In Kall müssen 19 Spielplätze saniert werden. Der Grund: Bleibelastung. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 2,5 Millionen Euro.
Sanierung hat begonnenBleibelastete Böden auf Kaller Spielplätzen werden ausgetauscht
In Keldenich ist man mit zwei Plätzen schon fertig, in Golbach wird aktuell gearbeitet: Die Sanierung der mit Blei belasteten Kinderspielplätze in Kall ist angelaufen. Im ersten Bauabschnitt wird der Boden von sieben Anlagen in Kall, Keldenich, Dottel und Golbach ausgetauscht. Die anderen Plätze sollen danach folgen. Die Gesamtkosten werden auf etwa 2,5 Millionen Euro beziffert. Bis Ende des Jahres 2025 sollen alle Flächen saniert sein.
Im vergangenen Jahr waren die Ergebnisse eines Gutachtens vorgestellt worden, in dessen Rahmen im Kaller Gemeindegebiet neun Flächen an Kindergärten, drei an Schulen und 24 öffentliche Spielplätze untersucht worden waren. Die Messungen hatten ergeben, dass auf 16 Spielplätzen in der Gemeinde die Bleibelastung bei mehr als 1000 Milligramm pro Kilogramm Boden liegt und dort dringender Handlungsbedarf besteht.
Der Prüfwert für Spielflächen liegt bei 200 Milligramm Blei pro Kilo Boden. Zu den sieben am stärksten belasteten Anlagen gehören drei Spielplätze in Kall, zwei in Keldenich und je einer in Dottel und Golbach. Bei weiteren neun Anlagen ist die Belastung zwar nicht ganz so hoch, aber auch dort muss etwas getan werden.
Geogitter bildet eine Sperre zum darunterliegenden Boden
Um zu verhindern, dass die Kinder auf den Plätzen in der Zeit bis zu einer Sanierung mit dem belasteten Boden in Kontakt kommen, hatte die Gemeinde auf die am stärksten betroffenen Anlagen eine zehn Zentimeter dicke Schicht aus Holzhackschnitzeln auftragen lassen. Weil diese sich schneller als erwartet abbaute, mussten die Plätze mehrfach mit Hackschnitzeln nachbehandelt werden.
Den Auftrag für die Sanierung von 19 Spielflächen hatte der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) in enger Abstimmung mit dem Kreis Euskirchen und der Gemeinde vergeben. Der AAV übernimmt nach Angaben der Gemeindeverwaltung das gesamte Projektmanagement und 80 Prozent der Gesamtkosten. Die Gemeinde trägt die restlichen 20 Prozent, aktuell rund 500.000 Euro.
Auf den Spielplätzen werden zuerst Bäume und Sträucher entfernt und mit einem Geogitter eine Sperre zum darunterliegenden Boden geschaffen. Außerdem wird die oberste Bodenschicht nach den Anforderungen der Bundesbodenschutzverordnung bis zu einer Tiefe von 30 Zentimetern ausgetauscht. Wertvoller Baumbestand soll erhalten bleiben und die Erde in den Wurzelräumen besonders vorsichtig ausgetauscht werden. Damit die Anlagen wieder möglichst schnell genutzt werden können, wird zum Abschluss Rollrasen verlegt.
Neue Geräte sollen die Kaller Spielplätze attraktiver machen
Flächen für den Fallschutz werden nur saniert, wenn sie keine Grabesperre haben. Das wurde laut Gemeinde im Einzelfall geprüft und entschieden. Einige Plätze werden im Rahmen der Sanierungen etwas verkleinert und durch Hecken oder Zäune deutlicher von den umgebenden Parkflächen abgegrenzt. „Die Gemeinde hat auch einige neue Geräte angeschafft, mit denen wir die Spielplätze attraktiver gestalten wollen“, so Markus Auel, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters.
Im ersten Bauabschnitt werden die Außenflächen an der Kaller Grundschule und an den Kindergärten an der Hüttenstraße, in Golbach und Keldenich sowie die Spielplätze im Dotteler Erlenweg, in der Römerstraße in Keldenich und am Ostlandkreuz in Kall saniert. 2025 stehen dann die Bauabschnitte zwei und drei mit der Sanierung von weiteren Flächen in Kall (5) und in den Ortsteilen Scheven (3), Krekel, Sistig, Golbach und Wallenthal auf dem Programm.
Jahrhundertelang wurde das natürliche Bleivorkommen abgebaut
„In Keldenich sind bereits die ersten beiden Anlagen fertiggestellt. Wir müssen aber jetzt die weitere Witterung abwarten“, erklärte Auel. Der AAV werde die Arbeiten, soweit möglich, aber kontinuierlich fortsetzen.
Die Bodenbelastungen mit Blei im Raum Mechernich und Kall gehen laut AAV auf natürliche Bleivorkommen zurück, die jahrhundertelang abgebaut wurden. Bereits in der Römerzeit wurde Bleierz auf dem Tanzberg bei Keldenich gewonnen. Der Bergbaubetrieb in der Mechernich-Kaller-Bergwerksanlage wurde erst im Jahr 1957 eingestellt.
Im Rahmen der Bergbautätigkeit wurden unter anderem Abraum und Aufbereitungsrückstände auf umliegenden Halden abgelagert. Außerdem wurden Erzsandwäschen am Bleibach betrieben. Wind, Niederschläge und Überschwemmungen trugen zur Ausbreitung bleihaltiger Materialien in der Umgebung bei.
„Blei ist in niedrigen Aufnahmemengen vor allem chronisch gesundheitsgefährdend und kann bei Ungeborenen, Säuglingen und Kleinkindern das Nervensystem schädigen sowie die Blutbildung und die Intelligenzentwicklung beeinträchtigen“, teilt der AAV mit. Deshalb gebe es schon seit langem Bemühungen, die Kontaktmöglichkeiten zu minimieren. Ein möglicher Pfad sei die Aufnahme von Boden durch spielende Kleinkinder.