Seit der Flut ist die Brücke im Kaller Weiherbenden gesperrt. Nun wurde im Bauausschuss eine Planung für einen knapp 1,6 Millionen Euro teuren Neubau vorgestellt. Die Grünen stimmten dagegen.
WeiherbendenBrückenneubau für Kall soll knapp 1,6 Millionen Euro kosten
Die bei der Flut zerstörte Brücke in der Straße Weiherbenden in Kall wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Knapp 1,6 Millionen Euro soll das Bauwerk kosten. Der Bauausschuss stimmte dem Vorhaben zu. Die Grünen votierten dagegen und sprachen sich für den Bau einer Brücke nur für Radfahrer und Fußgänger aus. Die alte Brücke war in den 1950er-Jahren gebaut und 1991 instand gesetzt worden. Weil bei der Flut die beiden tragenden Pfeiler durch die Wassermassen weggerissen worden waren, musste das Bauwerk komplett gesperrt werden.
„Risse und Betonabplatzungen sind zu erkennen. Die Gründung wurde unterspült und die Stützwand neben der Brücke beschädigt“, sagte Roman Schumacher vom Ingenieurbüro Thormählen und Peuckert in Aachen. Weil die Pfeiler fehlten, sei das Bauwerk auch schon abgesackt. Nach Abstimmungsgesprächen mit der Unteren Wasserbehörde des Kreises und der Bezirksregierung waren im Frühjahr dieses Jahres die Grundlagen für die weitere Planung festgelegt worden. Geplant ist eine Ein-Feld-Brücke ohne Stützpfeiler.
Mit Arbeiten soll im Frühjahr begonnen werden
„Dadurch soll vermieden werden, dass sich bei Hochwasserereignissen Treibgut ansammelt“, so der Planer. Die Brücke hat eine Spannweite von rund 15 Metern. Im Rahmen der Maßnahme müssten auch die Uferbereiche an den beiden Widerlagern erneuert werden. Für die Gründung sollen Bohrpfähle verwendet und das Bett der Urft und die Vorlandbereiche der Brücke profiliert werden. Für den Bau sollen fertige Stahlbetonteile verwendet werden, die von einem 300-Tonnen-Kran eingesetzt werden.
Die Anlieferung der Fertigteile mit entsprechenden Sattelschleppern sei möglich. Befahrbar wäre die Brücke für Fahrzeuge bis zu einem Gesamtgewicht von 60 Tonnen. Mit den Arbeiten soll im Frühjahr begonnen werden. Schumacher geht von einer Bauzeit von acht Monaten aus. Eine Wasserleitung, die unter dem Bachbett liege, müsse für diese Zeit außer Betrieb genommen werden. „Das ist aber unproblematisch“, so der Planer. Die Einteilung der Brücke orientiert sich an der alten.
Hochwasser-Berechnungen orientieren sich an hundertjährigem Hochwasser
Auf der einen Seite wird ein rund zwei Meter breiter Gehweg angelegt, auf der Gegenseite nur ein schmaler Hochbordstreifen. Die Fahrbahn dazwischen wird etwa 3,50 Meter breit. Begegnungsverkehr ist auf der Brücke wie vorher auch nicht möglich. „Die hydraulischen Berechnungen orientieren sich an einem hundertjährlichen Hochwasser“, erklärte der Planer. Bürgermeister Hermann-Josef Esser hatte Zweifel an der Vorgehensweise, weil das Land plane, die Werte für ein solches Ereignis anzuheben. „Erste Zahlen wird es aber wohl erst Anfang nächsten Jahres geben“, entgegnete der Planer.
Für die Berechnungen der beiden neuen Brücken am Rewe, die auch vom Büro Thormählen und Peuckert geplant worden seien, habe man auch ein hundertjährliches Ereignis zugrundegelegt. „Die Brücke liegt nach der aktuellen Planung schon höher als die Bahnhofstraße und der Weiherbenden. Die wären also schon überflutet, ehe die Brücke betroffen wäre.“ Auch die mehr als 38 Meter lange Stützwand für den an die Brücke angrenzenden Parkplatz der Gemeinde muss erneuert werden. Dafür sollen 1,50 Meter hohe Fertigbauteile in L-Form verwendet werden.
Geplante Baumaßnahmen im Zentrum ohne Brücke nicht möglich
Fabian Nowald (SPD) wollte wissen, ob sich die Anlieger an den Kosten beteiligen müssten, was von Planungsamtsleiter Markus Auel verneint wurde. Kritik kam von den Grünen. „Eine Brücke in dieser Form wird für ein kleines Wohngebiet nicht benötigt“, sagte Klaus Pütz. Zumal nicht weit entfernt zwei Brücken vorhanden seien. So ein Projekt passe nicht in eine Zeit, in der Klimawandel und Ressourcenverbrauch die bestimmenden Themen seien. „Letztlich wird das Vorhaben mit Schulden finanziert, und die Unterhaltung wird auch wieder Geld kosten.“
Ein Bauwerk für Fußgänger und Radfahrer sei die bessere Alternative. „Das Rote Kreuz, die Feuerwehr und der Kreis Euskirchen erklärten, dass die Brücke erforderlich sei“, widersprach Bürgermeister Hermann-Josef Esser. In dem Gebiet gebe es ein Altenheim, eine Förderschule und mehrere Arztpraxen. Die Brücke sei aber auch wichtig, um bei der Verkehrsführung im Ort Optionen zu haben: „Die geplanten Baumaßnahmen im Zentrum wären ohne diese Brücke nicht möglich. Wir wollen auch kein autofreies Kall“, betonte Esser.
„Solange es kein Verkehrskonzept für Kall gibt, müssen wir auf unsere Erfahrungen zurückgreifen“, meinte Hans Reiff (FDP). Deshalb könne man auf diese Brücke nicht verzichten. Dem stimmte auch Bert Spilles (CDU) zu: „Was machen wir, wenn die provisorische Brücke an der Aachener Straße einmal abgängig wird? Dann brauchen wir Alternativen.“