TV-Show in Satzvey„Hier werden doch nur voyeuristische Bedürfnisse bedient“
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Mechernich/Satzvey – Beppo Wassong sorgte sich um die Satzveyer Bürger.
Der SPD-Ratsherr aus Kommern ließ am Dienstag einen markigen Spruch vom Stapel, als er die Satzveyer wegen der bevorstehenden Dreharbeiten für die neue Pro-7-Schau „Get the fuck out of my house“ bedauerte.
„Die Bürger sind durch die babylonische Knechtschaft der gräflichen Familie ohnehin schon genug gestraft“, befand Wassong.
Womit er auf die zahlreichen Veranstaltungen auf der Wasserburg Satzvey anspielte, die an etlichen Wochenenden im Jahr Tausende Besucher auf die idyllische Wasserburg des Grafen von Beissel locken.
Und jetzt steht den Satzveyern noch eine verschärfte Form des umstrittenen TV-Formats „Big Brother“ ins Haus.
Wie bereits berichtet, sollen 100 Leute unterschiedlichen Alters und Herkunft ein etwas größeres Einfamilienhaus direkt am Friedhof erstürmen und dort möglichst lange miteinander leben.
Derjenige, der am längsten aushält, wird zum Sieger gekürt und kann eine ordentliche Stange Geld mit nach Hause nehmen. So weit die Kurzbeschreibung der „Show“, die in den Niederlanden erdacht und dort auch schon ausprobiert wurde.
„Nach dem Artikel in der Zeitung stand bei mir das Telefon nicht mehr still“, berichtete Heike Waßenhoven (UWV), die sich als Stadtverordnete und Ortsvorsteherin um die Belange der Satzveyer kümmert: „Ich bin zeitweise gar nicht mehr ran gegangen.“ Etliche Bürger seien darüber aufgebracht gewesen, dass die Dreharbeiten geplant wurden, ohne die Dorfgemeinschaft darüber zu informieren.
„Ich finde, das geht gar nicht“
Auch bei den Fraktionen im Stadtrat hielt sich die Begeisterung über das Vorhaben von Pro 7 in Grenzen. Im Vorfeld hatte es geheißen, dass die Kandidaten kollektiv von der Burg über den Friedhof ins Haus stürmen würden. Was wiederum Nathalie Konias (Grüne) auf die Palme brachte: „Ich finde, das geht gar nicht.“ Sie empfahl ihren Kollegen, sich im Internet Videos von der holländischen Version des TV-Formats anzuschauen.
Wie Ortsvorsteherin Waßenhoven erzählte, seien nur die unmittelbaren Nachbarn zu einer Infoveranstaltung auf die Burg eingeladen worden: „Von 30 Bürgern waren aber nur sieben anwesend.“ Die Nachbarn hätten allesamt Erklärungen unterzeichnet, dass sie mit den Dreharbeiten einverstanden seien. Die Kritik aus den Reihen der Fraktionen nahm Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ernst und befragte seinen Dezernenten Thomas Schiefer, wie es zu der Drehgenehmigung durch die Stadt gekommen sei.
Schiefer erklärte, dass man die Genehmigung einer Nutzungsänderung nicht habe versagen können. Nur weil das Haus vorübergehend von 100 Personen bewohnt werde, liege ja keine andere Nutzung vor. „Uns wurde versichert, dass die meisten Kandidaten schon nach zwei, drei Tagen wieder ausgezogen sind. Die Dreharbeiten finden außerdem ausschließlich im Inneren des Hauses statt“, so Schiefer.
Im Rat war man allgemein der Ansicht, dass die Verwaltung die Fraktionen über das Vorhaben von Pro 7 hätte informieren müssen.
„Hier werden doch nur voyeuristische Bedürfnisse bedient“, schimpfte Wassong. Die Dreharbeiten sollen nächste Woche beginnen. Die Show wird aufgezeichnet, weshalb die Gefahr, dass Fans das Haus belagern, wie bei „Big Brother“ in Hürth geschehen, nicht gegeben ist.
Dass die Kandidaten den öffentlichen Weg über den Friedhof zur „Erstürmung“ des Hauses nutzen, soll ebenfalls schon vom Tisch sein. Im Dorf, so ist aus Satzvey zu hören, scheinen die meisten jedenfalls nicht begeistert davon zu sein, Drehort für ein fragwürdiges TV-Format zu sein.