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BrandschutzAbstimmung über Kaller Feuerwehrplanung wird nach Kritik verschoben

Lesezeit 5 Minuten
Blick auf das Wahlener Gerätehaus.

Verschiedene Mängel an ihrem Feuerwehrgerätehaus führen die Mitglieder der Löschgruppe Wahlen in ihrer Stellungnahme auf.

Am neuen Brandschutzbedarfsplan für die Gemeinde Kall muss nachgebessert werden. Ein Schreiben der Löschgruppe Wahlen überraschte die Politik.

Wegen deutlicher Kritik von der Löschgruppe Wahlen am neuen Brandschutzbedarfsplan hat der Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit die ursprünglich für die nächste Ratssitzung vorgesehene Abstimmung über den Plan verschoben. Die vorgebrachten Bedenken sollen noch in die Ausarbeitung aufgenommen werden. Bürgermeister Hermann-Josef Esser kündigte an, dass im Kaller Rathaus auch noch eine Stellungnahme der Löschgruppe Sistig erwartet werde.

Die Wahlener hatten unter anderem die Zustände in ihrem Gerätehaus und Aussagen zur Bebauungsstruktur in ihrem Einsatzgebiet kritisiert. „Unserer Einschätzung nach weist der vorliegende Entwurf des Brandschutzbedarfsplans noch erheblichen Überarbeitungsbedarf auf“, heißt es in einem Schreiben der Löschgruppe, das von der Führung unterschrieben ist.

Feuerwehrleute aus Wahlen üben heftige Kritik

So wird bemängelt, dass es entgegen der Darstellung im Brandschutzkonzept in ihrem Fall kein Gespräch über einheitsspezifische Themen gegeben habe: „Ganz im Gegenteil, wir durften nicht an der Begehung unseres Feuerwehrhauses teilnehmen.“ Auch über die Jugendfeuerwehr sei nicht mit den Funktionsträgern gesprochen worden.

Beim Punkt „Bebauungsstruktur und Topographie“ seien das Gymnasium in Steinfeld sowie das Jugendwaldheim und das Jugendgästehaus nicht aufgeführt worden. Die Fahrzeughalle verfüge zwar über eine Absauganlage. An die seien aber das Löschgruppenfahrzeug und das Mannschaftstransportfahrzeug nicht angeschlossen.

Zahlreiche Mängel im Wahlener Gerätehaus aufgelistet

Die Toiletten und Duschen seien als DIN- und den Unfallverhütungsvorschriften entsprechend dargestellt. „Dies entspricht aber nicht den Tatsachen“, heißt es in dem Schreiben, dem Fotos angehängt sind. In den vorgesehenen Duschen befänden sich mittlerweile die Toilette der weiblichen Einsatzkräfte. Die Dusche könne nicht genutzt werden und habe auch kein warmes Wasser. Bei einer Instandsetzung bestehe aus Platzgründen keine Möglichkeit, die Geschlechter zu trennen. Darüber hinaus seien die sanitären Anlagen ähnlich veraltet wie im Feuerwehrgerätehaus in Kall.

Blick auf das Gerätehaus, neben dem ein Feuerwehrwagen steht.

Von der Löschgruppe Sistig wird noch eine Stellungnahme zum Brandschutzbedarfsplan erwartet.

Außerdem wird vorgeschlagen, einen Satz Schutzkleidung anzuschaffen, damit Wehrleute von der Arbeitsstätte direkt zur Einsatzstelle fahren können. Das sei wichtig, um in der Woche tagsüber eine Gruppe stellen zu können. „Uns war es wichtig, einige Punkte anzusprechen, die nicht der Realität entsprechen“, erklärte die Wahlener Löschgruppenführerin Kerstin Brandhoff auf Anfrage dieser Zeitung. Man habe die Dinge in einem Schreiben angesprochen, damit man anschließend auch etwas in der Hand habe, über das man mit den Kameraden sprechen könne. Brandhoff betonte: „Wir arbeiten sehr vertrauensvoll mit Harald Heinen zusammen.“

