KarriereBrandmeisterin Verena Beul-Zöll ist die erste Feuerwehrfrau in der Leitstelle
Euskirchen/Kommern – Feuerwehrmann – das ist für viele Jungs ein Traumberuf. Und nicht nur für Jungs, wie Verena Beul-Zöll aus Kommern beweist. Sie ist die erste hauptamtlich tätige Feuerwehrfrau des Kreises Euskirchen. Ihre Ernennung war auch für Landrat Günter Rosenke etwas Besonderes: „Sie gehen in die Geschichtsbücher ein. Das ist in 22 Jahren als Landrat auch für mich eine Premiere.“
Der 30-Jährigen aus Kommern, so hatte man den Eindruck, war dies allerdings gar nicht so wichtig. Auch nicht, dass sie ihre Ausbildung als Lehrgangsbeste abgeschlossen hat. „Ich freue mich riesig auf meine Arbeit und meine Kollegen“, sagte sie. Dabei wirkte sie ganz ruhig und gelassen. Ruhe und Gelassenheit – das sind Dinge, die Verena Beul-Zöll gut wird gebrauchen können. Sie sitzt in der Rettungsleitstelle des Kreises Euskirchen.
Hohe Anforderungen
Dort erwartet sie eine Arbeit, die nicht immer einfach ist. Zwar geht es nicht immer um Leben und Tod, aber meistens um menschliche Schicksale. Schließlich weiß man nie, was im nächsten Moment telefonisch gemeldet wird. Oft sind es Menschen in Notsituationen, die anrufen, erzählte Beul-Zöll. Da wird ganz dringend ein Arzt angefordert, da hat jemand ein Feuer gesehen oder gerade einen schweren Unfall beobachtet.
Für die Mitarbeiter in der Rettungsleitstelle gilt es dann nicht nur, so schnell wie möglich so viele Informationen wie möglich zu erhalten. Oft ist es wichtig, die Anrufer erst einmal zu beruhigen und sie dann gezielt zu fragen, was sich genau und vor allem auch wo ereignet hat. Je präziser die Angaben sind, umso schneller und besser könne von den Feuerwehrleuten und Rettungskräften geholfen werden. „Manchmal gibt man auch Tipps zu ersten Hilfeleistungen am Telefon“, so Beul-Zöll.
Seit Mai 2015 hat die weibliche Stimme am Hörer als Beamtenanwärterin berufliche Erfahrung in der Rettungsleitstelle gesammelt. „Ich wusste nach der Schule erst gar nicht so richtig, wohin mit mir“, berichtete Beul-Zöll. Ihre Mutter Marlene, die wie ihr Vater Konrad Beul und ihre Ehefrau Sabine Zöll bei der Ernennung zur Brandmeisterin dabei waren, hatte sie ein wenig in den Gesundheitsbereich „gedrängt“.
Laufbahn der Brandmeisterin
2006 machte Beul-Zöll ihr Examen zur staatlich anerkannten Gesundheits- und Krankenpflegerin im Kreiskrankenhaus Mechernich. Von 2007 bis 2008 absolvierte sie ihre Ausbildung zur staatlich geprüften Rettungsassistentin. Die Ausbildung war wegen ihrer vorherigen abgeschlossenen Ausbildung verkürzt. Ihre Assistentinnen-Ausbildung begann Beul-Zöll im Rettungsdienst des Kreises, in der Rettungswache in Mechernich. 2010 wurde sie unbefristet beschäftigt. Wie Rosenke und Kreisbrandmeister Udo Crespin erzählten, ist Beul-Zöll in der Notfallrettung immer mit „höchster Zuverlässigkeit“ und „höchstem Engagement“ dabei gewesen. Zudem habe sie Interesse an weiteren Bereichen der Notfallmedizin, des Rettungsdienstes und der Gefahrenabwehr entwickelt.
Später ergab sich die Möglichkeit für Beul-Zöll, in die Arbeit der Rettungsleitstelle hineinzuschnuppern. Dabei disponierte sie zunächst Krankenfahrten. „Ich habe mir auf jeden Fall den richtigen Beruf ausgesucht“, sagte sie. Abwechslung findet Beul-Zöll, die in Bergbuir aufwuchs, im Sport. Sie spielt Fußball und zählt Schwimmen und Tischtennis zu ihren Hobbys. Dort kann sie Kraft tanken, das hilft ihr, Dinge zu verarbeiten, die ihr im Beruf begegnen.
Die Arbeit in der Feuerwehr galt lange als Männerdomäne – das sei nur etwas für hartgesottene Kerle, hieß es. „Das stimmt schon längst nicht mehr. Frauen entdecken in Haupt- und Ehrenamt immer mehr das spannende Feld für sich“, so Kreisbrandmeister Udo Crespin. Die Ernennung Beul-Zölls passt laut Crespin ins Programm „Frauen in der Feuerwehr“ und „Frauenförderung in der Kreisverwaltung Euskirchen“. Die Anzahl der Frauen in den Wehren hat sich in den vergangenen 20 Jahren geändert, auch wenn es immer noch eine Männerdomäne ist. 1995 gab es laut Jahresstatistik des Kreisfeuerwehrverbands 2711 Feuerwehrmänner und 41 -frauen. Ende 2015 zählte man 2435 männliche und 157 weibliche Mitglieder.
Ausbildung und Mitarbeiter der Feuerwehr
Um in Theorie und Praxis für Brandschutz und technische Hilfeleistung für den neuen Job gerüstet zu sein, drückte Verena Beul-Zöll die Schulbank. Dazu gehörten in der Grundausbildung das Sportabzeichen (mindestens Silber) und der DLRG-Rettungsschwimmschein.
Bei ihrem Wachenpraktikum war sie auf mehreren Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr eingesetzt. Sie war bei Wohnungsbränden und Unfällen auf der Autobahn im Einsatz. Zu ihren Lehrgängen zählten auch Sprechfunker, Maschinist, Atemschutzgeräteträger und ein ABC-Lehrgang.
Weitere fünf neue Mitarbeiter sind neben Verena Beul-Zöll in der Rettungsleitstelle vorgesehen. Grund ist laut Kreisbrandmeister Udo Crespin das erhöhte Einsatzaufkommen. Schon jetzt sind über 50000 Hilfeersuchen eingegangen. Im vergangenen Jahr waren es 150.000 Anrufe.
Die Rettungsleitstelle hat dann 20 Bedienstete: 16 Feuerwehrbeamte und vier tariflich Beschäftigte. Da die Leitstelle im Kreishaus räumlich aus allen Nähten platzt, strebt der Kreis laut Landrat Rosenke einen Neubau hinterm Kreishaus für einen Millionenbetrag an.