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Open-AirSo außergewöhnlich war das Gartenkonzert in Mechernich-Voißel

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die Musiker der Bigband bei ihrer Aufführung.

Die Bigband „Eté Large“ mit Sängerin und Vokalartistin Casey Moir begeisterte in Voißel.

Die Konzertreihe in Mechernich-Voißel besticht durch Originalität. Da war die Bigband Eté Large genau richtig.

Es gibt nicht viele Orte im Kreis, an denen immer wieder musikalische Neuentdeckungen gemacht werden können. Der Garten der Familie Stein in Voißel ist so einer, wenn zweimal im Jahr zu Open-Air-Konzerten eingeladen wird. Leider ist dieser Turnus viel zu lang, denn die Bands, die hier zu hören sind, zeichnen sich stets durch originelle Konzepte und musikalische Klasse aus.

Wie auch die Bigband Eté Large, die nun zu den „Sommertön bei Steins“ vor mehr als 60 Zuhörern auftrat. Die Gemeinsamkeit der Konzerte stellt die Cellistin Johanna Stein dar. Sie präsentiert im heimischen Garten befreundete Musiker oder spannende Bands, an denen sie beteiligt ist.

Spannende Bands sind in Voißel herzlich willkommen

Dass sie eine großartige klassische Cello-Solistin ist, hatte sie bereits beim Eifeler Musikfest unter Beweis gestellt. In Voißel nutzt sie die Möglichkeiten des elterlichen Fachwerkhofes, um musikalische Experimente der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Dass das Konzert realisiert werden konnte, sei übrigens, wie Stein verriet, Corona zu verdanken. Denn das letztjährige Sommerkonzert habe sie wegen ihrer Corona-Erkrankung drei Tage vorher absagen müssen. Doch so sei genug Budget dagewesen, um die Bigband einladen zu können.

Die Energie der Band ist fantastisch.
Johanna Stein, Veranstalterin, über Eté Large

Die Band ist das Baby der 1992 geborenen Komponistin und Altsaxophonistin Luise Volkmann. In einer Zeit, in der die Ensemblegrößen schrumpfen, um die knappen Gagen nicht durch zu viele teilen zu müssen, gründete sie 2015 die Band. „Bei einer Bigband hat man Möglichkeiten, anders zu orchestrieren“, sagte sie. „Die Energie der Band ist fantastisch“, ergänzte Stein.

Ihrem 2020 verstorbenen Vater hat Volkmann das Programm gewidmet, das sich mit der Generation der 68er auseinandersetzt: „Deshalb hat die Musik auch viele rockige Elemente.“ Schon die Besetzung ist eigenwillig: Jede Bläserstimme ist einfach besetzt, aber dazu gibt es zwei Sänger und als Schmankerl das Cello von Johanna Stein.

Die Musik verbindet Elemente von an Frank Zappa und Ornette Coleman

Die Musiker hat Volkmann bei Studienaufenthalten in Leipzig, Paris und Köln kennengelernt. „Drei kommen aus Frankreich, eine aus Schweden und der Rest aus Köln und Berlin“, sagt sie. Eine faszinierende Energie und Dichte entfaltete die Band. Klanglich erinnerte die Musik am ehesten an eine Fusion von Ornette Coleman und Frank Zappa. Vom Ersten leiht sie die wilde Energie und den Mut zu hemmungsloser Improvisation, vom anderen die Lust an musikalischen Bildern und herzhaften Grooves.

Ähnlich wie Zappa leitete Volkmann die Band von ihrem Notenpult aus und gab die Einsätze im polyrhythmischen Klangdschungel. Musikalisch hat sie ihren eigenen Weg gefunden: lyrische Texte, jazzige Harmonien, rockige Rhythmen und Melodien, die der zeitgenössischen Klassik entlehnt sind.

Bei dem Live-Auftritt ließ sie immer wieder ihrer Band freien Lauf und bereitete so ein begeisterndes Klangerlebnis – nicht zuletzt dank der großartigen Musiker wie der schwedischen Sängerin Casey Moir, die mit faszinierender Vokalakrobatik in eine zauberhafte Improvisation mit der Rhythmusgruppe abtauchte, dem Metal-erprobten Gitarrist Paul Jarret und dem klassischen Tenor Laurin Oppermann.