Einen Rundblick durch den Kreis Euskirchen bietet erneut das Kreisjahrbuch. Die Flut, der Wolf und das Blei spielen dabei eine große Rolle.
240 Seiten starkJahrbuch beschäftigt sich mit Wolf, Blei und Flut im Kreis Euskirchen
Einen Rundblick durch den Kreis Euskirchen bietet auch in diesem Jahr das Kreisjahrbuch. Mit einem Umfang von 240 Seiten und einer bunten Themenmischung aus den Bereichen Wirtschaft, Geschichte, Gesellschaft und Kultur schlägt es einen Bogen quer durch unseren Flächenkreis. Landrat Markus Ramers stellte das Buch im gerade wieder eröffneten Naturzentrum in Nettersheim im Beisein der Autoren und Organisatoren vor.
Kreisarchivarin Heike Pütz ist seit sechs Jahren für den Inhalt des Buches verantwortlich. „Nach dem Kreisjahrbuch ist vor dem Kreisjahrbuch“, sagte sie bei der Präsentation des Buches. Bereits in der kommenden Woche werde sie in die Planung für den nächsten Band einsteigen, kündigte sie an. Dann gelte es wieder, Autoren anzusprechen und sie für einen Beitrag fürs Jahrbuch zu gewinnen.
Wolf ziert das Titelbild des Kreisjahrbuchs
Als prägnantes Modell für den Titel wurde ein Wolf ausgewählt. Er steht für „Umweltschutz und Klimawandel“, was Pütz als Hauptthema für die diesjährige Ausgabe vorgegeben hatte. Insgesamt 17 Beiträge hat sie unter dieser Überschrift zusammengetragen. Zu finden sind so gegensätzliche Artikel wie der über einen Imker aus Mechernich oder über den Nabu-Arbeitskreis Wiesennetzwerk Zülpicher Börde. Über den Wolf in der Eifel informiert Markus Wunsch, Luchs- und Wolfsberater im Kreis Euskirchen.
Auch die Jägerschaft kommt zu Wort. Angelika Schmitz informiert über den Zusammenklang zwischen Naturschutz und Jagd in der Eifel. Die Geschichte und Zukunft eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands, des Kalkarer Moores, werden in dem Band genauso unter die Lupe genommen wie der Amphibienschutz im Kreis, die Entstehungsgeschichte des Neffelsees, die Umweltfolgen der Bleisande im Mechernicher Bergbaurevier und die schönsten Alleen im Kreis.
Kreis Euskirchen: Flut beschäftigt die Autoren weiterhin
Die Folgen der Flutkatastrophe von 2021 beschäftigen mehrere Autoren. So werden die neuen Notfallstellen im Kreis genauso vorgestellt wie das Traumazentrum Schleidener Tal, das sich mit der psychosozialen Betreuung der Flutopfer beschäftigt. Auch der erste Botschafter für den Wiederaufbau, der Gemünder Uhrmacher Franz Schockert, wird vorgestellt.
Gleich zwei Beiträge schlagen den Bogen zwischen der aktuellen Berichterstattung über die Bewältigung der Jahrtausendflut und dem Klimawandel. Sie untersuchen, wie viel Hochwasser es in den früheren Jahrhunderten an Erft, Urft und Olef gab. Dabei ist die Datenlage für die Erft ungleich besser. Bis 1393 reichen die Aufzeichnungen für den einst auch als Schifffahrtsweg genutzten Fluss zurück.
Hochwasser in Bad Münstereifel im Jahr 1416 ein Thema im Kreisjahrbuch
Ein verheerendes Hochwasser sei für den 6. Juli 1416 dokumentiert, berichtet Autorin Madelaine Höhl. 150 Tote habe die Flut gefordert, die sich entwickelte, weil die Stadttore von Bad Münstereifel verschlossen waren und sich die Durchflüsse der Stadtmauern mit Treibholz zugesetzt hatten. Auch für den 2. Mai 1818 ist ein Hochwasser mit großen Schäden überliefert. Da habe das Hochwasser bis zu einem Fuß, also etwa 31 Zentimeter, unter dem Scheitelpunkt des Torbogens des Orchheimer Tores gestanden.
Erst seit dem 18. Jahrhundert sind die Hochwasserereignisse aus dem Schleidener Tal dokumentiert. Vor allem seien es Winterfluten gewesen, berichtet Christoph Mörsch. Allerdings steht die Flut im Sommer 2021 mit ihren Auswirkungen alleine im Vergleich zu Überflutungen in früheren Zeiten, die alle nicht diese Wassermengen aufwiesen.
„Das ist ein schönes Geschenk für Weihnachten“, warb Markus Ramers für den Erwerb des Kreisjahrbuches. Es beschreibe die Gegenwart für die späteren Generationen, die nachlesen wollten, wie das Leben im Jahr 2023 gewesen sei. Mit dem Preis, komplett farbig gedruckt und den Inhalten sei das Buch unschlagbar unterwegs. Heimat sei als Gegenbewegung zur Globalisierung stark im Kommen, erklärte Alexander Lenders, Geschäftsführer der Weiß-Gruppe, die den Druck des Buches realisiert hatte.
Gerade in Zeiten wie heute seien Kriegserinnerungen wie die des Wollseifener Soldaten, die Andreas Züll aufgearbeitet hatte, eine wertvolle Lektüre. Für die Kommunen gebe es einen großen Freiraum, in dem sie Gelegenheit hatten, ihre Lieblingsprojekte vorzuschlagen. So ist dort aus Bad Münstereifel über die Freitreppe zur Erft zu lesen, aus Blankenheim über den Weiherpark und aus Kall über das 900. Jubiläum des Kloster Steinfeld.
Ein beliebter Punkt sind die historischen Beiträge. Hier verewigte sich wieder einmal Hans-Dieter Arntz, regionalhistorisches Urgestein aus Euskirchen. „Ich bin wahrscheinlich hier der dienstälteste Autor“, sagt er, nachdem er sorgfältig einen Blick in die Runde geworfen hatte. Seinen ersten Beitrag habe er bereits 1951 verfasst, damals noch im Heimatkalender des Altkreises Euskirchen. Für die diesjährige Ausgabe widmet er sich am Beispiel der Zülpicher Familie Juhl den Gedanken, die jüdische Flüchtlinge und ihre Nachfahren zur aktuellen Flüchtlingskrise haben.
Für die kommenden Jahre stehen die Schwerpunktthemen bereits fest, teilte Heike Pütz mit. So wird die Entwicklung des Tourismus in der Eifel und der weiten Welt für 2025 das Hauptthema. Und im Jahr 2026 sollen es die „Goldenen Zwanziger“ im Kreis Euskirchen werden. Beiträge seien willkommen und könnten per E-Mail angeboten werden.
Für 9,80 Euro kommt das Jahrbuch 2024 des Kreises Euskirchen in den Handel. Auf 240 Seiten enthält es 43 Beiträge. Erhältlich ist es in allen Buchhandlungen im Kreis Euskirchen.