Kaugummi-AutomatTage des „Käues“-Automaten sind gezählt

wird nicht mehr lange in Strempt zu finden sein. Gleich nebenan musste für den Abriss ein Briefkasten weichen. Dabei war der zuständige Postbote behilflich.
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Strempt – Einsam hängt der blaue Kaugummi-Automat an dem Stückchen Mauer, das vom ehemaligen Tanzsaal der Gaststätte „Zur Post“ in Strempt übriggeblieben ist. Nur selten sind diese im Volksmund „Käues“-Automaten genannten Gerätchen noch im Straßenbild zu finden. Und nach dem Abriss des über 200 Jahre alten Tanzsaal-Gemäuers in Strempt sind wohl auch die Tage des blauen Kastens mit den schwarzen Drehknöpfen gezählt.
Werner Neumann, Chef der „Stahlberg Automaten“ aus St. Alban in der Nähe von Worms, erfuhr gestern durch die Rundschau, dass das Gebäude, an dem der Automat der Firma hängt, wegen akuter Einsturzgefahr abgerissen werden musste. Er konnte zunächst gar nichts mit dem Ortsnamen Strempt anfangen. Als er hörte, dass es ein Ortsteil der Stadt Mechernich ist, glaubte er sich zu erinnern, dass er den Automaten vor einiger Zeit selbst aufgefüllt habe. Er habe ihn vor einiger Zeit von einem anderen Betreiber übernommen.
Neumann ging zunächst davon aus, dass der Automat verschwindet, wenn der Bauschutt abgeräumt wird. Dann überlegte er kurz – und schloss nicht aus, dass er nach Strempt fahren und den Automaten abschrauben werde. Einen neuen Standort werde er aber nicht suchen. Das Geschäft laufe seit langem nicht mehr gut. Nur selten stehen Kinder mit leuchtenden Augen davor, werfen ihr Taschengeld ein, um einen „kostbaren Schatz“ zu ergattern.
Er werde sehen, so Neumann, was er vom Automaten verwerten könne. Auf jeden Fall den Inhalt. Neben Kaugummis im linken Kästchen, die für 20 Cent zu ziehen sind, werden im rechten „Nicht eßbare Spielwaren“ vorgehalten. Die kosten 50 Cent – und sind mit einem Sicherheitshinweis versehen: „Nicht für Kinder unter 3 Jahre geeignet, da kleine Teile verschluckt werden können. Wir empfehlen die Aufbewahrung dieser Daten.“
Jedes Jahr werde eine Menge Automaten gestohlen, sagte Neumann. Viele kleinere Unternehmer würden bis zu 200 Kaugummi-Automaten „nebenher“ aufstellen. Größere Betreiber würden bis zu 20 000 davon besitzen. „Aber das Geschäft hat sehr, sehr nachgelassen“, sagte Neumann: „Kinder sind heute eher an einem iPhone interessiert.“
Neben dem „Käues“-Automaten hing am alten Saal noch etwas. Stadtplaner Thomas Schiefer: „Wir standen am Dienstag vor dem im Weg stehenden, gelben Briefkasten.“ Der in aller Eile zu Hilfe gerufene Abriss-Unternehmer Peter Schilles stand mit Tieflader und Bagger Gewehr bei Fuß, Stromleitung und Telefonkabel waren abgeschaltet.
Das Problem mit
dem Briefkasten
Da erfuhr Thomas Schiefer von einem Strempter, dass ein Briefkasten nicht so ohne weiteres abmontiert werden dürfe. Ein Glück: Der Mann kannte den zuständigen Postboten, der flugs aufgetrieben wurde. Er nahm die noch im Kasten befindliche Post heraus und verständigte einen weiteren Mitarbeiter der Post, der den Kasten abschraubte. Schiefer: „Es ist doch interessant, dass in einem bürokratischen Staat Dinge so unbürokratisch ablaufen können.“
Gestern Nachmittag begann der Bauhof, den Schutt mit einem Bauzaun zu sichern. Der Besitzer des abgerissenen Gebäudes war gestern noch nicht ermittelt.