Defizite seien alle im Brandschutzbedarfsplan benannt

Wehrleiter Harald Heinen kann die Aufregung nicht nachvollziehen: „Der Gutachter ist mit mir die Häuser abgefahren, damit er sich selbst ein Bild machen konnte. Niemand ist vorher gehört worden.“ Als Wehrleiter mit viel Erfahrung sei er durchaus in der Lage, die Anliegen der Feuerwehr zu vertreten. Wenn Duschen nicht benutzbar seien, weil andere Dinge darin gelagert würden, sei das kein Thema für den Brandschutzbedarfsplan: „Der Gutachter stellt nur fest, dass Duschen vorhanden sind.“

Die vorgebrachten Defizite seien auch alle im Brandschutzbedarfsplan benannt. „Wir werden in den nächsten Jahren beispielsweise Geld für die Modernisierung der Sanitäranlagen in die Hand nehmen müssen.“ Auch für eine ordentliche Schwarz-Weiß-Trennung müsse in allen Gerätehäusern gesorgt werden: „Da reichen mir nicht nur zwei getrennte Spinde.“

Absauganlagen konnten wegen Krankheit nicht eingebaut werden

Die Anschlüsse für die beiden Fahrzeuge an die Absauganlage seien bereits geliefert worden, hätten aber wegen Krankheit noch nicht eingebaut werden können. Für die Bedarfsplanung in Sistig und Wahlen seien Mittel im laufenden Haushalt der Gemeinde eingestellt. „Die anderen Löschgruppen haben Angst, dass sie wegen der geplanten Investitionen in das neue Feuerwehrgerätehaus in Kall hinten runterfallen“, sagte Heinen. Das werde aber nicht passieren.

Zur Ausschusssitzung im Golbacher Bürgersaal waren zahlreiche Wahlener Wehrleute erschienen. Steffi Hübner (SPD) erklärte, es sei zwölf Jahre her, dass die Gemeinde einen Brandschutzbedarfsplan aufgestellt habe: „Die Freude darüber, dass wir jetzt endlich einen neuen haben, wird durch das Schreiben getrübt.“ Die Löschgruppen Sistig und Wahlen seien nicht richtig eingebunden gewesen. Offensichtlich gebe es Probleme mit der Kommunikation. „Warum wurde der Plan den Löschgruppen nicht vorher für eine Stellungnahme vorgelegt?“, fragte Hübner. Angesichts der Probleme könne der Plan nicht in der nächsten Ratssitzung verabschiedet werden.

Vor diesem Hintergrund ist es schon befremdlich, wenn Betroffene nicht ausreichend gehört wurden.
Dr. Manfred Wolter

„Ehrenamt ist ein scheues Reh. Vor diesem Hintergrund ist es schon befremdlich, wenn Betroffene nicht ausreichend gehört wurden“, meinte Dr. Manfred Wolter (FDP). Man dürfe die Sache jetzt nicht übers Knie brechen und müsse die Abstimmung verschieben. Klar geworden sei aber auch, dass sich der Rat auch mit den anderen Feuerwehrstandorten außer dem im Zentralort beschäftigen müsse.

„Aktuell bleiben Fragen offen. Wenn wir uns schon so viel Zeit für die Aktualisierung gelassen haben, sollten wir die beantworten“, meinte Emmanuel Kunz (SPD). Man habe schon beantragt, dass die Situation in den anderen Gerätehäusern außer Kall beleuchtet werden solle. „Die Stellungnahmen sollten bis zur nächsten Ausschusssitzung eingearbeitet werden“, forderte Kunz.

CDU hatte einen umfassenden Fragenkatalog vorgelegt

Auch Bürgermeister Esser war der Meinung, dass eine Beschlussfassung im nächsten Rat nicht möglich sei. Heinen müsse sich mit dem Gutachter die Stellungnahmen ansehen und einarbeiten.

Die CDU hatte am Wochenende kurzfristig auch einen umfangreichen Fragenkatalog zum Brandschutzbedarfsplan vorgelegt. Themen waren die Ausstattung mit Einsatzkleidung, die Löschwasserversorgung, Fahrzeugbeschaffung und vieles mehr. Die Antworten hatte die Verwaltung noch vor der Sitzung vorgelegt.

Vor einer Entscheidung, da waren sich alle einig, soll der Brandschutzbedarfsplan auch in der Arbeitsgruppe Feuerwehr besprochen werden. Die AG soll um Mitglieder aus den Löschgruppen Sistig und Wahlen erweitert werden. Weil sich das Gremium bislang lediglich mit dem Neubau des Gerätehauses in Kall beschäftigt hatte, war dort bislang nur die Löschgruppe Kall vertreten.