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Update

Störungen
IT-Probleme im Kreis Euskirchen: Apotheken und Verwaltungsteile lahmgelegt

Lesezeit 6 Minuten
Eine Person legt die Gesundheitskarte eines Patienten in ein Kartenlesegerät in einer Apotheke.

Das E-Rezept funktionierte in einer Reihe von Apotheken im Kreis Euskirchen nicht. Aber auch Papierrezepte konnten ohne funktionierende Technik nicht eingelöst werden.

Die Folgen seien gravierend, sagt ein Apotheker-Sprecher. Erinnerungen an Hackerangriffe im Kreis Euskirchen werden wach.

An manchen Stellen ging am Freitagmorgen nichts mehr. Auch im Kreis Euskirchen hat die weltweite IT-Störung einiges lahmgelegt. Hauptbetroffen waren ein Teil der 38 Apotheken im Kreis, aber auch Bereiche von Verwaltungen. Nicht verschont blieb zudem die Kreissparkasse.

Die Volksbank Euskirchen, die VR-Bank Nordeifel und die Krankenhäuser meldeten unterdessen keine Störungen. In einigen Apotheken im Kreis Euskirchen geht zurzeit nicht viel. Weder Papierrezepte noch E-Rezepte können in diesen Geschäften derzeit eingelöst werden. Das bestätigte der Sprecher der Apotheker im Kreis Euskirchen, Dr. Thomas Göbel, im Gespräch mit der Redaktion.

In einer Reihe von Apotheken im Kreis Euskirchen konnten am Freitagmorgen weder Papierrezepte noch E-Rezepte eingelöst werden. Das bestätigte der Sprecher der Apotheker im Kreis Euskirchen, Dr. Thomas Göbel, im Gespräch mit der Redaktion. Er rechne damit, dass die Störungen länger anhalten. „Ich denke, die Software-Experten sind dran. Aber da Tausende Apotheken in Deutschland betroffen sind, ist das nicht mit einem Federstrich zu beheben“, sagte Göbel.

Wie viele Geschäfte im Kreis Euskirchen betroffen sind, ist unklar

Wie viele der 38 Apotheken im Kreis betroffen seien, konnte Göbel nicht sagen. Es betreffe einen IT-Anbieter, der bundesweit bei den Apotheken einen Marktanteil von gut einem Drittel hat. Daraus könne man aber nicht ableiten, dass auch jede dritte Apotheke im Kreis Euskirchen betroffen sei, so Göbel: „Ich weiß definitiv von vier Geschäften, die betroffen sind.“ Aber es sei angesichts des Marktanteils des IT-Anbieters sehr unwahrscheinlich, dass es keine weiteren Geschäfte erwischt hätte.

Benötigen Kunden dringend ein Medikament und die von ihnen aufgesuchte Apotheke ist betroffen, sollten sie eine andere Apotheke aufsuchen, rät der Apothekensprecher. Ihm sei aber auch bewusst, dass dies im ländlichen Raum nicht immer einfach sei.

Dr. Thomas Göbel steht in seiner Apotheker in Mechernich.

Versorgung gesichert, aber mit Abstrichen: Dr. Thomas Göbel, Sprecher der Apotheker im Kreis Euskirchen

„Ich würde mal behaupten, dass die Versorgung in Euskirchen oder Mechernich gesichert ist“, so Göbel. Schwieriger sei es dort, wo die Kunden weite Anfahrtswege zu einer alternativen Apotheke hätten, „also für die, die auf dem Land leben“.

Gestört sei die Software CGM Lauer, erklärte Göbel. Ob diese Störung mit den weltweiten Windows-Störungen an diesem Freitag zusammenhänge, sei noch nicht klar, sagte er: „Ich weiß aber, dass der Anbieter auf Windows-Basis arbeitet.“

Vieles ist auf funktionierende IT-Systeme angewiesen

Fakt sei, dass zeitgleich ein Update bei diesen Apotheken vorgenommen worden sei. „Aber man kann noch nicht sagen, woran es liegt“, so Göbel am Freitagmorgen. Die Auswirkungen in den betroffenen Geschäften sind Göbel zufolge gravierend: „Im Grunde genommen kann man da nicht mal ein Aspirin verkaufen, weil die Apotheke lahmgelegt ist.“

Preise, Bezahlung mit Bankkarte und Abrechnungen – das sei alles auf eine funktionierende IT angewiesen. „Ich habe von einer Kollegin gehört, dass sie eine Notkasse nutzt“, so Göbel. Aber diese Möglichkeit hätten nicht alle betroffenen Apotheker.

Darüber musste man sich in der Apotheke am Winkelpfad in Euskirchen keine Gedanken machen. Am Freitag gegen 11.20 Uhr lief hier alles wie gewohnt. Keine Serverausfälle, keine Warteschlangen, keine frustrierten Kunden. „Am Donnerstag war es zeitweise ein bisschen problematischer. Da hatten wir Probleme“, sagte Mitarbeiterin Sonja Mahlberg im Gespräch mit dieser Zeitung.

