Mechernich – Hochwasser war das alles dominierende Thema in der ersten Ratssitzung nach der Sommerpause. Die zweitgrößte Stadt des Kreises hat es zwar nicht so schwer getroffen wie andere Kommunen. Dennoch sind die Schäden immens. 38 von 44 Orten seien betroffen, sagte der Erste Beigeordnete Thomas Hambach. Die Ortsbürgermeister listeten 1948 Haushalte auf, in denen zumindest der Keller vollgelaufen ist. Fast 3000 Tonnen Sperrmüll mussten nach dem Hochwasser entsorgt werden.
Städtische Infrastruktur
In Mechernich sind zwölf Millionen Euro Schäden an öffentlicher Infrastruktur entstanden. 30 kommunale Gebäude sind beschädigt worden. Dazu gehören Schulen wie das Gymnasium Mechernich und die Grundschule Kommern, Sportanlagen wie das Hallenbad Satzvey und das Tennisheim Eiserfey sowie mehrere Dorfgemeinschaftshäuser in den Außenorten. Auch fünf Feuerwehrgerätehäuser sind beschädigt worden. Die Feuerwehrgerätehäuser in Bleibuir und Kommern sind so stark zerstört, dass sie neu gebaut werden müssen. Eine Sanierung sei nicht zielführend, so Hambach. Weitere 200 Schadstellen hat die Stadt bisher an Straßen und Brücken gefunden. Die Sanierungsarbeiten laufen bereits.
Komplett zerstört hat das Hochwasser die Brücke der Ortsdurchfahrt Satzvey. Laut Verwaltung ist der Auftrag für den Neubau bereits erteilt. Einen konkreten Ablauf- oder Zeitplan gibt es aber noch nicht. Auch die Fußgängerbrücken in Satzvey und Roggendorf-Strempt, die Virnicher Straße in Firmenich, die Brücke Eicks sowie der Durchlass zwischen Wielspütz und Bescheid wurden stark beschädigt.
„Die Arbeiten laufen auf Hochtouren“, sagte Hambach. Er schätzt, dass die Stadt vier bis fünf Millionen Euro investieren muss, um die Gebäude wieder instandzusetzen. Weitere fünf Millionen Euro kämen für die Tiefbaumaßnahmen hinzu. „Es fehlt allerdings an Firmen und Material.“ Schottermaterial sei zurzeit schwer zu kriegen. „Wir nutzen teilweise das aufgeschwemmte Material, was auf den Straßen liegt, um die Löcher in den Wegen zu füllen“, erläuterte Hambach.
Strom- und Wassernetz
Pumpstationen, Wassergewinnungsanlagen und Stromschaltstellen – alles fiel wegen des Hochwassers zeitweise aus. „Was die Wasser- und Abwassernetze betrifft – da hatten wir das Glück, dass nichts gerissen oder defekt war, sodass wir hier sehr schnell alles wieder in Betrieb nehmen konnten“, sagte der Erste Beigeordnete. Das gelte zumindest für den Bereich, für den die Stadtwerke verantwortlich seien.
Das Verbandswasserwerk traf es schlimmer: Die Wassergewinnungsanlagen Satzvey und Lommersum fielen mehrere Tage aus. Mittlerweile ist das städtische Netz aber wieder vollständig in Betrieb. Größere Probleme hatte der Strom- und Gasversorger e-regio mit seinen Netzen – auch, weil die Zentrale in Kall große Schäden erlitten hatte. „Jedes Haus, jede Schaltstelle musste geprüft werden“, so Hambach. Große Teile des Stadtgebietes seien schnell wieder versorgt gewesen. „Die Aufarbeitung ist fast abgeschlossen, soweit wir wissen.“ Auch die gerissene Gasleitung in Satzvey ist wieder in Betrieb. Gesamtschaden am Strom- und Wassernetz: eine Million Euro.
Flutbedingte Einsätze
Die Feuerwehr zählte laut Ordnungsamtsleiterin Silvia Jambor 550 Einsätze. 19 Erwachsene und 2 Kinder haben die Einsatzkräfte mit einem Boot gerettet. Tote oder Schwerverletzte gab es keine. Ein Gebäude in der Straße An den Birken wurde wegen eines Tagesbruchs evakuiert. Die Bewohner – 35 Personen – wurden in eine Notunterkunft gebracht. Die Evakuierung dauert noch an. Zwei weitere Absenkungen durch Bergschäden gab es im Bereich Roggendorf.
Kein Fahrzeug der Mechernicher Feuerwehr wurde vollständig durch das Hochwasser zerstört, aber insgesamt sind 6000 Euro Schäden an Fahrzeugen und Geräten entstanden. Nach der Flut waren die Mechernicher Feuerwehrleute überörtlich in Schleiden, Weilerswist und Bad Münstereifel im Einsatz. 60 Menschen waren bis Ende Juli in der Notunterkunft im Gymnasium untergebracht. Sie kamen vor allem aus benachbarten Kommunen.
Jambors Fazit für die Zukunft: „Die Notfallpläne müssen aktualisiert werden. Wir wollen auch die Ausrüstung verbessern und das digitale Sirenennetz ausbauen.“
Mehr als drei Millionen Euro an Soforthilfen hat die Stadt ausgezahlt, 1188 Anträge wurden genehmigt. Dafür hat die Verwaltung eine Abschlagszahlung von 2,5 Millionen Euro vom Land erhalten. Kämmerer Ralf Claßen bezifferte die Aufwendungen der Hochwasserkatastrophe auf bisher 616 000 Euro. Dem gegenüber stehen 750 000 Euro an Soforthilfen für kommunale Aufgaben.