AboAbonnieren

Neues SozialprojektDie „Wirkstatt“ will in Kall Menschen aus ihrer Isolation holen

Lesezeit 3 Minuten
Hermann-Josef Esser, Michael Tietmeyer, Georg Schmiede, Malte Duisberg, Veronika Neumann und Christine Bötzele (von links) stehen im Eingangsbereich des Betreuten Wohnens.

In den Räumen des Betreuten Wohnens am Neuen Markt in Kall finden die Treffen der Wirkstatt statt, die von Bürgermeister Hermann-Josef Esser (v.l.), Michael Tietmeyer, Georg Schmiedel, Malte Duisberg, Veronika Neumann und Christine Bötzele vorgestellt wurden.

Mit ihrem neuen Arbeitsfeld, der Gemeinwesenarbeit, will die „Wirkstatt“ in Kall Menschen aus ihrer Isolation holen.

Mit einem neuen Angebot an ungewohntem Ort präsentiert sich der Verein „Wirkstatt“ in Kall. Zu den bisherigen Aktivitäten ist jetzt noch ein Kreativtreff gekommen, der im neuen Arbeitsfeld des Vereins, der Gemeinwesenarbeit, angesiedelt ist. Jeden Montag treffen sich von 14 bis 15.30 Uhr Interessierte in den Räumen des Betreuten Wohnens der Stiftung EvA, Neuer Markt 3-5, in Kall.

„Unser Ziel ist, die Menschen aus ihrer Zurückgezogenheit herauszubekommen und sie zu animieren, sich zu treffen“, so Veronika Neumann, Vorsitzende des Vereins. Da die räumliche Situation im Sozialkaufhaus an der Aachener Straße dazu nicht geeignet sei, hätten sich die Verantwortlichen auf die Suche gemacht und schließlich im Erdgeschoss des nach dem Flutschaden frisch sanierten Gebäudes für Betreutes Wohnen eine Möglichkeit gefunden. „Wir bekommen hier auch einen Büroraum, den wir dringend benötigen“, freute sie sich. Die Ausstattung des neuen Angebots wird durch eine Förderung aus dem Regionalbudget des Leader-Programms finanziert.

Seit April bietet die Wirkstatt in Kall einen Kreativtreff an

Die vielfältigen Aktivitäten des Vereins erfordern Platz. Der Hauptsitz des Vereins sei zwar in Euskirchen, so Neumann, doch auch in Kall gebe es mittlerweile die Möglichkeit für 20 Stunden Beratungsarbeit. Diese Beratung könne jeder in Anspruch nehmen, der Unterstützung brauche, zum Beispiel, um eine Arbeitsstelle zu finden, erläuterte Christine Bötzele. „Wir können da beispielsweise bei der Erstellung von Bewerbungen helfen“, sagte sie.

Der neue Kreativtreff ist dagegen ein Angebot, das von Ehrenamtlern getragen wird. Geleitet wird er von einer ukrainischen Mallehrerin, die dafür sorgt, dass es immer ein spannendes Thema gibt. „Angefangen hat das im April, im Augenblick kommen da rund zehn ukrainische Frauen zusammen“, so Neumann. Doch dabei solle es nicht bleiben, weitere Angebote seien möglich.

Das Gebäude des Sozialkaufhauses an der Aachener Straße in Kall.

Zentrale Anlaufstelle für die Wirkstatt in Kall ist das Sozialkaufhaus an der Aachener Straße.

„Wir wollen noch einen Bingotreff einrichten“, kündigte Neumann an. Damit sollten alleinstehende, ältere Damen angesprochen werden, die ansonsten zu vereinsamen drohen. „Die haben dann eine Anlaufstelle“, sagte sie. Auch ein Frühstückstreff, der zu erschwinglichen Preisen angeboten werden solle, sei in der Diskussion. Zur Umsetzung würden aber auch noch ehrenamtliche Helfer gesucht. „Zwei bis drei Stunden reichen und bieten eine sinnvolle Beschäftigung“, fügte sie an.

Betreutes Wohnen in Kall „soll sich nicht zum Ghetto entwickeln“

„Wir haben hier in Kall das Betreute Wohnen am Neuen Markt entwickelt, aber es soll kein Ghetto sein“, betonte Malte Duisberg, Geschäftsführer der Stiftung EvA. Daher würden die Räume auch Externen zur Benutzung angeboten. „Das Projekt ‚Gemeinwesenarbeit‘ rundet die Soziale Arbeit ab“, sagte er. Mit der Wirkstatt gebe es eine gute Vernetzung, die nun noch besser werde. Angesichts knapper werdender Mittel und Fachkräfte sei das wichtig. „Im ganzen Kreis gibt es unter den Sozialverbänden eine gute Kooperation“, erläuterte Geschäftsführer Duisberg.

„Ich finde es toll, wenn sich die Akteure in Kall vernetzen“, sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Es sei immer gut, wenn ohne Zutun der Verwaltung die Initiative ergriffen werde.

Für die Bewohner Kalls gehe es darum, Leute kennenzulernen. Denn der Ort sei mittlerweile nicht mehr so dörflich. „Jeder zweite Gemeindebewohner lebt im Kernort“, erläuterte er.

Finanziell unterstützt wird die Organisation der neuen Gemeinwesenarbeit vom Lions-Club Euskirchen-Nordeifel. „Das resultiert aus einer jahrelangen Zusammenarbeit, bei der wir sehen, wie gut die Projekte umgesetzt werden“, sagte Michael Tietmeyer vom Lions-Club. Die Wirkstatt sei ein Bindeglied in der Gesellschaft, stellte er fest. Es gebe aktuell eine große Gefahr, dass die Gesellschaft auseinanderbrechen könnte, was durch soziale Probleme initiiert sei. Institutionen wie die Wirkstatt würden dem entgegenwirken.