Im Grunde genommen kann man da nicht mal ein Aspirin verkaufen, weil die Apotheke lahmgelegt ist.
Dr. Thomas Göbel

Eine Kundin, die von den Problemen bei den Apotheken gehört hatte, aber erleichtert war, dass es in „ihrer“ Apotheke aktuell keine Probleme mehr gebe, zeigte sich dennoch nachdenklich: „Es war doch klar, dass es irgendwann Schwierigkeiten geben könnte. Alles digital zu machen, ist nicht immer der richtige Weg. Was machen denn Menschen, die ganz dringend auf Medikamente angewiesen sind, die Karte aber nicht funktioniert.“

Auch andere Einrichtungen im Kreis Euskirchen waren betroffen, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie die betroffenen Apotheken. In der Kreisverwaltung Euskirchen etwa gab es Probleme in der Ausländerbehörde, wie Kreissprecher Wolfgang Andres erklärte. Die anderen Bereiche in der Verwaltung funktionierten hingegen.

„Unser IT-Dienstleiter für unsere Ausländerbehörde ist von den weltweiten Störungen betroffen“, erläuterte Andres. Das wirke sich dann auch auf dessen Kunden aus – zumindest auf einen Teil von ihnen. Bei dem Dienstleiter handele es sich um Südwestfalen IT (SIT), jenes Unternehmen also, das im Oktober vergangenen Jahres gehackt worden war, woraufhin in den Verwaltungen des Kreises sowie der Städte Euskirchen und Schleiden wochenlang in einigen Abteilungen die Abläufe maßgeblich eingeschränkt waren.

Kreis Euskirchen: Verwaltungen betroffen, keine Probleme in Kliniken

So ist es fast schon folgerichtig, dass auch die Stadt Euskirchen, wie damals, am Freitag wieder Störungen in der Finanzabteilung melden musste. „Wir sind nicht selber betroffen, aber unser Dienstleister“, erklärte Silke Winter, Abteilungsleiterin für Stabsangelegenheiten und IT. Da es sich nicht um einen erneuten Hackerangriff handele, hoffe sie, dass das Problem zeitnah behoben werden könne. Ob auch wieder die Stadt Schleiden ein „IT-Opfer“ wurde, war von dort nicht zu erfahren.

Ein Sprecher der Kreissparkasse Euskirchen erklärte hingegen auf Anfrage: „Unser Rechenzentrum teilt uns mit, dass dieses aktuell eine Störung analysiere, welche bei Geldautomatenverfügungen mit der VISA-Karte im Ausland vorkommen kann.“

Die Volksbank Euskirchen war laut ihrem Vorstandssprecher Hans-Jürgen Lembicz nicht betroffen: „Alles läuft reibungslos. Wir haben weder Beschwerden aus dem Online-Banking, noch aus dem Geldautomaten-Bereich.“ Die Geschäfts- und Zweigstellen sind freitags wegen der Vier-Tage-Woche, die bei der Volksbank gilt, geschlossen. Auch die VR-Bank Nordeifel teilte mit, dass es keine Probleme gegeben habe.

Auch das Kreiskrankenhaus Mechernich ist nicht betroffen, wie eine Sprecherin erklärte: „Unser Betrieb läuft ganz normal weiter.“ Ähnlich lautete die Mitteilung aus dem Marien-Hospital in Euskirchen: „Bei uns funktioniert alles.“


Hackerangriffe im Kreis Euskirchen

Von IT-Problemen waren Institutionen im Kreis Euskirchen schon mehrmals betroffen. Die folgenschwerste Störung trat ein, nachdem am 30. Oktober 2023 das Rechenzentrum der Südwestfalen IT (SIT) einem Hackerangriff zum Opfer fiel.

Kunden dieses Unternehmens sind auch die Kreisverwaltung Euskirchen sowie die Stadtverwaltungen von Euskirchen und Schleiden – jedoch nur in einzelnen Bereichen.

In Rathaus Euskirchen waren das Bürgerbüro und das Standesamt betroffen sowie die Finanzabteilung. Letzteres hatte zur Folge, dass der städtische Haushalt für 2024 erst mit Verspätung im Rat beraten und beschlossen werden konnte. In Schleiden konnte wochenlang die Bearbeitung von Anträgen auf Ausstellung von Reisepässen und Personalausweisen nicht angeboten werden. In wichtigen Ausnahmefällen sprangen Nachbarkommunen wie Kall oder Hellenthal ein, so etwa bei vorläufigen Ausweisen oder Meldebescheinigungen.

Im November 2022 wurde der Caritasverband für die Region Eifel von Hackern erpresst. Nahezu alle 500 Mitarbeitenden seien betroffen, so ein Sprecher damals. Kriminelle hätten mit eingeschleuster Schadsoftware Dateien und Computer verschlüsselt und Lösegeld für die Freigabe gefordert. Gezahlt habe die Caritas aber nicht, so Ute Stolz, Geschäftsführende Vorständin, gut zwei Jahre danach: „Ich verhandele nicht mit Erpressern.“ Der Wiederaufbau der EDV habe allerdings Monate gedauert.