Eifel-LebenWie warme Handschuhe einem Igel im Sommer das Leben retten

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Ein igel liegt zusammengerollt auf der Straße, davor ein Paar Lammfellhandschuhe.

Dicke Handschuhe sind hilfreich, wenn man einen Igel von der Straße retten will.

Die Handschuhe, die auch im Sommer im Auto liegen, sind oft belächelt worden. Jetzt haben sie geholfen, einem Igel das Leben zu retten. 

Seit Jahren fährt in meinem Auto ein Paar Lammfellhandschuhe mit. Von Zeit zu Zeit schiebe ich die beiden unter den Fahrersitz, aber immer wieder landen sie im Fußraum dahinter. Muss an der Beschleunigung liegen. Auf die Standardfrage meiner Beifahrer, warum die warme Ausrüstung auch im Sommer an Bord ist, habe ich mir lange Zeit fantasievolle Geschichten ausgedacht.

Haben ist besser als brauchen

Mittlerweile antworte ich nur lapidar: Haben ist besser als brauchen. Die bittere Wahrheit ist eine andere. Wenn ich im Frühjahr die dicken Handschuhe aus dem Wagen räume, erwischt mich der nächste Winter eiskalt und ich habe keinen blassen Schimmer, wo ich sie in einem sinnfreien Anfall von Ordnungsliebe verstaut habe.

In diesem sogenannten Sommer hat sich meine Vorsorge endlich bewährt. Und das sogar lebensrettend. Auf der Landstraße, gleich hinterm Ortsausgang, sitzt ein Igel auf der Straße. Klar, dass ich anhalte. Während ich noch überlege, wie ich dem kleinen Kerl helfen kann, nimmt er die Sache in die Pfötchen und marschiert los – nicht Richtung Straßenrand, sondern quer über zwei Fahrspuren.

Zusammenrollen ist auf der Straße keine gute Taktik

Als ich zu seiner Rettung eile, rollt er sich prompt zusammen. Eine Taktik, die jährlich unzählige seiner Artgenossen das Leben kostet. Mir bleibt nichts anderes übrig, als neben ihm stehen zu bleiben, damit die heranrollenden Autos einen Bogen um uns machen. Ich bin zwar nicht allzu groß, aber doch nicht so leicht zu übersehen wie ein Igel.

Allerdings ist die Rolle als verkehrsberuhigende Maßnahme am Ortsausgang im Berufsverkehr nicht erstrebenswert. Also schnell zum Auto, die dicken Handschuhe angezogen und den stachligen Gesellen von der Fahrbahn getragen. Nun weiß ich natürlich, dass Igel, die man am Tag sieht, in der Regel krank oder verletzt sind.

Doch dieser war auf seinen Stummelbeinchen emsig unterwegs – so lange er denn lief – und wirkt wohlgenährt. Vielleicht ist er einfach spät dran. Manch einer kennt es: Man hat sich nachts verbummelt und ist morgens leicht desorientiert auf dem Heimweg. Ich habe da volles Verständnis.

Das Tier am Straßenrand abzusetzen hätte wenig Sinn gemacht. Also turne ich durch den Straßengraben und kämpfe mich durchs hüfthohe Gras, um ihn in Sicherheit zu bringen. Mit dem guten Gefühl, einen kleinen Beitrag gegen das Aussterben der Igel geleistet zu haben, und mit klatschnassen Beinen und Füßen steige ich wieder ins Auto. Ich habe mal hinter den Fahrersitz geschaut. Da ist durchaus Platz für ein Paar Gummistiefel. Von mir aus dürfen sie auch gefüttert sein.