Im Kreis Euskrichen wird die Abschaltung des umstrittenen Reaktors Tihange 2 begrüßt. Das Atomkraftwerk ist nur 80 Kilometer von Hellenthal entfernt.
Abschaltung in BelgienPolitiker im Kreis Euskirchen sind froh über das Ende von Tihange 2
Die Nachricht, dass der umstrittene Block zwei des belgischen Atomreaktors Tihange um Mitternacht endgültig vom Netz genommen wurde, sorgt im Kreis Euskirchen für Freude und Erleichterung. „Die Menschen in der Region können nun deutlich ruhiger schlafen“, sagt Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings. Sein Kaller Pendant Hermann-Josef Esser erklärt: „Die Entscheidung kann man nur begrüßen.“
Tihange ist Luftlinie nur etwas mehr als 80 Kilometer von Hellenthal entfernt. Immer wieder war es in der Vergangenheit an dem Atommeiler zu Pannen und Störfällen gekommen.
Zahlreiche Eifeler bei großer Protestaktion im Sommer 2017
Im Sommer 2017 kam es zu einer großen Protestaktion, bei der mehr als 50.000 Atomkraftgegner aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden eine Menschenkette von Aachen über die Niederlande bis Tihange bildeten. „Ich bin damals auch dabei gewesen“, erinnert sich Esser, der froh ist, dass die Anlage nun vom Netz geht. „Wenn man für eine Übergangsphase Atomstrom benötigt, dann muss die Sicherheit der Anlagen gewährleistet sein“, unterstrich der Kaller Bürgermeister. Es könne nicht sein, dass man sich über festgestellte Mängel einfach hinwegsetze, wie das die belgischen Behörden getan hätten.
Der Bundestagsabgeordnete Detlef Seif begrüßt die Entscheidung, nach Doel 3 auch Tihange 2 abzuschalten. Seif: „Der jahrelange Einsatz von Kommunen und Bürgern hat sich gelohnt. Ich gehe davon aus, dass ohne die Proteste die Laufzeit der beiden Anlagen verlängert worden wäre und diese jetzt noch für mehrere Jahre in Betrieb blieben.“ Er sei fest davon überzeugt, dass die Anlagen ein großes Risiko darstellten. Die deutsche Reaktorsicherheitskommission habe das Risiko gesehen, dass bei einem Unfall die Reaktordruckbehälter aufgrund Tausender kleiner Risse bersten und Radioaktivität austreten könne.
Landrat Markus Ramers erleichtert, dass „Pannenreaktor“ vom Netz ist
„Das ist ein gutes Signal für die ganze Region. Wir haben lange gefordert, dass dieser umstrittene ,Pannenreaktor’ vom Netz geht“, sagt Landrat Markus Ramers. „Die ständigen Nachrichten von den Rissen im Reaktordruckbehälter waren besorgniserregend – zumal Tihange nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt ist“, so Ramers.
Pfennings wurde am Dienstagmittag vom Anruf der Redaktion überrascht: „Ich hatte noch nichts davon gehört. Das ist eine sehr, sehr positive Nachricht für die Menschen.“ An einem maroden Kraftwerk, an dem schon vor einem Jahrzehnt Risse entdeckt worden seien, werde nicht mehr festgehalten. „Wenn sich in Tihange ein Unfall ereignet hätte, wäre unsere Region stark betroffen gewesen“, betont der Bürgermeister.
„Wir haben Fukushima noch vor Augen und wissen, was im Extremfall passieren kann“, so Pfennings. Es sei wichtig gewesen, dass die Region bei so einem wichtigen Thema immer weiter Druck gemacht habe. Belgien könne auch froh sein, denn schließlich liege das Kraftwerk auch sehr nahe an der Stadt Lüttich.
Auch in Hellenthal war man erfreut über die Entscheidung. „Das ist gut so“, sagt Werner Wamser (SPD), erster stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde. Er sei schon immer der Meinung gewesen, lieber die alten belgischen Reaktoren abzuschalten und dafür die deutschen weiterlaufen zu lassen. Die Abschaltung von Tihange 2 sei positiv für Hellenthal, da die Gemeinde in Windrichtung des Meilers liege.