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Lärmschutz Nationalpark EifelTiefrotes Zeichen für zu schnelle und laute Kraftfahrer

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Noch ist auf dem Display, das auf der Strecke Richtung Mariawald aufgestellt wurde, ein Kind zu sehen, das sich die Ohren zuhält. Die Scheibe soll aber ausgetauscht werden.

Eifel – Ein tiefrotes „Leiser“ oder „Langsamer“, aber auch ein frischgrünes „Danke“ leuchtet nun in Heimbach den Verkehrsteilnehmern entgegen – je nachdem, wie schnell oder lautstark sie die Messeinheit passiert haben. Seit Ostern ist kurz hinter dem Ortsausgang von Heimbach an der L 249 in Richtung Mariawald das neue Lärmschutzdisplay aktiv. Mittlerweile sind es drei Displays, mit denen versucht wird, auf die Fahrweise der Verkehrsteilnehmer Einfluss zu nehmen.

Seit der Frühling Einzug in die Eifel gehalten hat, ist es unüberhörbar: Die Motorradsaison hat begonnen. So standen die letzten Wochenenden nicht nur unter dem Zeichen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, sondern auch unter dem der Zweirad-Fans, die sich auch in diesem Jahr als Ziel für ihre Freizeitbeschäftigung die Eifel ausgesucht haben.

Verein hat schon andere Displays finanziert

Was die Gastwirte, wenn sie nicht gerade wegen Corona ihre Lokale geschlossen halten müssen, freut, und die Anwohner der beliebten Strecken ärgert. Denn immer wieder verursachen rücksichtslose Fahrer lauter Maschinen so viel Lärm, dass der Unmut in den Dörfern schließlich in einer organisierten Aktion mündete. 20 Mitglieder vermeldet mittlerweile der bundesweit agierende Verein „Silent Rider“, der sich im vergangenen Jahr auf Initiative von acht Eifelkommunen gegründet hat. Als neues Mitglied wurde kürzlich der Förderverein Nationalpark Eifel aufgenommen, der sich schon seit vielen Jahren gegen den Motorradlärm engagiert.

So wurde auch das neue Display in Heimbach aus Mitteln des Fördervereins angeschafft. Nicht zum ersten Mal, denn auch das Lärmmessgerät, das im Jahr 2018 an der B 266 in Richtung Kesternich installiert wurde, wurde vom Verein finanziert.

Hoher Geräuschpegel

„Das hallt ganz schön rüber“, sagte Sabine Wichmann vom Vorstand des Fördervereins mit einem Blick über das Tal, als sie beim Ortstermin mit Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer an der bei Motorradfahrern beliebten Bergstrecke stand. Die Felswand, die auf der Nordseite hochragt, reflektiert den Lärm über den Kurpark bis in die Heimbacher Innenstadt. Aus der Gegenrichtung sind dagegen die Motorradfahrer zu hören, die über den Schwammenaueler Damm in Richtung Kermeter fahren.

„Rücksichtsvolle Biker sind als Gäste in Heimbach immer willkommen“, sagte Peter Cremer. Auch wenn sich bei dem sonnigen Wetter viele auf den Weg machen würden, könnten sie aktuell nicht einkehren, sondern würden durch das Städtchen hindurchrauschen. „Für einen Ort, der zu 95 Prozent vom Tourismus lebt, ist das doppelt bitter“, so Cremer.

Schallwerte haben sich verringert

So ganz zufrieden war Wichmann allerdings noch nicht mit dem neuen Gerät. Denn die ausführende Firma hatte noch nicht das eigens entworfene Schild angebracht, auf dem sich eine Wildkatze die Ohren zuhält. Damit sollte das Design entsprechend der bereits aufgestellten Lärmschutzdisplays gestaltet werden. Denn am Einruhrer Berg wurde ein Hirsch als Zeichen verwendet, während es im Kermeter ein Raufußkauz ist.

Nicht weit entfernt vom Besucher-Hotspot Wilder Weg hatte die Nationalparkverwaltung an der L 15 im letzten Jahr das Display aufstellen lassen. „Nationalpark und Motorradlärm passen nicht gut zusammen“, begründete Michael Lammertz von der Verwaltung die Entscheidung. Dabei hätten sich die Schallwerte erheblich verringert, seit das Gerät im Jahr 2019 aufgebaut wurde, berichtete er.

Aktivitäten des Vereins durch Corona-Pandemie ausgebremst

Auch wenn die Kradsaison wieder begonnen hat, wurden die Aktivitäten des Vereins „Silent Rider“, der sich gegen den Lärm von Motorrädern richtet, durch die aktuellen Einschränkungen ausgebremst. „Eigentlich hätten wir im Mai die Mitgliederversammlung, aber die musste abgesagt werden“, sagte Dennis Wienands, Leiter der Geschäftsstelle des Vereins in Heimbach. Auch die für den „Tag gegen Lärm“ am Mittwoch, 23. April, in Ahrweiler geplante Präsenz musste abgesagt werden.

Auch wenn es dadurch an öffentlichkeitswirksamen Auftritten mangelt, passiert einiges. Unter anderem werde der Forderungskatalog überarbeitet. Dabei sollten Positionen, die nur schwer umsetzbar seien, wie zum Beispiel ein verbindliches Frontkennzeichen für Motorräder, neu diskutiert werden.

Nach einem Treffen mit NRW-Innenminister Herbert Reul und Mitgliedern von „Silent Rider“ hat das Land eine Initiative in den Bundesrat eingebracht, mit der die Umsetzung der Forderungen des Vereins unterstützt werden soll. Bei der Plenarsitzung am 13. März wurde das Thema zur Beratung in die Ausschüsse verwiesen, bisher allerdings noch nicht weiter behandelt. (sev)

Das Gerät kann nicht nur die Geschwindigkeit und den Schalldruck messen, sondern die Werte auch für eine spätere Auswertung speichern. Verglichen wurden die Werte aus dem Jahr 2019 mit einer Messung, die genau ein Jahr vorher gemacht wurde. „Seitdem hat der Schalldruck ziemlich genau um fünf Dezibel abgenommen“, teilte Lammertz mit. Fast eine Halbierung des Lärms sei das, da der Lärm in einer logarithmischen Skala gemessen werde.