menschen in ihren Autos gerne hoch sitzen. Auch hätten die Deutschen statistisch 0,7 Aufsitzrasenmäher, obwohl nur jeder fünfte über einen Garten verfüge. Soweit, so voraussehbar. Denn in seinen Zwischentexten arbeitete Pätz sich an den Stereotypen des Kabaretts ab.

Immer wieder war spürbar, dass Pätz, Jahrgang 1956, sich mittlerweile im Rentenalter befindet, indem er Gags lieferte, die auch zu seinen Jugendzeiten Lacher gebracht hätten. Etwa, wenn er sich mokierte, dass die Kinder so schlecht erzogen seien: In der Grundschule lernten sie vier Fremdsprachen, aber im Hausflur könnten sie nicht einmal die Tageszeit sagen: „Früher hieß es unerzogen, heute ADHS: Ach Du Heilige Scheiße.“

Ebenfalls unerlässlich seit Jahrzehnten in der Comedy-Branche: Witze über die Ehefrau und ihre Unfähigkeit in einzelnen Bereichen, umnebelt von devoten Ehrbezeugungen über deren Einmaligkeit – aber da ist ja noch der mangelnde Orientierungssinn, der für ein paar Lacher mehr aufgespießt gehört.

Das Publikum störte das nicht, es lachte viel und bejubelte vor allem ganz zu Recht die Lieder, die abwechslungsreich und originell daherkamen. Ob die Frau, die Chips essen kann, ohne zu knistern, oder ein Loblied auf den Traum des Mannes, den Weber-Grill: Hier spielte Pätz immer wieder seine Stärke am Instrument und dem geschliffenen Reim aus.


Die nächsten Termine in Mechernich sind schon geplant

Noch eine Veranstaltung steht aus in dem aktuellen Abo von „Kultur am Turmhof“. Sarah Hakenberg wird am Mittwoch, 10. September, um 20 Uhr in Mechernich auf die Bühne treten. Dann werden auch die Abos für die nächste Spielzeit erhältlich sein, die bis zum Jahr 2027 dauern und wieder sechs Termine umfassen wird.

Alexander Joist steht auf der Bühne und spricht ins Mikrofon. Hinter ihm steht der Flügel.

Dr. Alexander Joist stellte das neue Programm 'Kultur am Turmhof' vor.

Dafür stehen im Augenblick zwar die Künstler fest, allerdings noch nicht die genauen Termine, die erst im Herbst bekanntgegeben werden. Freuen dürfen sich die Fans der Veranstaltungsreihe auf Ralf Senkel, Wilfried Schmickler, die A-cappella-Gruppe „Alte Bekannte“, Philipp Weber, Nessi Tausendschön und auf einen Abend mit dem Kabarett-Ensemble „Schlachtplatte“.