In der Gemeinde Kall fokussiert sich die Planung für zusätzliche Windräder auf den Wackerberg. Dort sind aber noch andere Eigentümer im Boot.
Wackerberg ist die „einzige Option“Gemeinde Kall hat kaum Flächen für neue Windräder
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Windräder wie hier bei Dottel könnten bald auch auf dem Wackerberg zwischen Kall und Wintzen stehen.
Copyright: Wolfgang Kirfel
Fünf Bereiche in der Gemeinde Kall sind im Teilplan Erneuerbare Energien zum Regionalplan Köln zur Nutzung von Windenergie vorgesehen. Doch wirklich Sinn macht nach Angaben von Bürgermeister Hermann-Josef Esser wohl nur die rund 150 Hektar große Fläche auf dem Wackerberg zwischen Wintzen und Kall – das Gros dieser Fläche liegt nicht auf Kaller Gebiet: „Alle anderen Areale sind entweder zu klein oder zu weit von Hochspannungsleitungen entfernt.“ Doch zunächst fordert die Gemeinde in ihrer Stellungnahme, dass die fünf Flächen nicht als Beschleunigungsgebiete ausgewiesen werden, in denen Projekte ohne gewisse Prüfungen realisiert werden können.
Die im Regionalplan anvisierten Flächen liegen an der Sistig-Krekeler Heide zwischen Benenberg und Felser (22 Hektar), hinter Krekel an der B258 in Richtung Marmagen (64 Hektar), am Windpark Honderberg bei Golbach (34 Hektar), auf dem Wackerberg zwischen Kall und Wintzen (150 Hektar) sowie nordwestlich von Anstois (vier Hektar). Ein zunächst vorgesehener Bereich in unmittelbarer Nähe der Rinner Steinbrüche und nördlich von Steinfeld war laut Gemeinde im Zuge des Planungsprozesses gestrichen worden.
Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Entwicklung, aber wir wollen nicht, dass die betroffenen Bereiche als Beschleunigungsgebiete eingestuft werden.
„Eine Errichtung von Windrädern in diesem Bereich hätte zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes der Klosteranlage Steinfeld als kultureller und geistlicher Schwerpunkt der Gemeinde Kall mit seiner mehr als 1000-jährigen Geschichte geführt“, heißt es in der Stellungnahme.
Insgesamt 150 Hektar für Windkraft in der Gemeinde Kall ausgewiesen
Insgesamt wurden laut Verwaltung in der Gemeinde Windenergiebereiche in einer Größe von etwa 150 Hektar ausgewiesen. Dies entspreche 2,26 Prozent des Gemeindegebietes. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Entwicklung, aber wir wollen nicht, dass die betroffenen Bereiche als Beschleunigungsgebiete eingestuft werden“, so Esser. In diesen Gebieten könne auf Umweltverträglichkeits- und Natura-2000-Prüfungen sowie auf Artenschutzprüfungen und Prüfungen der Bewirtschaftungsziele nach Wasserhaushaltsgesetz verzichtet werden. „Das wäre nicht gut für die Akzeptanz in der Bevölkerung.“
„Bei der Fläche zwischen Benenberg und Felser liegen ein Flora-Fauna-Habitat- sowie ein Naturschutzgebiet in der Nähe“, so Esser. Wegen der Bedeutung eines großen Teils des Gebietes für die Errichtung eines großen zusammenhängenden Netzes besonderer Schutzgebiete in Europa und der Lage im Wald sollte Umweltbelangen ausreichend Rechnung getragen werden. Gleiches gelte auch für das Areal hinter Krekel.
„Aufgrund der Lage im Wald und der vorliegenden planungsrelevanten und windenergieempfindlichen Arten sowie der Lage im Umfeld von Rüth wird neben den artenschutzrechtlichen Belangen eine Betroffenheit des Schutzgutes Mensch gesehen“, schreibt die Gemeinde. In Golbach befürchtet sie Einschränkungen für ein künftiges Repowering-Verfahren. Die Bezirksregierung sieht dagegen keine Probleme.
Schon im Jahr 2012 gab es eine Voruntersuchung in Kall
Da die vier Hektar bei Anstois fast ausschließlich auf Schleidener Gebiet liegen, stellt der Wackerberg für Kall die einzige mögliche Neufläche dar. Bereits in einer Voruntersuchung von 2012 sei der Wackerberg als einzige größere Neufläche ermittelt worden. „Pro und Contra müssen dabei genau abgewogen werden. Ich werde wegen eines interkommunalen Windparks auf dem Wackerberg auf jeden Fall das Gespräch mit Bürgermeister Ingo Pfennings und der Schleidener Politik suchen“, so Esser.
Die Wälder auf dem Wackerberg gehören der Katholischen Kirchengemeinde Olef, der Arenbergischen Forstverwaltung und zum kleinen Teil der Gemeinde. Manfred Kanzler, der mit seiner Frau im Haus Wackerberg lebt, hat eine Petition gegen die Windparkpläne gestartet und mehr als 1000 Unterschriften gesammelt. Außerdem hat er Flugblätter an Haushalte verteilt. Die Kirchengemeinde Olef solle ihren Besitz nicht zur Verfügung stellen.
Frühere Pläne wurden nicht weiterverfolgt
Schon vor rund zehn Jahren habe es Pläne der Gemeinde für einen Windpark gegeben, so Kanzler. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW verzeichne in dem Gebiet acht Naturschutzgebiete und geschützte Biotope. Deshalb sei das Projekt seinerzeit still zu Grabe getragen worden. Inzwischen gehe es aber nicht nur um Fledermäuse, Rotmilane und Schwarzstörche. „Die Flut hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Bäche und Flüsse nach Starkregenereignissen die Wassermassen nicht mehr ableiten können“, so Kanzler. Der Wald spiele auch beim Hochwasserschutz eine essenzielle Rolle.
„Die Naturschutzgebiete wurden im Regionalplan berücksichtigt“, erklärte Rebekka Vogel von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises. Es seien Schutzmaßnahmen für verschiedene Arten enthalten. Bei einer konkreten Planung müsse betrachtet werden, welche Arten betroffen seien. Bürgermeister Esser wirft Kanzler unter anderem vor, „Fakten wegzulassen und die Menschen in die Irre zu führen“. Auch von den Fraktionen gibt es Kritik: Ulrich Meisen (Grüne) und Emmanuel Kunz (SPD) sprechen von „einer sehr unsachlichen Diskussion“. Dr. Manfred Wolter betonte, die Argumentation sei nicht Stil der FDP: „Da prophezeit jemand den Weltuntergang.“
Wie die Fraktionen abstimmen werden, ist nicht klar. Bei CDU und Grünen sind sich die Mitglieder nicht einig. „Wir werden es jedem selbst überlassen, wie er abstimmt“, so Bert Spilles (CDU). „Wir ringen um die richtige Entscheidung“, sagt Meisen. Kunz sieht „Windräder im Wald skeptisch. Weil die größten Flächen nicht uns gehören, wird die Gemeinde wohl ohnehin nicht entscheiden, ob das Projekt realisiert wird“.
Die FDP ist gegen die Windkraftzone auf dem Wackerberg und sieht die Belange von Natur- und Landschaftsschutz, Tourismus und das Problem der Belästigung der Anwohner nicht berücksichtigt. Bis zum 13. Februar können Stellungnahmen bei der Bezirksregierung eingereicht werden.