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Tag des offenen DenkmalsUralte Glocke und vieles mehr ist im Kreis Euskirchen zu entdecken

Lesezeit 5 Minuten
Ortsbürgermeister und Kirchenvorstand Björn Wassong steht in der Kirche in Mechernich-Weyer an der Cyriakus-Glocke von 1584.

Eine Glocke als „Überlebenskünstlerin“: Ortsbürgermeister und Kirchenvorstand Björn Wassong hatte die Idee, die Cyriakus-Glocke von 1584 am „Tag des offenen Denkmals“ einem interessierten Publikum zugänglich zu machen.

Beim Tag des offenen Denkmals am 8. September sind im Kreis Euskirchen Orte zu entdecken, die normalerweise nicht für Besucher geöffnet sind.

Den „Tag des offenen Denkmals“ gibt es in Deutschland schon seit 1993. Das Schöne daran ist, dass trotzdem immer wieder neue Denkmale dazukommen, die sich an diesem bundesweiten Aktionstag der breiten Öffentlichkeit präsentieren und damit auf das Thema Denkmalschutz aufmerksam machen. Eines der 14 Denkmäler aus dem Kreis Euskirchen, das man am Sonntag, 8. September, besuchen kann, ist die Pfarrkirche St. Cyriakus in Weyer.

Die erste urkundliche Erwähnung der weithin sichtbar auf einem Bergrücken oberhalb des Dorfs errichteten Kirche ist auf das Jahr 1187 datiert. Im Mittelpunkt steht beim Denkmaltag jedoch ein etwas jüngerer Teil der Kirchenausstattung: „Durch Zufall ist mir kürzlich die Jahreszahl 1584 auf der Hauptglocke unserer Pfarrkirche aufgefallen“, sagt Kirchenvorstand und Ortsbürgermeister Björn Wassong: „Da habe ich mir gedacht, dass die 440 Jahre eigentlich ein schöner Anlass wären, mal ein größeres Publikum in dieses Baudenkmal einzuladen.“

Mit viel Glück überstand die Glocke von Weyer Feuer und Kriege

Wie Wassong anschließend herausfand, als er sich näher mit der Geschichte der Glocke auseinandersetzte, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass sie immer noch im Turm der Kirche hängt und dreimal täglich zum Angelusgebet geläutet wird: „Die Cyriakus-Glocke überlebte nicht nur den großen Brand 1677, bei dem der ganze Ort durch die Franzosen eingeäschert wurde, sondern auch den Kirchturmbrand im Jahre 1684, der durch einen Blitzschlag ausgelöst wurde“, so Wassong.

Der Grabstein des Hermann von Hambroich ist in der Pfarrkirche von Mechernich-Weyer zu sehen.

Der Grabstein des Hermann von Hambroich (gestorben 1614) ist auch in der Pfarrkirche zu sehen.

Im 20. Jahrhundert schließlich „überlebte“ die Glocke mit viel Glück die beiden Weltkriege, obwohl viele andere Glocken eingezogen, eingeschmolzen und zu Kanonenrohren verarbeitet wurden. „Bei der 1917 verfügten Ablieferung auch der Weyerer Glocken wurde die Cyriakus-Glocke wie durch ein Wunder beim Abtransport stehen gelassen und nach dem Ersten Weltkrieg wieder an ihrem angestammten Platz im Kirchturm aufgehängt“, hat Wassong herausgefunden.

Und auch im Jahr 1942 wurde sie wieder verschont: Statt ihrer wurde eine größere Glocke aus dem Jahr 1823 im Glockenturm zerschlagen und zum Einschmelzen abtransportiert. Laut Wassong ist davon auszugehen, dass die Cyriakus-Glocke im Jahr 1584 vor Ort in Weyer gegossen wurde. Clemens Strunk schreibt dazu in seiner Chronik „Aus der Geschichte der Pfarre und Gemeinde Weyer“ 1951: „Die mündliche Überlieferung hat erhalten, dass dem Guss der Bau eines Hochofens und sehr große und lange Vorbereitungen vorausgingen.“

Der alte Glockenkern kann in der Waschküche besichtigt werden

Der Guss soll neben der Einfahrt zur alten Burg in Weyer erfolgt sein, an der Stelle, an der heute das Stammhaus der Familie Wassong steht. Die Reste des Glockenkerns wurden vor einigen Jahren bei Umbauarbeiten wieder freigelegt und können ebenfalls am Denkmal-Tag am Burgring 3 in Weyer besichtigt werden. „Heute wohnt meine Schwester in dem Haus“, berichtet der Ortsbürgermeister: „Die war sofort begeistert, als ich sie gefragt habe, ob wir an diesem Tag ihre Waschküche öffentlich zugänglich machen können, denn dort befindet sich die Grube mit dem alten Glockenkern“, lacht Wassong.

