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Viele BaustellenWie sich Steinfeld auf die Deutsche Bischofskonferenz vorbereitet

Lesezeit 6 Minuten
Der Steinfelder Pfarrer Wieslaw Kaczor steht in der Sakristei der Basilika und schaut sich Messgewänder an.

Die Vorräte an Alben und Messgewändern in der Sakristei der Basilika begutachtet Pater Wieslaw Kaczor. Zur Bischofsversammlung bekommt er Unterstützung in Sachen Diensttextilien für die Eminenzen aus den Vorräten des Aachener Doms.

Die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz findet erstmals im Bistum Aachen statt. Steinfeld ist ab 10. März Tagungsort.

Fünf Tage nach Aschermittwoch steht im Kloster Steinfeld und dem Gästehaus ein Ereignis an, das eigentlich nicht in die betont unspektakuläre Fastenzeit passt: 61 Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle aus den 30 deutschen Bistümern reisen an. Die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz findet erstmals im Bistum Aachen statt. Steinfeld ist vom 10. bis 13. März Tagungsort.

Vier Tage lang wird der kleine Eifelort zum Zentrum der Katholischen Kirche in Deutschland. Das gab es noch nie, und dessen ist sich auch Pater Wieslaw Kaczor, im 30. Jahr Ortspfarrer von Steinfeld, bewusst. „Eigentlich ist das ein Anlass für Pauken und Trompeten. Aber wir sind in der Fastenzeit. Alles wird etwas einfacher sein.“ Also kein Blumenschmuck auf dem Hauptaltar und im Chorraum.

In Steinfeld wird an zahlreichen Baustellen gearbeitet

Bischöfe, Erzbischöfe, Kardinäle werden Violett tragen. Zwölf solcher Messgewänder über den weißen Alben werden allein für die sechs Zelebranten um den gastgebenden Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser sowie weitere Exzellenzen und Eminenzen im Altarraum beim Eröffnungsgottesdienst am Montag, 10. März, ab 18.30 Uhr in der Basilika benötigt.

„So viele violette Messgewänder haben wir gar nicht, die werden daher aus dem Aachener Dom mitgebracht“, sagt Kaczor. In der altehrwürdigen Sakristei der Basilika prüft er kritisch die an Kleiderstange hängenden Alben. Auch in wuchtigen Eichenschränken im Vorraum lagern Unmengen an Messgewändern – zwölf violette sind aber nicht dabei.

Drumherum hat sich derweil in den vergangenen Wochen einiges getan. Die Wände des Vorraums, auch die an der Eichentreppe hoch zu den Umkleiden der Messdiener, wurden von zwei Mini-Jobbern neu gestrichen. Apropos: 12 bis 15 Messdiener wurden in den vergangenen Wochen vom neuen Schulseelsorger am Hermann-Josef Kolleg gesucht und gefunden. Sie sollen den Bischöfen bei täglich mehreren Messen in der Basilika, der Kapelle der Trappistinnen nebenan und in der Hauskapelle des Klosters assistieren.

Auch Ehrenamtler helfen, alles auf Vordermann zu bringen

Leszek Lakomski will für seine Hilfe bei den Vorbereitungen zur Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe kein Geld. Ihm reiche „Gottes Lohn“, meint er nur. Er ist Rentner, hat Zeit, also macht er sich an die Arbeit: Die mutmaßlich barocken, aufwendig verzierten Beichtstühle in den Seitenschiffen der Basilika – insgesamt zwölf Stück – will er zunächst alle reinigen und dann mit Politur zum Glänzen bringen. Inklusive der Wandverkleidungen dazwischen. Auch alle Möbel in der Sakristei werden so von Lakomski auf Vordermann gebracht.

Ein Mann arbeitet an einem Beichtstuhl in der Basilika Steinfeld.

Die zwölf Beichtstühle in der Basilika reinigt Leszek Lakomski und überzieht sie mit einer Politur.

Christoph Böhnke steht in einem Innnenhof. Er hält eine neue Fahne des Klosters Steinfeld in den Händen und betrachtet sie.

Die neuen Fahnen mit dem Wappen des Klosters begutachtet Gästehaus-Gastgeber Christoph Böhnke.

Der Hermann-Josef-Saal im Kloster Steinfeld ist eine Baustelle. Arbeitsgeräte und Material sind im gesamten Raum verteilt.

Die größte Baustelle: Der 180 Quadratmeter große Hermann-Josef-Saal wird um 80 Quadratmeter erweitert.

Für alles kalkulierte er einen Monat ein. Er mache das gerne und wolle so was für seine Kirche tun, sagt Lakomski, der in Golbach wohnt, sein kirchliches Zuhause aber in der Basilika gefunden hat. „Er ist bei uns Stammgast“, freut sich Kaczor. Andere ehrenamtliche Helfer haben ebenfalls mitangepackt, ein Maler hat die Vorhalle der Basilika im Wortsinn „zum Leuchten“ gebracht: Die Wände wurden gestrichen, die Kreuzigungsgruppe an der Stirnwand gereinigt – vor allem aber auch die bunten Glasscheiben der Fensterrosette. Sie strahlt im Sonnenlicht.

