FestivalSpannungen im Kraftwerk Heimbach sind gestartet – Noch gibt es Karten

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Die Schwestern Danae und Kiveli Dörken stehen neben zwei Flügeln auf einer Bühne, im Hintergrund sind Turbinen erkennbar.

Flügel im Kraftwerk: Die Schwestern Danae (r.) und Kiveli Dörken spielten Rachmaninoffs Sinfonische Tänze für zwei Klaviere.

Das Festival Spannungen in Heimbach steht in diesem Jahr unter keinem Motto. Es werden viele große Streicherwerke gespielt.

Nun ist es wieder spannend im Jugendstilkraftwerk in Heimbach. Dort, wo normalerweise der Lärm der vier Wasserkraftturbinen den Aufenthalt nicht zu einer audiophilen Wohltat werden lässt, sind jetzt ganz andere Töne zu hören.

Kammermusik, klassisch oder modern, von absoluten Meistern ihres Fachs dargebracht, wird in dem Industrieambiente präsentiert, das in der Klassikfestivalszene wohl seinesgleichen sucht: Die Spannungen, Ausgabe 2024, sind eröffnet. Statt der Elektroingenieure haben die Pianisten und Streicher, Bläser, Sänger und Schlagzeuger das Feld zwischen den Maschinen übernommen und sorgen für Wohlklang.

Spannungen werden auch im Radio gesendet

Rund 550 Zuhörer kamen zu dem Sonderkonzert, das traditionell noch vor der offiziellen Eröffnung steht. Geladen sind dazu etwa Sponsoren und offizielle Vertreter. Denn ohne die Unterstützung des Hauptsponsors und Kraftwerkbetreibers RWE sowie der vielen Unterstützer wäre es nicht möglich, für mehr als eine Woche hochklassige Musik in der Eifel zu präsentieren, die vom Deutschlandfunk aufgezeichnet und im Nachgang des Festivals gesendet wird.

Eigentlich stellt sich bei dieser Gelegenheit auch die künstlerische Leitung den Gästen vor. Doch Christian Tetzlaff, weltbekannter Violinist, trat erst nach der Pause dieses ersten Konzerttages vor das Publikum, um gemeinsam mit seinem Sohn Simon am Violoncello und der Pianistin Kiveli Dörken das Trio Nr. 2 in g-moll von Antonin Dvořák zu spielen. Er war am Nachmittag noch bei einer Probe für das Eröffnungskonzert des Rheingau-Festivals gewesen und erst in letzter Sekunde im Heimbacher Jugendstilkraftwerk eingetroffen.

Konzertreihe in Heimbach hat in diesem Jahr bewusst kein Motto

Statt seiner gaben Dr. Hans-Joachim Güttler, Vorsitzender des Arbeitskreises Spannungen beim Kunstförderverein Düren, und Nikolaus Valerius, Vorstandsvorsitzender der RWE Generations SE, den Startschuss zur diesjährigen Festivalsaison.

Tetzlaff, der zum ersten Mal die künstlerische Leitung eines Festivals übernommen hat, hatte im Vorfeld gesagt, bewusst kein Motto für die diesjährigen Spannungen gewählt zu haben. Ein innerer Zusammenhang sei dennoch zu erkennen, sagte Produzent Dr. Andreas von Imhoff: „Es sind in diesem Jahr viele große Streicherwerke zu hören.“

Dr. Hans-Joachim Güttler steht an einem Mikrofon.

Organisiert werden die Spannungen von einem Arbeitskreis im Kunstförderverein Düren, der von Dr. Hans-Joachim Güttler geleitet wird.

Dabei gebe es eine gute Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem. Auch wenn in diesem Jahr keine Uraufführung zu hören sei, habe Tetzlaff drei der Werke, die in den Vorjahren speziell für die Spannungen komponiert wurden, ins Programm genommen: Neben Stücken von Detlev Glanert und Jörg Widmann werde auch die Komposition aus dem vergangenen Jahr von Charlotte Bray zu hören sein. „Die Vertragsverlängerung des Hauptsponsors RWE um drei Jahre hat Rückenwind gegeben“, beschrieb von Imhoff die Stimmung. Wieder seien neue Ansätze zu verspüren, mit denen an die Musik herangegangen werde.

