König der Ritterspiele ist totInitiator und Mitbegründer Hans Dieter Wolf verstorben
Lesezeit 4 Minuten
Seit mehr als drei Jahrzehnten finden die erfolgreichen Ritterspiele auf Burg Satzvey statt.
Nun ist der Initiator und Mitbegründer Hans Dieter Wolf am 6. Mai gestorben.
Sein Sohn sagt über ihn: „Es war das Ehrenhafte, das er bewundert hat, die ritterliche Treue. Er spielte auch gern mal den Weltretter.“
Mechernich-Satzvey – Wenn am Pfingstwochenende die Ritterspiele auf Burg Satzvey wieder das Publikum in ihren Bann schlagen, dann werden viele alte Kämpen auch an den Mann denken, der als „Erster Ritter“ in die Geschichte des Mittelalter-Spektakels eingegangen ist. Am 6. Mai ist Hans Dieter Wolf, Initiator und Mitbegründer der seit mehr als drei Jahrzehnten erfolgreichen Ritterspiele, im Alter von 75 Jahren gestorben.
Zu den Menschen, die um Wolf trauern, gehört auch der langjährige Burgherr Franz-Josef Graf Beissel von Gymnich. Er war Wolfs enger Freund und Trauzeuge.
Mittelalterfan mit Leib und Seele
Von der Faszination, die das Leben im Mittelalter auf Hans Dieter Wolf ausgeübt hat, erzählen die unzähligen Fotos und Zeitungsberichte an den Wänden und in den Familienalben des Ehepaars Wolf, das 1984 von Köln nach Satzvey gezogen war. Der Umzug in die Eifel sei damals unausweichlich gewesen, schmunzelt Silvia Wolf. „Wegen des vielen Prölls, den wir eh schon hier liegen hatten.“
Als gelernter Schaufensterdekorateur überließ der passionierte Wappenkünstler, Modellbauer und Maler Hans Wolf auch bei der Planung der Ritterspiele nichts dem Zufall. Genauigkeit war seine oberste Prämisse. „Das sieht man auch an vielen tollen Details in den Decken-Malereien unseres Wappensaals.“ Dort, so Graf Beissel, habe Wolf nicht nur die Familiengeschichte des Adelsgeschlechts derer von Gymnich eindrucksvoll auf nackten Stein gebannt. Sondern auch den gräflichen Familienstammbaum und zig Wappen. „Hans war ein fantastischer Kerl, wahnsinnig ruhig und ausgeglichen. Und mit einem unglaublichem Talent gesegnet.“
Ehepaar Wolf heiratete auf Burg Satzvey „in voller Montur“
Rüdiger Wolf kann das nur bestätigen. Was genau seinen Vater am Rittertum so fasziniert habe, dass er in seiner Freizeit regelmäßig in die Rolle des „Grafen von Berg“ geschlüpft sei und zu Pferde an unzähligen Show-Schwertkämpfen teilgenommen habe? Rüdiger Wolf formuliert es so: „Es war das Ehrenhafte, das er bewundert hat, die ritterliche Treue. Er spielte auch gern mal den Weltretter.“
In den letzten zehn Jahren habe ihr Mann sich mehr und mehr von den Ritterspielen auf der Burg zurückgezogen, erzählt Silvia Wolf. „Dabei hängen so tolle Erinnerungen daran. 1988 haben mein Mann und ich dort geheiratet, beide in voller Montur.“ „Stimmt“, sagt der Graf lachend und zeigt auf ein Foto an der Wand. „Die Feier war doch in dem alten Viermast-Zirkuszelt, das wir zum Ritterzelt umfunktioniert hatten.“
Silvia Wolf erinnert sich noch gut an die Zeit. Die ersten Unterkünfte für das Satzveyer Ritterlager habe ihr Mann noch aus alten Campingzelten zusammen genäht, an denen er mit Stecknadeln – „Typisch Dekorateur!“ - Wimpel befestigt habe.
Erste Ritterhelm aus LKW-Scheinwerfer gebastelt
Seine Leidenschaft für das Ritterleben hatte der gebürtige Oberschlesier, der in Köln groß wurde, schon als Kind entdeckt. Doch anders als bei den meisten kleinen Jungs hielt sie bei ihm ein ganzes Leben an.
In einer Festschrift des von ihm gegründeten Kölner Karnevalsvereins „KG Ritter der Tafelrunde 1963, Original Kölsche Ritter e.V.“ schreibt Hans Wolf, dass er seinen ersten Helm aus einem alten Lkw-Scheinwerfer gebastelt und das dazugehörige Kettenhemd aus Gardinentüll genäht habe. Das habe ihm aber irgendwann nicht mehr gereicht.
„Jahr für Jahr hielt mich der Gedanke fest, Gleichgesinnte zu finden, die mit mir durch den Fasteleer marschieren.“ Nachdem dies gelungen war, wurden die „Ritter der Tafelrunde“ auch außerhalb des Karnevals aktiv – unter anderem beim Hunnenlager der „1. Kölner Hunnenhorde“ in Bad Münstereifel, wo Hans Wolf im August 1974 noch als Hagen von Tronje aufgetreten war.
Graf Beissel erinnert sich
„Von dort war der Weg nach Satzvey nicht mehr weit.“ Kopfschüttelnd erinnert sich Graf Beissel an eine der ersten Veranstaltungen, die er gemeinsam mit Hans Wolf und dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Karl-Heinz Steinmetzer auf die Beine gestellt hat. „Ein Artikel in der Zeitschrift Prisma hätte uns fast das Genick gebrochen. Darin stand: „Kommt alle nach Satzvey!“ Er lacht. „Hat auch geklappt. Die Autobahnabfahrt musste sogar gesperrt werden, so voll war es. Damit hatte natürlich keiner gerechnet. Aber wir haben es trotzdem irgendwie hinbekommen damals, der Hans und ich, und all die anderen.“
Ein Gedenkstein auf dem Burggelände sei seinem treuen Weggefährten allein schon deshalb sicher, weil man sich stets auf ihn habe verlassen können, erklärt der Burgherr gerührt. Das habe er ihm zu Lebzeiten fest versprochen. Am 31. Mai, seinem Geburtstag, wurde der Stein mit dem Namen von Hans Dieter Wolf aufgestellt, direkt neben dem Burgtor. Sowas nennt man wohl ritterliche Treue.