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Kurzwarenladen„Die ganze Eifel“ kauft bei Dedenbach

Lesezeit 4 Minuten

Die Drei mit der Nähmaschine: Chef Stefan Dedenbach wird in seinem Kurzwaren-Laden von Schwester Birgit (links) und Kauffrau Ana Zimmermann unterstützt.

Euskirchen – Ein kunterbuntes Sammelsurium von Ballen, Kisten, Rollen, Stoffmustern und auf den ersten Blick nicht definierbaren Zubehörteilen, denen man zunächst nicht ansieht, nach welchem System sie geordnet sind. Und natürlich jede Menge Nähmaschinen. Das ist „Dedenbach“, in Euskirchens Kapellenstraße 24. Ein Kurzwaren-Laden der „alten Art“, in dessen Interieur der Kunde noch der sprichwörtliche „König“ ist. Eine aussterbende Spezies, wie man meinen möchte . Beide: der so bediente Kunde, wie auch diese Art eines mittelständigen Familienunternehmens.

Lorenz Heidt gründete 1934 das Geschäft

Die Ursprünge des Ladengeschäfts reichen zurück bis 1934. Damals ließ sich dort der Mechernicher Lorenz Heidt mit seinem „Fahrradverkauf“ nieder. Später wurden Schreibmaschinen ins Sortiment übernommen. 1969 heiratete

Stefan Dedenbachs Vater Alfred in die Familie Heidt ein. Das Angebot wurde um Nähmaschinen und Kurzwaren aufgestockt. Der erste verkaufte Nähapparat ging 1954 über den Tresen. Seit 1997 ist Stefan Dedenbach Chef im Laden. Schon vorher hatte er seinen Meister in „Feinmechanik, Fachrichtung Nähmaschinen“ absolviert.

Dieser Tage gratulierte ihm die Handwerkskammer zum 25. Jahrestag der Erlangung seines Meisterbriefes. Der Verkaufs-Alltag mache den Reiz des Geschäftes aus, berichtet die Schwester Birgit Dedenbach . Sie ist die oft zitierte „gute Seele“ des gerade mal 100 Quadratmeter Verkaufsfläche umfassenden, ebenerdigen Ladengeschäfts.

Die stets gut gelaunte, rothaarige Frau hat den Schalk im Nacken, wenn sie Anekdoten aus dem täglichen Umgang mit der Kundschaft erzählt. Da habe es kürzlich eine Kundin gegeben, die mit kleinem Budget eine „schöne, große Nähmaschine“ habe kaufen wollen. Letztendlich sei die Entscheidung auf ein teures, weil „ausgesprochen komfortables Modell“ gefallen.

Als Birgit Dedenbach sie wegen des überzogenen Budgets auf eventuell anstehenden Ärger mit dem Ehegatten hingewiesen habe, sei die Antwort der Kundin – in breitem Eifeler Platt – sowohl logisch als auch überzeugend ausgefallen: „Dann moss ich menge Mann eben högg Ovend jelöcklich mache“, habe die Frau die Lösung des Problems umschrieben.

Wenn heutzutage die Kundschaft in „Dedenbachs Kurzwaren- und Nähmaschinen-Laden“ – aus welchem Grund auch immer – zum Beispiel vermehrt nach Hutbändern in der Farbe „braun“ nachfragt, dann reagieren die Hersteller bundesweit.

Denn Dedenbach, mitten in Euskirchens Sanierungsgebiet rund ums Viehplätzchen, ist „Trendsetter“. Soll sagen: Das mit Chef Stefan, Schwester Birgit und der Angestellten Ana Zimmermann wahrhaftig kleine Familienunternehmen gehört zu den letzten Großen der Kurzwaren-Branche landesweit, bei denen die Lieferanten regelmäßig die „Marktlage“ nachfragen.

Und was dort nachgefragt werde, das sei angesagt, bestätigen die Hersteller in Herzogenrath oder Prüm. Bei Dedenbach kauft der gesamte Eifel-Raum bis hin nach Köln, Bonn und Aachen. Ein kölscher Kunde macht dabei eine interessante Rechnung auf: Ehe er in der Kölner City einen Parkplatz gefunden habe, sei er in Euskirchen gewesen, habe bei Dedenbach „gut eingekauft“ und sei schon auf dem Rückweg in die Dom-Stadt.

In „ihrem Laden“, so berichtet die Angestellte Ana Zimmermann, würden fast täglich alte Kunden-Bekanntschaften aufgefrischt. Hier fänden Menschen zusammen, die sich seit Jahrzehnten nicht gesehen hätten. Und dabei trete oftmals das reine Interesse am Nähen und Gestalten mit Stoffen hinter das Persönliche zurück. Die gebürtige Portugiesin absolvierte vor über 20 Jahren bei Dedenbachs ihre Ausbildung zur Kauffrau und kehrte jetzt „zu ihren Wurzeln“ in den Familienbetrieb zurück.

Aber wie verwaltet man 100 000 Knöpfe und weiß immer genau, welchen „Button“ der Kunde gerade nachfragt? – Das habe man über die Jahre verinnerlicht, klärt Stefan Dedenbach auf.

Im Übrigen gelte der Grundsatz: Man müsse nicht alles wissen, sondern grundsätzlich wissen, wo etwas aufgelistet steht. Und da sei Dedenbach – sowohl computermäßig wie kataloggestützt – bestens aufgestellt.

Sanierung des Viertels nicht unproblematisch

Weit mehr Sorgen bereite ihm die Zukunft seines Geschäftes in der angestammten Umgebung, bekennt der Mittelständler. In seinem Viertel werde seinem Eindruck nach bei der Sanierung primär auf die Wohnsituation geachtet. Er aber wünsche sich, dass auch die Geschäftsleute – Alteingesessene wie Neu-Zugänge – „mit ins Boot“ genommen würden. „Ein Geschäftsmann muss heute, um Bestehen zu können, Stellplätze vorhalten. Sein Laden muss sowohl von der Kundschaft wie von den Lieferanten gut erreichbar sein“, erläutert Stefan Dedenbach. Zudem sei ein „störungsfreies soziales Umfeld“ unabdingbar für die Akzeptanz seines Ladens. Dabei hofft er, dass er und seine Mitstreiter von der Stadt bei der Sanierung des Wohn- und Geschäftsviertels berücksichtigt werden.