Nach dem HochwasserDiskussionen um Zukunft des Kaller Schwimmbads gehen weiter
Kall – Wird das von der Flut stark beschädigte Kaller Schwimmbad saniert oder an anderer Stelle neu gebaut? Mit dieser wichtigen Frage beschäftigte sich am Dienstagabend der Kaller Bauausschuss im Schevener Dorfgemeinschaftshaus. Die Verwaltung soll nun erst einmal die genauen Kosten für die beiden Varianten ermitteln und auch mögliche Alternativstandorte prüfen. Ferner soll untersucht werden, ob auch ein kleineres Lehrschwimmbecken ausreicht, um den Bedarf zu decken.
Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU) betonte, dass das Thema auch für die umliegenden Kommunen von großer Bedeutung sei, weil das Bad auch von vielen Kinder und Jugendlichen aus der Umgebung genutzt werde. Esser verwies auf entsprechende Schreiben der Gemeinde Hellenthal, des Schleidener Clara-Fey-Gymnasiums und der Schwimmschule Wellenbrecher. Die Ortsgruppe Kall der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) habe der Gemeinde ihre Unterstützung angeboten.
Stufenplan soll weitere Schutzmaßsnahmen konzipieren
Esser berichtete von einem ersten Gespräch mit den beteiligten Planungsbüros, in dem grundlegende Schutzziele für die durch das Hochwasser zerstörten Gebiete und die darin liegenden gemeindlichen Liegenschaften samt der bereits in Planung befindlichen Projekte definiert worden seien. Danach sei vorgesehen, die technische Gebäudeausrüstung im Erd- oder im Obergeschoss und nicht mehr im Keller unterzubringen. Für die weitere Planung werde von der Hochwassermarke HQ extrem ausgegangen. In einem Stufenplan, so Esser, sollen weitergehende Schutzmaßnahmen für die Pegelhöhe des Hochwassers vom 14./15. Juli konzipiert werden.
„Es ist aber klar, dass wir das Bad nicht komplett gegen so eine Flut sichern können“, sagte Esser. Das liege auch an den benachbarten Urftbrücken, die bei extremen Hochwässern für einen Rückstau sorgten. Diplom-Ingenieur Andreas Göttgens vom Planungsbüro Becker erklärte: „Im Bereich des Schwimmbads kommen zwei Probleme zusammen: das Hochwasser in der Urft und der Starkregen auf den benachbarten Flächen.“ Man müsse genau überlegen, wo man Schutzmaßnahmen wie Dämme, Mauern oder mobile Elemente realisiere. Franz Albert Groß erklärte für die FDP, dass das Bad wegen der Hochwassergefahr am bisherigen Standort nicht mehr aufgebaut werden solle. Stattdessen solle ein am Lehrbetrieb ausgerichtetes Hallenbad mit einer Beckenlänge von etwa 16 Metern auf dem Parkplatz der neuen Grundschule errichtet werden. Ein Antrag der Liberalen sieht vor, die Parkplätze stattdessen auf einem der beiden Sportplätze errichten. Die FDP will nämlich nur noch einen Sportplatz wiederherstellen. Die neue Parkplatzfläche könne zusätzlich auch als Kirmesplatz dienen und als zusätzliche Retentionszone dienen.
Kostenfrage noch ungeklärt
Auch Klaus Pütz (Grüne) sieht den „bisherigen Standort kritisch“, weil die Schutzmaßnahmen zusätzliches Geld kosten. Da es ohnehin wohl zwei Jahre dauern werde, bis das Schwimmbad wieder genutzt werden könne, solle man mit dem Gymnasium Steinfeld über eine Nutzung des dortigen Lehrschwimmbeckens sprechen. Willi Frauenrath, stellvertretender Schulleiter in Steinfeld und CDU-Ratsmitglied, sicherte zu, einen aktuellen Belegungsplan für das Lehrschwimmbecken vorzulegen. Seinem Parteifreund Bert Spilles ging die Diskussion im Ausschuss zu weit: „Wir sollten heute nur den Sachstandsbericht der Verwaltung zur Kenntnis nehmen. Der Antrag der FDP steht nicht auf der Tagesordnung.“ Um eine Entscheidung treffen zu können, müsse erst von der Verwaltung ermittelt werden, was ein Abriss und Neubau beziehungsweise eine Sanierung samt Hochwasserschutz koste. Klar sei, dass die Gemeinde ein Schwimmbad benötige.
„Hier wird die Frage gestellt, ob wir das Bad an dem Standort guten Gewissens sanieren können“, sagte der Bürgermeister. „Die Situation an der Grundschule ist aber nicht viel besser: Der Wasserstand war dort ähnlich hoch, am bisherigen Standort war nur die Strömungsgeschwindigkeit etwas höher.“ Der Hochwasserschutz sorge zwar für zusätzliche Kosten, „aber dafür ist das Aufbauprogramm ja auch eingerichtet worden“. Da in dem Flutprogramm nur Sanierungen bezahlt würden, müsse die Gemeinde bei einem Neubau eigenes Geld in die Hand nehmen. Esser sprach dann auch noch einen anderen Aspekt an: „Wir sollten als Kommune nicht aus diesem Bereich abziehen. Dann besteht die Gefahr, dass die Bewohner der benachbarten Wohngebiete wegziehen.“ Spilles stimmte dem Verwaltungschef zu: „Wir sollten bedenken, wie das für die Anwohner aussieht, wenn die Gemeinde aus dem Bereich flüchtet.“ Fest steht bereits, dass das benachbarte Feuerwehrgerätehaus umziehen wird. Für den Neubau ist aktuell eine Fläche am Friedhof in Heistert vorgesehen.
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„Oberstes Ziel muss sein, dass wir den Kindern ein Angebot machen“, betonte Emmanuel Kunz (SPD). „Dabei müssen auch alle Alternativen hinsichtlich des Standorts und der Art des Schwimmbads geprüft werden“, forderte Kunz.