Nachdem sich die ursprünglichen Pläne zerschlagen haben, geht die Stadt Mechernich neue Ideen für die Sportplätze an.
EifelstadionMechernicher planen einen Rasentausch auf den Sportplätzen
Was die Stadt Mechernich am Dienstagabend dem Stadtentwicklungsausschuss vorstellte, war das Ende der „Staublungen“ im Eifelstadion. Durchgewunken haben die Politiker die Vorschläge der Verwaltung allerdings nicht.
Weil die Stadt im Vorfeld nur mit den Schulen, aber nicht mit den Vereinen gesprochen hatte, wurde die Entscheidung vom Ausschuss einstimmig in die nächste Sitzung im März 2025 vertagt. „Dadurch entsteht uns kein Zeitverlust, weil der Haushalt ohnehin erst im Frühjahr beschlossen wird“, sagt Mechernichs Kämmerer und Dezernent Ralf Claßen.
Der Rasentausch in Mechernich kostet rund 700.000 Euro
Aber der Reihe nach: Weil das ursprüngliche Vorhaben scheiterte, das Eifelstadion für Bauprojekte zu veräußern und mit den daraus resultierenden Einnahmen das Wälschbachstadion in Kommern zu einer Bezirkssportanlage umzuwandeln, hatte die Stadt sich Gedanken über die Sportstätten in Mechernich gemacht. Nun schlug sie vor, dass der Naturrasenplatz vom Sportplatz am Schulzentrum abgeschält und im Eifelstadion aufgebracht werden soll. Gleichzeitig soll am Schulzentrum ein Kunstrasenplatz entstehen, der den drei umliegenden Schulen, aber auch den Mechernicher Vereinen deutlich mehr Nutzungszeit ermöglicht.
Die Kosten für diese Maßnahmen beziffert die Stadt auf insgesamt gut 700.000 Euro. Würde man das frühere Vereinsheim, das zuletzt vom Künstler Franz Kruse als Atelier genutzt wurde, abreißen, könnten dort bis zu 40 Parkplätze entstehen. Die Kosten hierfür schätzt die Stadt auf weitere 250.000 Euro.
Der Kunstrasen könnte wesentlich intensiver genutzt werden
Dass die Vereine TuS Mechernich und vor allen Dingen der VfL Kommern enttäuscht seien, kann Ralf Claßen verstehen, schließlich sollte in Kommern eine Bezirkssportanlage für beide Klubs mit einem weiteren, also dritten Platz entstehen. Dass das nicht klappt, hat nicht nur finanzielle Gründe durch die Tatsache, dass mehrere Investoren wegen des belasteten Bodens von einem Kauf des Eifelstadions abgesehen haben. Auch die Bezirksregierung hat den Daumen bezüglich einer Erweiterung gesenkt. „Wir sind seit Juni in ständigem Austausch mit dem VfL Kommern und werden dort das machen, was sanierungsmäßig möglich ist“, sagt Ralf Claßen.
Er gibt zu, dass in seiner Brust zwei Herzen schlagen: das des Kämmerers, der auf die Finanzen achten muss, und das des Sportdezernenten, der früher selbst gerne gegen den Ball getreten hat. Als Dezernent darf er aber nicht nur die Vereine, sondern muss auch den Schulsport im Blick haben. Und da erkennt er, dass der Naturrasenplatz im Schulzentrum ausgelastet ist.
Alle drei Schulen, so schreibt es die Stadt, dürfen ihn nur 3,5 Stunden pro Schultag nutzen. Mehr darf man dem Naturrasen nicht zumuten. Mit einem Kunstrasenplatz erhöht sich die Nutzungsdauer für Schulen und Vereine auf 2500 Stunden pro Jahr. Das sind fast sieben Stunden pro Tag – von montags bis sonntags.
Die Vereine sind im Vorfeld nicht gefragt worden
Natürlich hätte auch die TuS Mechernich einen Kunstrasenplatz bekommen können, wie es in der Ausschusssitzung deren Vorsitzender Dr. Peter Schweikert-Wehner, gleichzeitig als Vize-SPD-Chef Vorsitzender des Bildungsausschusses, gefordert hat.
