Ein Kunde aus Weilerswist klagt, dass er seit 18 Monaten auf sein Geld wartet. Auch beim Versand der Zähler hapert es.
EnergieWestnetz-Kunden im Kreis Euskirchen warten auf ihr Geld: So reagiert das Unternehmen

Das Unternehmen Westnetz hat Probleme mit der Einspeisevergütung und dem Versand der Zähler.
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„Wir bitten um Entschuldigung, dass es derzeit zu längeren Wartezeiten kommt.“ Dieser Satz ist derzeit ziemlich oft auf dem Facebook-Auftritt der Westnetz GmbH zu finden. Dort beschweren sich zahlreiche Kunden, weil es seit Ende 2023 immer wieder zu Problemen beim Versand und Einbau des erforderlichen Zählers für neu installierte Photovoltaik (PV)-Anlagen kommt.
Auch bei den sogenannten Einspeisevergütungen kommt es seit längerem bei der Westnetz zu Problemen. So wartet ein Weilerswister nach eigenen Angaben seit 18 Monaten auf das Geld, das ihm zustehe, weil er Strom von seiner privaten Photovoltaik-Anlage (PV) ins öffentliche Stromnetz eingespeist habe.
Kunden aus dem Kreis Euskirchen sind sauer auf das Unternehmen
Dem Netzbetreiber Westnetz sind diese Probleme bekannt. Bereits auf der Startseite des Unternehmens wird darauf hingewiesen, dass sich die Westnetz für längere Wartezeiten entschuldigt. Man habe „Mitte Juni ein neues IT-System eingeführt, um die Bearbeitungsprozesse – unter anderem zu Netzanschlussanfragen – effizienter zu gestalten.“
Leider stünden noch nicht alle erforderlichen Funktionen zur Verfügung. „Durch diese Systemarbeiten kommt es aktuell beispielsweise beim Versand der Zähler oder bei der Auszahlung von EEG-Vergütungen zu längeren Bearbeitungszeiten“, erklärt Westnetz.
Doch die IT-Probleme sind nur das halbe Problem, wie Unternehmenssprecherin Annett Urbaczka im Gespräch mit dieser Zeitung berichtet.
Westnetz bittet um Entschuldigung und verweist auf gesetzliche Vorgaben
In den Jahren 2022 und 2023 habe die Westnetz zwei parallel laufende Herausforderungen zu meistern gehabt. „Zum einen mussten wir gesetzliche Vorgaben erfüllen, um die verschiedenen Wechselprozesse für die Stromkunden zu beschleunigen. Zum anderen haben wir nach dem Osterpaket 2022 einen Boom bei den erneuerbaren Energien im privaten Umfeld erlebt. Es gab einen enormen Zuwachs an Photovoltaik, Wärmepumpen, Ladesäulen oder Hauspeichern“, so Urbaczka.
Man habe intern das IT-System von Grund auf erneuern müssen. Dieser Umbau sei hochkomplex und aufgrund kaufmännischer Vorgänge auch hochsensibel, erklärt die Unternehmenssprecherin.
Wir arbeiten daran, die Probleme so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen.
Nach Informationen dieser Zeitung kommt es unter anderem zu Störungen, weil die Daten der Kunden nicht wie geplant die einzelnen Schritte oder Prozesse in der Software durchlaufen.
„Eine Vorgabe war, dass der Wechselprozess von Stromkunden so einfach wie möglich sein muss. Dabei sind Probleme aufgetreten, die uns überrascht haben“, sagt die Unternehmenssprecherin: „Zur Wahrheit gehört: Die Verzögerungen haben wir unterschätzt. Wir arbeiten daran, die Probleme so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen.“
Westnetz gesteht: Haben die Verzögerungen unterschätzt
Das klingt nicht so, als ob die Westnetz schon bald beispielsweise die Einspeisevergütung auszahlen kann. „Wir wissen nicht, wann wir die Probleme behoben haben werden. Es wird aber wohl nicht heute oder morgen sein“, sagt Urbaczka: „Wir verstehen, dass die Verzögerungen für Unmut sorgen, und bedauern diese entstandenen Unannehmlichkeiten ausdrücklich.“
In manchen Fälle sei es ein kleiner dreistelliger Betrag, in manchen Fällen aber deutlich mehr. „Und jede Summe ist für den Kunden wichtig, weil sie ihm zusteht“, sagt die Pressesprecherin. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) regelt die Vergütung und den Verkauf von Strom aus erneuerbaren Energiequellen.
Sprecherin kann noch nicht sagen, wann die Kunden ihr Geld erhalten
Die gesetzlich festgeschriebene EEG-Förderung kann jeder bekommen, der Strom aus einer PV-Anlage ins Netz einspeist und einen separaten Stromzähler beziehungsweise einen Zweirichtungszähler nutzt, um die Stromeinspeisung zu erfassen. Die Netzbetreiber müssen den überschüssigen Solarstrom nach den Vorgaben des EEG abnehmen und vergüten.
Das sogenannte Osterpaket aus dem Jahr 2022 sieht den Ausbau der Solarenergie in Deutschland von aktuell 60 Gigawatt auf 215 Gigawatt im Zieljahr 2030 vor. Auch im Kreis Euskirchen hat das Osterpaket mit samt seinen Förderungen Wirkung gezeigt – aber mit etwas Verzögerung.
Nach Angaben von Urbaczka gab es 2023 rund 1600 Anfragen für PV-Anschlüsse. Das seien 900 weniger als im „Boom-Jahr“ 2023 gewesen. Insgesamt habe man vor zwei Jahren sogar 115.000 sogenannte Anschlussbegehren im gesamten Westnetzgebiet verzeichnet, so die Pressesprecherin. Und noch eine Zahl führt Urbaczka an, um zu verdeutlichen, warum das Unternehmen aktuell so hinterherhinke bei der Einspeisevergütung.
Die Westnetz sei für 4,7 Millionen Stromzähler verantwortlich. Wenn es dann zu Software-Problemen komme, komme es intern zu großen Verzögerungen. „Wir werden das Geld natürlich rückwirkend auszahlen“, versichert die Unternehmenssprecherin, die noch einmal betont: „Wann das sein wird, kann ich aber nicht sagen.“