Acht Tonnen Edelstahl„Müller & Sohn“ aus Kall baut Einhausung für Kölner Rheinboulevard

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Alina Nettekoven und Michael Schneider stehen vor der Einhausung aus Edelstahl, die sich noch in den Kalller Werkshallen befindet.

Die letzten Arbeiten werden unter anderem noch von Alina Nettekoven und Michael Schneider ausgeführt.

Eine acht Tonnen schwere Stahlkonstruktion soll am Rheinboulevard in Köln denkmalgeschützte Überreste aus längst vergangenen Zeiten schützen.

Rund acht Tonnen wiegt die rechteckige Edelstahlkonstruktion, die an einer Ecke eine Einbuchtung für eine Tür hat und deren Öffnungen an Schießscharten erinnern. „Man könnte meinen, dass es sich um ein Kunstwerk handelt“, sagt Josef Müller, einer der beiden Geschäftsführer der Firma Müller & Sohn aus Kall, deren Mitarbeiter die ungewöhnliche Konstruktion entworfen und gebaut haben.

In der Nacht zum Dienstag wird der Koloss vom Kaller Gewerbegebiet aus mit einem Schwertransport an seinen endgültigen Standort am Rheinboulevard in Köln-Deutz gebracht. Dort soll er Überreste aus der Geschichte der Domstadt schützen.

Konstruktion aus Kall schützt römisches Kastell in Köln

In Zusammenhang mit dem Bau des Rheinboulevards in Deutz hatte die Stadt Köln den Bereich der denkmalgeschützten Sankt-Urban-Kirche umgestaltet. Dort gibt es im Untergrund denkmalgeschützte Überreste des römischen Kastells Ditiva und der romanischen Kirche St. Urban. Mit der Einhausung aus Kall sollen nun Teile davon geschützt werden. Durch die Schießscharten können die Spaziergänger auf dem Rheinboulevard künftig einen Blick auf die historischen Zeugnisse werfen.

Rene Günther (l.) und Tobias Beume stehen neben dem Laserschneidegerät.

Mit dem Laserschneidegerät, das von Rene Günther (l.) und Tobias Beume bedient wird, werden die Bleche zurechtgeschnitten.

Blick auf zahlreiche schmale Bleche, die verschraubt sind.

Die Bleche sind alle miteinander verschraubt. Deshalb wurden für die Konstruktion 5500 Schrauben verarbeitet.

„Schon vor einigen Jahren hatten wir ein bogenförmiges Geländer am sogenannten Schinkenkessel am Rheinboulevard angebracht, das ein ähnliches Aussehen wie jetzt die Einhausung hat“, erzählt Projektleiter Michael Schneider. Der Schinkenkessel war früher ein Teil der römischen und preußischen Befestigungsanlagen. Das Design für das Geländer kam in Köln offensichtlich gut an, denn für die Einhausung wurde mit der Stadt eine ähnliche Machart vereinbart. Bei der Planung musste auch der Hochwasserschutz am Rhein berücksichtigt werden.

Montage vor Ort wäre zu kompliziert gewesen

„Zuerst war eine einfachere Konstruktion geplant gewesen“, erzählt Vertriebsleiter Dominic Burmeister. Die Stadt Köln habe sich dann aber für die nun realisierte Version ausgesprochen. Die Einhausung ist sieben Meter lang, knapp fünf Meter breit und 2,80 Meter hoch. „Weil die Montage vor Ort zu kompliziert gewesen wäre, wird die Konstruktion in unserer Zentrale in Kall zusammengebaut. 5500 Schrauben werden dafür benötigt“, so Burmeister. Nur die Dacheindeckung wird von einer anderen Firma übernommen.

Planung und Umsetzung sowie die Logistik seien eine echte Herausforderung gewesen, betont Schneider. Die Konstruktion besteht aus vielen Blechen, die mit einem Laser von Rene Günther und Tobias Beume zurechtgeschnitten und dann millimetergenau abgekantet und verschraubt werden. „Die Bleche werden vorher alle glasperlengestrahlt“, so der Projektleiter. Dieses Verfahren sorgt für seidenmatte Oberflächen, die bei Sonnenschein keine Spiegelungen verursachen.

Vom Lehrschwimmbecken bis zur Kühlkammer

„Wir haben zuerst ein Muster erstellt“, berichtet Schneider. Danach sei mit der Fertigung begonnen worden. „Fünf Mitarbeiter waren gut zwölf Wochen mit dem Zusammenbau beschäftigt“, erklärt der Projektleiter. Mit dabei war auch die Auszubildende Alina Nettekoven. „Das war für sie auch eine tolle Erfahrung. Es gibt halt auch schöne Sachen, die man mit Metall machen kann“, sagt Schneider.

Normalerweise produzieren Müller & Sohn Bedien- und Maschinenbühnen, Schaltschränke und einiges mehr für die Industrie. Kunden hat die Firma in der ganzen Welt. „Aktuell haben wir beispielsweise Baustellen in Australien und Israel“, erklärt Schneider. „Wir haben aber auch schon das Innenteil für ein Lehrschwimmbecken, eine Kühlkammer für Temperaturen von minus 70 Grad oder die Schwimmplattform auf dem Kronenburger See hergestellt“, erinnert sich der Projektleiter. Das Metall für die Arbeiten werde von verschiedenen Herstellern geliefert.

In der Nacht zum Dienstag wird die Konstruktion auf einen Schwerlaster verladen. Der wird dann in Zingsheim auf die A1 auffahren und zum Rheinufer nach Deutz rollen. Dort soll die Fracht aus der Eifel um 4.30 Uhr eintreffen und mithilfe eines Autokrans aufgestellt werden. Anschließend muss sie dann noch verschraubt werden.

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