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Ausstellung im Café Henry in EuskirchenJunge Ukrainer verarbeiten Erlebtes in Bildern

Lesezeit 4 Minuten

Die Kunstlehrerin Liudmyla Krause (5.v.l.) mit den jungen Teilnehmern ihres Workshops.

Euskirchen – Liudmyla Krause öffnet ein Foto auf ihrem Smartphone. Darauf ist ein junger Mann mit Bart. Er steht inmitten von Trümmern und trägt Tarnfarben. „Das ist mein Sohn Max. Er kämpft gerade in der Ukraine.“

Krause sagt, dass sie ihn vermisse, aber stolz auf ihn sei: „Meine Enkel sind in Euskirchen und ich danke Gott dafür.“

Mit jungen Geflüchteten aus ihrem Heimatland hat die gebürtige Ukrainerin einen Kunstworkshop durchgeführt. Die Ausstellung dieser Werke ist noch bis Ende des Jahres im Café Henry auf der Kommerner Straße zu sehen.

Kriegsausbruch in der Ukraine

Als im Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, wollte die seit 2019 in Euskirchen lebende Künstlerin etwas für ihre Landsleute tun und trat an das Deutsche Rote Kreuz heran: „Die Rot-Kreuz-Helfer haben mich bei meiner Ankunft so freundlich aufgenommen. Ich wollte einfach etwas zurückgeben.“

Sabine Heines von der Hilfsorganisation erinnert sich: Zu Kriegsbeginn habe es viele Menschen gegeben, die helfen wollten. „Aber die meisten von ihnen sprachen kein Ukrainisch. Das erschwerte die Kommunikation ungemein.“ Da Krause die Sprache der Geflüchteten spreche, falle es ihnen leichter, sich ihr gegenüber zu öffnen. „Sie fühlen sich verstanden“, sagt Heines.

Engel vor der brennenden Stadt: Die 17-jährige Ukrainerin Maria Hanulyak malte ein Bild von der Zerstörung in ihrer Heimat.

Auch, wenn Liudmyla Krause seit Kriegsbeginn nicht mehr in die Ukraine zurückgekehrt ist, sitzt der Schrecken noch tief: „Meine Freundin lebt noch in Sumy, meiner Heimatstadt. Sie hat mir Fotos und Videos von der russischen Invasion geschickt.

Das Gefühl, das einen überkommt, wenn man Panzer durch seine Heimatstadt rollen sieht, kann sich niemand vorstellen.“ Auch die Kinder kennen das Gefühl: „Als sie nach Deutschland kamen, hatten sie Albträume“. Sie hätten kaum begriffen, was geschehen ist, so die Kunstlehrerin. „Und genau da wollte ich helfen“, sagt sie.

Träumen durch Ruinen

„Kunst funktioniert wie Psychotherapie“, erklärt Krause. In der Kunst könne man verarbeiten, wofür man keine Worte finde. Viele Kinder aus der Ukraine kämen in Deutschland an und wollten kaum sprechen.

„Aber malen, das können sie“, sagt Krause stolz. Eben diesen Kindern wollte die Künstlerin anbieten, das, was sie erlebt und erfahren haben, zu verarbeiten. Und zwar ganz ohne Worte.

„Am Anfang malten die Kinder sehr erschreckende, düstere und traurige Bilder“, erklärt Krause. Sieht man sich im Ausstellungsraum des Café Henry um, fällt einem das Bild der 17-jährigen Maria Hanulyak ins Auge.

Auf dem Bild brennt die Stadt

Es trägt den Titel: Engel im Himmel. Der Himmel ist düster. Im Hintergrund brennt die Stadt. Mittig prangt ein großes Z. Es steht für „Za Pobedu“. Das ist Russisch und bedeutet: „Auf den Sieg“.

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Ein Gemälde einer jungen ukrainischen Künstlerin.

In der Ukraine kenne und fürchte man das Zeichen, erklärt die junge Künstlerin. Im Vordergrund befinden sich Engel. Engel mit langen weißen Gewändern und großen Flügeln. Glücklich sehen sie nicht aus.

„Doch längst nicht alle Bilder erzählen Geschichten von Zerstörung und Angst“, weiß Liudmyla Krause und deutet auf ein Bild in der Nähe. Der Titel: Hüterin des Herdes – ein Haus, auf dessen Giebel ein Storch sein Nest gebaut hat.

Der Storch: Ein Symbol für Hoffnung

„Leleleka“, erklärt die elfjährige Künstlerin Kaya Vlada Potots. „Das bedeutet Storch“, übersetzt Krause. Sie erklärt, dass der Storch in der Ukraine Wohlergehen symbolisiere. „Wer ein Storchennest auf dem Dach hat, der ist gesegnet“, erklärt Krause.

Sieht man sich in den Ausstellungsräumen um, findet man tatsächlich einige Bilder von Störchen. Mal fliegen sie über ein Sonnenblumenfeld, mal erinnern sie an Engel.

Schutzengel wachen über die Kinder

„Viele der Kinder sind gläubig“, erklärt die Kunstlehrerin. Es helfe ihnen daran zu glauben, dass Schutzengel über sie und ihre Familien wachten.

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„Die Zeit im Malkurs hat die Kinder verändert“, resümiert Krause dann. Die verschiedenen Techniken und das Spiel mit den Symbolen habe die Neugier der Kinder geweckt.

„Und nicht nur die Neugier, auch die Hoffnung und die guten Erinnerungen an die Heimat sind im Laufe des Workshops zurückgekehrt.“