12.000 Menschen betroffenSuizidversuch verursacht Stromausfall im Kreis Euskirchen
Blankenheim/Dahlem/Hellenthal – Ein Stromausfall hat bei rund 12.000 Menschen in den Gemeinden Dahlem und Blankenheim sowie in zwei Orten der Gemeinde Hellenthal am Sonntagabend zwei Stunden lang für dunkle Wohnungen und einen zeitweiligen Ausfall von Mobilfunk- und Festnetztelefonen geführt. Ursache war ein Kurzschluss im Umspannwerk Dahlem, der nach Angaben der Polizei durch einen Suizidversuch ausgelöst wurde.
Die Kripo Euskirchen ermittelt derzeit den genauen Hergang des Vorfalls im Umspannwerk der Firma Amprion bei Dahlem. Nach Angaben des Energieversorgers e-regio war der Stromausfall gegen 20.40 Uhr festgestellt worden, als durch einen Kurzschluss in der Umspannanlage das gesamte Umspannwerk ausgefallen war.
Mitarbeiter verursacht Kurzschluss
Der durch die Störmeldung alarmierte Bereitschaftsdienst der e-regio eilte zur Umspannanlage und machte dort einen schrecklichen Fund. Ein Mitarbeiter des Übertragungsnetzbetreibers, der eine Zugangsberechtigung zum Gelände hat, hatte die Störung, in deren Folge es zum Kurzschluss kam, „durch Schalthandlungen in der Stromanlage“ verursacht, so ein Sprecher von e-regio. Er wurde dabei schwer verletzt. Die Mitarbeiter des Störungsdienstes informierten den Rettungsdienst.
Auch die Polizei wurde zum Umspannwerk gerufen. „Wir bestätigen den Suizidversuch“, so Franz Küpper, Sprecher der Kreispolizei. Es handele sich um einen „Mann mittleren Alters“. Zu den näheren Umständen machte Küpper allerdings keine Angaben.
„Dahlem und Blankenheim waren komplett betroffen, bei Hellenthal waren es die Ortsteile Kehr und Losheim“, erklärte ein e-regio-Sprecher zu dem Stromausfall. Außerdem haben die Handynetze zumindest zum Teil nicht funktioniert, und, soweit es sich bei den Festnetztelefonen um IP-Telefone handelt, waren auch diese Netze ausgefallen.
„Glück im Unglück“
Auch die Feuerwehren in den drei Gemeinden wurden alarmiert. Kreisbrandinspektor Peter Jonas: „Wir haben Komplettalarm für die Feuerwehren Blankenheim, Dahlem und Hellenthal ausgelöst.“ Mehr als 200 Aktive waren im Einsatz, der bis gegen 23.30 Uhr dauerte.
Für die Aktiven vor Ort stellten sich dabei drei Probleme: Sie mussten zunächst alle Feuerwehrhäuser in den Gemeinden besetzen, um dort Ansprechpartner für die Bevölkerung zu sein und im Bedarfsfall zu weiteren Einsätzen eilen zu können. Zum zweiten mussten teilweise Notstromaggregate herbeigeschafft werden, denn in den Feuerwehrhäusern war der Strom ebenfalls ausgefallen. Zudem wurden in den Kommunen Koordinierungsstellen eingerichtet.
„Wir hatten ja noch Glück im Unglück“, so Daniel Pützer, Leiter der Feuerwehr Hellenthal, die mit acht Einheiten und 110 Aktiven im Einsatz war: „Es waren nur Losheim, Kehr und das Industriegebiet in Richtung Hallschlag an der oberen Kyll betroffen.“ Gegen 21.54 Uhr wurde Plützer alarmiert, gegen 23.30 meldete er bei Jonas das Ende des Einsatzes.
Lage in Blankenheim blieb entspannt
Für Philipp Heller, den stellvertretenden Leiter der Feuerwehr Blankenheim, stellte sich die Lage ab 21 Uhr und bis 23.30 Uhr schon komplizierter dar. 14 von 17 Orten der Gemeinde haben ein eigenes Feuerwehrhaus, Uedelhoven, Ahrdorf und Nonnenbach jedoch nicht.
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„Wir sind also auch diese Orte abgefahren, um zu sehen, ob Handlungsbedarf besteht, und hätten im Notfall dort die Bürgerhäuser besetzt“, so Heller. Doch die Sorge war unbegründet. Auch vor Ort an den Altenheimen Effata und Auf Hülchrath in Blankenheim sowie am Vellerhof bei Hüngersdorf war die Lage entspannt.
Für Pascal Diefenbach, den stellvertretenden Leiter der Feuerwehr der Gemeinde Dahlem, und die Einsatzkräfte hieß es zunächst ebenfalls, die Gerätehäuser zu besetzen. Zudem eilten Feuerwehrleute zum Umspannwerk Dahlem, wo zunächst noch unklar war, welche Art von Sachschaden entstanden war und ob es möglicherweise brannte. Das war zwar nicht der Fall, doch die genaue Schadenshöhe ist nach Angaben von e-regio noch unbekannt.
Schwerverletzter per Hubschrauber abtransportiert
Doch dann erreichte Diefenbach die Nachricht von dem im Umspannwerk aufgefundenen, schwer verletzten Mann. Ein SAR-Rettungshubschrauber aus Nörvenich war da schon in der Luft. Er sollte auf der Dahlemer Binz landen, um den Verletzten in eine Kölner Klinik zu fliegen.
Die Dahlemer Feuerwehrleute fuhren also mit dem Rüstwagen und anderen Einsatzfahrzeugen hoch zur Binz, um dort das Flugfeld für die Landung des Rettungshubschraubers auszuleuchten. Um kurz nach 23 Uhr startete der Hubschrauber mit dem Verletzten Richtung Köln.
Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen
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Muslimisches Seelsorge-Telefon
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Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention
Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de
Zwei Stunden nachdem es zum Blackout gekommen war, schaltete sich ein Ortsnetz nach dem anderen wieder auf. Die e-regio-Mitarbeiter hatte über die Umspannwerke Wollenberg und Wallenthal sowie die Noteinspeisung Losheim die Stromversorgung wieder hergestellt.