Genau in der Mitte zwischen den beiden Ausstellungsorten befindet sich das Jugendheim, das am Denkmaltag eine wichtige Funktion übernehmen soll: „Dort bieten wir Erbsensuppe für die Gäste sowie am Nachmittag Kaffee und Kuchen an“, berichtet Wassong.

Wer sich entsprechend gestärkt hat, schafft dann vielleicht sogar den Aufstieg in den Glockenturm, der über eine steile Leiter erreicht werden kann. Zwischen 9 und 18 Uhr sind exklusive und kostenlose Führungen geplant, für die man sich allerdings wegen der erwarteten großen Nachfrage vorab anmelden sollte. „Wir haben dazu extra ein Tool im Internet gefunden, das wir nutzen“, so der rührige Ortsbürgermeister.

Viel zu sehen gibt es aber auch im Erdgeschoss der Kirche, zum Beispiel einen gut erhaltenen gallo-römischen Matronenstein aus dem zweiten Jahrhundert. Dieser wurde bei Renovierungsarbeiten im Jahr 1991 im gemauerten Block des Hauptaltars gefunden. Zudem geben die Kirchenmusiker Erik Arndt und Stefan Weingartz um 12 und um 15 Uhr zwei 30-minütige Orgelkonzerte in der Kirche.

Zu den kostenlosen Führungen im Glockenturm kann man sich online unter cyriakusglocke.simplybook.it anmelden.


14 Denkmäler sind im Kreis Euskirchen geöffnet

Insgesamt 14 Denkmäler im Kreis Euskirchen öffnen am Tag des offenen Denkmals ihre Tore für Besucherinnen und Besucher. Von 11 bis 17 Uhr können die Gäste am kommenden Sonntag, 8. September, einen Blick in diese besonderen Orte werfen und dabei ein interessantes Programm erleben.

Im Gebiet der Stadt Euskirchen sind neun Orte beteiligt: In Kirchheim sind die Klosteranlage „Porta Coeli“ – Kloster Schweinheim – geöffnet sowie im historischen Ortskern das Alte Pastorat, das Pfarrhaus und die Kirche St. Martinus. In Kreuzweingarten können das Alte Brauhaus und die römische Wasserleitung besucht werden. In der Kernstadt Euskirchen selbst sind der Preußische Lokomotivschuppen, das Casino und der Friedhof für Interessierte geöffnet. Es werden Führungen und weitere spannende Informationen vor Ort geboten. So beantwortet an einem Info-Stand in Kreuzweingarten die Denkmalbehörde alle Fragen rund um das Thema Denkmalschutz. Kinder dürfen dabei für das Kunst-Projekt „Mein Kreuzweingarten“ ein Plakat gestalten, das dann die Haltestelle der SVE schmückt.

In der Römerstadt Zülpich beteiligt sich neben dem Münstertor (10 bis 18 Uhr) auch die Kurkölnische Landesburg am Tag des offenen Denkmals. Führungen stehen um 11, 13 und 15 Uhr auf dem Programm. Um 13 Uhr öffnet außerdem die „Geschichtswerkstatt“ des lokalen Geschichtsvereins in der Burg in ihren Räumen die Ausstellung zur Geschichte von Burg und Stadt. In den Römerthermen Zülpich (Museum der Badekultur) gibt es um 15 Uhr eine Führung durch die Sonderausstellung „Baden mit Humor. Französische Karikaturen“. Vorab kann man um 14 Uhr das Lavendeldruckverfahren ausprobieren und Jutebeutel bedrucken.

In der Stadt Schleiden ist die Alte Schmiede in Herhahn von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Man kann dem Schmied über die Schulter schauen; außerdem wird ein Film gezeigt.

In Vlatten stehen gleich mehrere Denkmäler zur Besichtigung offen. So etwa Burg Vlatten, in der es zwischen 14 und 20 Uhr bei Bedarf Führungen gibt. Eine Fachwerkhofanlage aus dem Jahr 1786, Weberstraße 19, steht von 11 bis 17 Uhr offen, genauso wie die Jugendhalle in Vlatten und die St.-Michaels-Kapelle.