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Keener drinkt ene metSo leer waren die Kneipen im Kreis an Karneval

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Auf der Theke der Gaststätte Prinz in Mutscheid stehen noch die Abstandhalter. Besitzer Manfred Prinz vermisst den Trubel – gerade an den Tagen des Straßenkarnevals wird sein Herz besonders schwer.

Kreis Euskirchen – Drink doch ene met – das war einmal und kommt hoffentlich bald wieder. Denn en de Weetschaff op d'r Eck stonn keen Männer an der Theek. Es ist im Veedel gerade ganz schön still. Keine Luft, die klamm und warm ist, kein kühles Bier, kein Konfetti, das durch Raum fliegt.

Dort, wo sich vor einem Jahr die Jecken in den Armen lagen, schunkelten, sangen, bützten, herrscht jetzt Leere und Stille. Kein Viva Colonia, kein Tschingderassabum – nä, wat wor dat fröher en superjeile Zick.

An Karneval blutet das Herz der Kneipiers besonders

Der Karneval von vor einem Jahr wirkt wie eine Erinnerung an Willi Ostermann, die an einem klebt wie der Kneipenboden an Aschermittwoch. Derzeit setzt der eher Staub an. Die Stühle sind hochgestellt, durch den Zapfhahn lief schon lange kein Kölsch mehr. In der Gaststätte Prinz in Mutscheid erinnert die vollgestellte Theke noch an die Zeit vor dem zweiten Shutdown. „Ich musste ja irgendwie deutlich machen, dass hier keiner stehen darf“, sagt Manfred Prinz, der in der Gaststätte groß geworden ist und mit Leib und Seele Kneipier ist. „An Karneval keinen Betrieb in der Kneipe zu haben, lässt einem das Herz bluten“, so Prinz, der neben dem Eingangstür das Desinfektionsmittel hat einfach stehen lassen.

In Euskirchen in der Posthalterei herrscht gespenstige Ruhe. Bevor Besitzer Marius Ruhroth den Lichtschalter drückt, wirkt die Gaststätte wie ein verlorener Ort, ein Jeck im Rään. Normalerweise würde am Rosenmontag die Posthalterei während und vor allem nach dem Zoch aus allen Nähten platzen. „Ich rechne nicht damit, dass wir vor Ostern öffnen dürfen“, sagt der Posthalterei-Chef: „Wichtig wird sein, dass es nicht wieder ein Hin und Her gibt. Wir brauchen Perspektive und Planungssicherheit.“

Da hilft nur noch Galgenhumor

Es gibt gefühlt keinen Kneipenbetreiber, der das Coronavirus nicht einfach gerne verbrennen würde wie den Nubbel in der Nacht zu Aschermittwoch. „Die Tollitäten-Galerie erinnert wenigstens ein bisschen an Karneval“, sagt Gastronomin Ingrid Schwarz von der Traditionskneipe „Meiershof“ in Freilingen. Sie hat seit dem ersten Lockdown im vergangenen März die Kneipe zu, und der Saal ist leer.

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„Ob wir zur Kirmes im Mai öffnen? Stand jetzt: wohl kaum“, glaubt die Gastronomin. Die Sehnsucht nach der Wiedereröffnung ist groß. Ähnlich groß ist in diesen Tagen die Sehnsucht nach Karneval. Ja, es wird Alaaf gesungen und heimlich heißt es auch schon mal „Da sinn mer dabei“, aber so leise, dass es rasch verhallt. Aber wenigstens kann man sich auch in diesen Tagen in Galgenhumor stürzen: So wie sich der Karneval gerade hier in der Region anfühlt, kennen es die Düsseldorfer so seit Jahrzehnten. Es bleibt zu hoffen, dass nur im Roxy die Leechter für immer usjejange sind. (mit sli)