Ehemalige Schülerinnen von Lars Vogt spielten gemeinsam

Drei Stücke wurden den Gästen präsentiert, die auch in den nächsten Tagen zu hören sein werden. Den Auftakt machte die Geigerin Maria Ioudenitch, zum ersten Mal zu Gast in Heimbach, mit Florian Donderer, Violine, Barbara Buntrock, Viola, und Gustav Rivinius, Violoncello, mit dem Quartett in h-Moll von Joseph Haydn.

Das Bild zeigt den Konzertsaal im Jugendstilkraftwerk aus der Vogelperspektive. Zusehen sind Turbinen, vier Musiker, die davor auf einer Bühne stehen und ein großes Publikum.

Mit dem Streichquartett in h-moll von Joseph Haydn wurden die Spannungen im Jugendstilkraftwerk in Heimbach eröffnet.

Fulminant präsentierten die Schwestern Danae und Kiveli Dörken die Sinfonischen Tänze von Sergej Rachmaninov, ein Werk, von dem das Thema des ersten Satzes in der Orchesterfassung als Titelmelodie der Fernsehsendung „Quarks“ bekannt ist. Die Dörkens, beide ehemalige Schülerinnen von Lars Vogt in seiner Zeit als Klavierprofessor in Hannover, spielten sie in der Fassung für zwei Klaviere. Den Abschluss setzte der musikalische Leiter Christian Tetzlaff im Trio mit seinem Sohn Simon am Violoncello und Kiveli Dörken am Klavier mit Dvořáks Klaviertrio.

Für einige Konzerte des Festivals, das bis zum 30. Juni dauert, sind noch Tickets erhältlich. Die Buchung ist online möglich. Zudem finden an diesem Montag, 24. Juni, von 9.30 bis 17 Uhr öffentliche Proben auf der Burg statt.


Gedenktafel in Heimbach erinnert an Festivalgründer Lars Vogt

Eine Gedenktafel enthüllte Anna Reszniak-Vogt, Witwe des Pianisten Lars Vogt, gemeinsam mit Heimbachs Bürgermeister Jochen Weiler. Die Tafel erinnert nun vor dem Eingang zum Jugendstilkraftwerk an ihren Mann, den Begründer der „Spannungen“.

Auch die Brücke, die zu dem Aufführungsort des Kammermusikfestivals führt, wurde umbenannt: Sie heißt nun „Lars-Vogt-Brücke“. „Vor allem Lars würde es etwas bedeuten, hier derartig gewürdigt zu werden“, sagte Reszniak-Vogt. Er habe viel Arbeit und Anstrengung investiert, das Festival großzumachen, und eine derartige Würdigung in der Nähe des Kraftwerkes sei ein wichtiges Zeichen.

Anna Reszniak-Vogt und Jochen Weiler stehen neben einer Gedenktafel, im Hintergrund ist Wasser zu erkennen.

Die Tafel, mit der an Lars Vogt erinnert wird, enthüllten seine Witwe Anna Reszniak-Vogt und Bürgermeister Jochen Weiler.

Die Bindung der Familie Vogt an die „Spannungen“ ist stark. Lars Vogts Bruder Karsten nahm die kurze Zeremonie für die Eltern auf, die erst in den nächsten Tagen nach Heimbach kommen werden. Die Geigerin Reszniak-Vogt tritt am nächsten Wochenende bei zwei Konzerten auf, und Isabella Vogt, Tochter des verstorbenen Pianisten, wird das Familienkonzert am nächsten Sonntag moderieren.

„Das Festival hat einfach eine familiäre Atmosphäre“, sagte Reszniak-Vogt. Niemand komme allein deshalb hierher, weil er gut spiele, sondern jeder habe auch etwas aus seinem eigenen Erfahrungsschatz anzubieten. „So wie hier habe ich es noch nie erlebt“, freute sie sich auf die nächsten Tage. 

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