Doch da pocht Claßens Kämmerer-Herz lauter: „Wenn wir jetzt der TuS einen Kunstrasenplatz bauen, will jeder Verein einen haben. Das kostet aber rund 5,5 Millionen Euro – und zusätzlich jährlich 500.000 Euro für die Pflege.“ Ein Kunstrasenplatz am Schulzentrum sei ein Kompromiss, so Claßens Eindruck, mit dem auch die Vereine leben könnten. Für die Belegungspläne sei der Stadtsportbund verantwortlich. Das Engagement der Vereine lobt Claßen ausdrücklich.
Sowohl TuS als auch VfL waren mit Dutzenden Menschen zur Ausschusssitzung gekommen. Und beide Vereine waren zu den Plänen nicht befragt worden. Das soll nun bis zum kommenden März geschehen. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren immer kooperativ gezeigt und sogar den Schulterschluss mit Kommern vollzogen“, sagt Harald Hohmeier, Abteilungsleiter Seniorenfußball bei der TuS und gleichzeitig Ansprechpartner für Sportplatzangelegenheiten. Er hat noch viele Fragen, die er mit der Stadt klären will.
TuS Mechernich sieht in dem Vorhaben einen Rückschritt
Beispielsweise, ob es sinnvoll ist, einen funktionsfähigen Platz wie den am Schulzentrum, der von der TuS gepflegt werde, zu zerstören und ins Eifelstadion zu bringen. Der aktuelle Aschenplatz sei ganzjährig nutzbar, das sei bei einem Naturrasenplatz nicht der Fall. „Das wäre also ein Rückschritt für die TuS Mechernich“, so Hohmeier. Auch zur Bauzeit gebe es keine Äußerungen durch die Stadt. Wie Ralf Claßen dieser Zeitung mitteilte, könnten bei einem positiven Beschluss durch Ausschuss und Rat im Frühjahr die Bauarbeiten Ende Mai 2025 beginnen. „Dann sind aber beide Plätze eine Zeit lang nicht verfügbar“, sagt Hohmeier.
Für die TuS ist wichtig, dass das Eifelstadion weiterhin die zentrale Heimat bleibt. Dort sei ein Funktionsgebäude entstanden. Wenn er sich etwas wünschen dürfe, dann einen Kunstrasen in Mechernich und eine Tartanbahn drumherum – so wie es der Vereinsvorsitzende auch vorgeschlagen hatte.
Hohmeiers letzte wichtige Frage betrifft den Nachbarverein: „Da das Projekt Kommern gestorben ist: Wann passiert denn was?“ Mit dem VfL-Geschäftsführer Armin Caspary ist Hohmeier in ständigem Austausch. Wie Hohmeier hatte auch Caspary den Eindruck, dass die Fraktionen irritiert gewesen seien, dass die beiden Vereine nicht angehört wurden. „Deshalb wurde auch einstimmig beschlossen, dass die Stadt erst einmal ihre Hausaufgaben machen muss“, sagt das VfL-Vorstandsmitglied.
Auch der VfL Kommern möchte sich für die Zukunft aufstellen
Grundsätzlich habe sein Verein kein Problem mit dem Verwaltungsvorschlag zu den Rasenplätzen in Mechernich. „Aber wir möchten auch die Aufnahme unserer Begehrlichkeiten“, sagt Caspary. Grundsätzlich solle man den Bedarf durch die Vereine im Auge behalten.
Betrachte man nur den Vereinsfußball, dann wäre dieser in Kommern am höchsten zu werten: Dort würden über 20 Mannschaften trainieren, teils seien die Plätze bis zu fünffach belegt. Nehme man noch den Schulsport hinzu, sei der Bedarf in Mechernich am größten, so Caspary. „Die Voraussetzungen zwischen den Vereinen sind nicht gleich“, sagt er.
Die Stadt sieht den Aschenplatz in Kommern auch als Ausweichplatz im Winter vor, wenn auf Naturrasen nicht mehr gespielt werden darf. Das sieht Caspary anders. Denn wenn der Naturrasenplatz in Mechernich nicht bespielbar sei, sei auch der in Kommern nicht bespielbar – und der Tennenplatz allein durch die VfL-Teams komplett belegt.
„Unser Platz ist keine Ausweichmöglichkeit. Wir können unseren Bedarf belegen“, so Caspary. Dem Kommerner Geschäftsführer ist es außerdem wichtig, dass die Stadt prüft, wie die Kommerner Sportplätze langfristig genutzt werden können. „Unabhängig vom Bezahlbaren wollen wir uns für die Zukunft aufstellen.“