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Immer mehr HilfesuchendeIn Kall fehlen Lebensmittel und Wohnungen

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Haben nicht mehr ausreichend  Lebensmittel für die zahlreichen Hilfsbedürftigen : (v.l.) Fabian und Kirsten Althoff, Johannes Kremer und Karin Osman von der Kaller Tafel. 

Kall – Gleich zwei Hiobsbotschaften mussten die Mitglieder des Kaller Sozialausschusses in ihrer Sitzung am Dienstag im Bürgerhaus Rinnen verdauen. Die Kaller Tafel steht wegen rasant steigender Nutzerzahlen kurz vor einem Aufnahmestopp, und die Gemeinde weiß vor allem wegen der zahlreichen Hilfesuchenden aus der Ukraine nicht mehr, wo sie die Asylbewerber und Flüchtlinge unterbringen soll. Am Ende gab es eindringliche Appelle von der Politik an die Kaller, die Tafel mit Spenden und ehrenamtlicher Arbeit zu unterstützen und der Gemeinde Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen bereitzustellen.

„Seit März ist die Zahl der Menschen, die zu uns kommen, stetig gestiegen“, erklärte Fabian Althoff von der Kaller Tafel, der die neuesten Zahlen vorstellte. Danach erhielten im Mai mehr als 1200 Menschen Lebensmittel und Hygieneartikel von der Tafel, davon gut 800 aus der Ukraine. Von Mai auf Juni weise die Statistik zwar einen deutlichen Rückgang auf. „Das liegt aber nur daran, das der Besuch eingeschränkt wurde und jeder Kunde nur noch einmal pro Woche kommen darf“, so Althoff. Vorher seien auch zwei Besuche pro Woche möglich gewesen. Dieses Angebot sei von rund 30 Familien genutzt worden.

Steigende Heizkosten bei kleinen Renten

„Zurzeit kommen neben den Ukrainern auch immer mehr Menschen mit kleinen Renten, die weniger Geld für Lebensmittel haben, weil sie die steigenden Heizkosten bezahlen müssen“, berichtete die Vorsitzende der Tafel, Karin Osman. Viele Besucher der Tafel kämen aus anderen Kommunen, vor allem aus Hellenthal, Nettersheim und Schleiden. Laut Statistik sind 37 Prozent der Kunden aus Kall, 19 Prozent aus Schleiden, 15 Prozent aus Hellenthal und elf Prozent aus Nettersheim.

In diesen Kommunen gibt es keine Tafeln. „Wir haben ein großes Einzugsgebiet, zu dem fast der gesamte Altkreis Schleiden gehört“, sagte Osman. „Wenn Kall ab dem 1. Oktober neue Flüchtlinge zugewiesen bekommt, müssen wir wohl einen Aufnahmestopp verhängen.“ Einige Tafeln in NRW würden aktuell über einen Lieferstopp nachdenken, meinte Bürgermeister Hermann-Josef Esser, der mit dem ehemaligen Vorsitzenden der Tafeln NRW, Wolfgang Weilerswist, telefoniert hatte.

Kaller Tafel: „Wir suchen händeringend Mitstreiter“

Die Kaller Tafel kämpft aber auch noch gegen zwei weitere Probleme. „Wir suchen händeringend Mitstreiter, die uns unterstützen“, sagte Kirsten Althoff. Derzeit gebe es rund 30 Aktive, die die Ware abholen und verteilen. „Davon fallen aber immer wieder welche wegen Krankheit oder anderen wichtigen Gründen aus“, so Schatzmeister Johannes Kremer.Verschärft wird die Situation für die ehrenamtlichen Helfer zusätzlich dadurch, dass weniger Lebensmittel gespendet werden. „Da ist ein deutlicher Rückgang zu spüren“, betonte Osman. Die Spenden kommen aus dem Altkreis Schleiden und von der Kölner Tafel, die als Verteilzentrum für Spenden größerer Firmen fungiert.

„Die Tafeln dürfen zudem auch keine Spendengelder mehr für den Kauf von Lebensmitteln ausgeben“, fügte Bürgermeister Esser hinzu. Das sei seit dem 1. September nicht mehr möglich. „Wer helfen will, sollte am besten Lebensmittel kaufen und sie dann der Tafel geben.“ Esser erwartet, dass sich die wirtschaftliche Lage wegen der steigenden Energiepreise noch verschlechtern wird.

Gemeinde sucht dringend Wohnraum

Schlechte Nachrichten gab es anschließend auch vom Integrationsbeauftragten der Gemeinde, Paul Neufeld: „Wir brauchen dringend Wohnraum. Aktuell suchen wir 25 Wohnungen für 59 Menschen, die schon in der Gemeinde leben.“ Die für die Zuweisung von Flüchtlingen zuständige Bezirksregierung Arnsberg erwarte für den Winter eine weitere Flüchtlingswelle.

Diese Menschen müssten dann noch zusätzlich untergebracht werden. Mittlerweile stellen die Ukrainer nach Angaben von Neufeld mit 88 Personen die größte Gruppe unter den Flüchtlingen in Kall. „Viele Kommunen sind jetzt schon überlastet. Die Bezirksregierung sagt, die Situation sei noch schlimmer als 2015“, berichtete Neufeld. Esser fügte hinzu: „Die Wohnungssituation ist dramatisch. Wir wollen vermeiden, dass Turnhallen belegt werden müssen.“

„Das ist ein erschütterndes Bild bei der Tafel und im Asylbereich“, meinte Dr. Guido Huppertz (Grüne). Lothar Maevis (FDP) schlug vor, die Eigentümer leerstehender Immobilien in den Orten direkt anzusprechen. „Es ist eine Schande, dass die Eifelhöhen-Klinik noch immer nicht genutzt wird“, kritisierte Maevis. Bert Spilles (CDU) regte an, das Thema auch in der Arbeitsgruppe Wohnraum auf die Tagesordnung zu setzen. „Wir haben im Vergleich zu 2015 einen Vorteil. Wir sind besser vorbereitet und haben schon entsprechende Strukturen“, hob Emmanuel Kunz (SPD) hervor.