Es sei hier nun fast wie in einer Kapelle, freut sich Kaczor. Was so im Zuge des anstehenden Großereignisses mit Idealismus und gegen kleines Geld geschafft wurde, ersetzt nicht das, was eigentlich ansteht: die Innensanierung der Basilika, eine neue Beleuchtung für den Kreuzgang und anders mehr. Das alles muss weiter warten.

Die neuen Fahnen mit dem Wappen des Klosters sind eingetroffen

„Mal sehen.“ Christoph Böhnke, Gastgeber im Gästehaus des Klosters, schlitzt mit einem Messer einen Karton auf. Drin sind sechs neue Flaggen mit dem Wappen von Kloster Steinfeld. Alles laut Plan, denn das raue Wetter rund um die alten Klostermauen auf der Eifelhöhe setzt den Fahnen – drei am äußeren Eingangstor zum Klostergelände, drei vor dem Gästehaus – so zu, „dass die nach einem Jahr einfach durch sind“, so Böhnke. Zufällig pünktlich zum Bischofstreffen wurden neue geliefert, und sie werden nun aufgezogen.

Wenn auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Nikola Eterović, erwartet wird, will Böhnke mit seinem Team dafür gesorgt haben, dass alles glänzt. Der Frühjahrsputz im Gästehaus, der ohnehin angestanden hätte, wurde deshalb vorgezogen. Hinter den Kulissen aber herrscht zunehmende wie routinierte Geschäftigkeit.

Der Hermann-Josef-Saal wird für die Konferenz erweitert

Um die Abläufe, die Koordination, die Kommunikation zwischen Gästehaus und Bischofskonferenz kümmert sich seit Wochen Böhnkes Mitarbeiterin Anika Kammilla. Für die Crew im Service des Gästehauses und des angeschlossenen Hauses Benedikt sowie für das Küchen-Team besteht Urlaubssperre für die Zeit zwischen dem 10. und 16. März.

Wir kochen das, was wir immer kochen, und das auch wie immer gut.
Christoph Böhnke, Chef des Gästehauses im Kloster Steinfeld

Doch Hektik angesichts der gebuchten 143 Betten für die Bischöfe und ihre Entourage kommt nicht auf. Außerdem seien jetzt zwar alle Zimmer belegt, aber nur einfach, nicht als Doppelzimmer, und ohne An- oder Abreise für die Dauer der Versammlung. „Das heißt für unser Service-Team, dass wir mehr Zeit für jeden Gast haben.“ Konzentriertes Arbeiten gilt auch für die Klosterküche. „Wir kochen das, was wir immer kochen, und das auch wie immer gut“, so der Gästehaus-Chef.

Über für Außenstehende endlos wirkende Flure und eine kleine Treppe geht es zu dem, was Christoph Böhnke „die größte Baustelle, die wir hier vor der Brust haben“ nennt. Der 180 Quadratmeter große Hermann-Josef-Saal wird um 80 Quadratmeter vergrößert. Denkmalschutzbehörde und Brandschutz haben dem Umbau, bei dem eine nicht-tragende Wand rückgebaut werden muss, zugestimmt. Zudem werden unweit neue WC-Anlagen eingebaut. „Das sind zum Teil Baumaßnahmen, die ohnehin angestanden hätten. Jetzt haben wir dafür ein klares Ziel, das passt“, so Böhnke.

Auch besondere Catering-Wünsche der Bischöfe werden erfüllt

Alle 61 Bischöfe und die Geschäftsführung der Deutschen Bischofskonferenz sollen zudem bequem sitzen können. Also wird es neue Stühle und Tische, alle ausgestattet mit Mikrofonanlagen, geben. Ein Podest wird für den Vorsitz des Plenums gebaut. Im Hermann-Josef-Saal werden schließlich die zuvor in den verschiedenen Tagungs- und Seminarräumen erarbeiteten Beschlüsse aus den Arbeitsgruppen der Frühjahrsvollversammlung diskutiert und verabschiedet.

Ein Eventausstatter aus der Region sorgt zudem für Beamer und Beschallungstechnik. Die bestehende Internetverbindung wurde für die Tagung beschleunigt, es wird ergänzende abgesicherte WLAN-Netze geben. In der ehemaligen Schülerkapelle finden die Pressekonferenzen statt, im Trakt der Akademie wird ein Pressezentrum mit Arbeitsräumen für die Medien eingerichtet.

Man wolle die Versammlung nutzen, sagt Böhnke: „Wir werden gesehen, das ist auch für die Zukunft von Kloster Steinfeld wichtig.“ Er und sein Team sowie Kaczor und seine Mitarbeitenden im Pfarrhaus sind gespannt auf das, was auf sie zukommen wird. Neben dem Arbeitsprogramm tagsüber sind zwei Abendveranstaltungen im Schafstall geplant: ein Abend für die akkreditierten Medienvertreter und einer für das Bistum Aachen.

Gastgeber Böhnke hat auch einen besonderen Catering-Wunsch aus dem Kreis der Eminenzen erfüllt: Er hat Edelcognac eingekauft. Über die Jahrzehnte der Vollversammlungen habe sich dem Vernehmen nach der Wunsch einzelner Eminenzen nach etwas Hochprozentigen am Ende eines Tages herausgebildet. Kurz: Auch Bischöfe wollen mal einen Absacker.


Messen sind öffentlich

Die Eifeler und alle Interessierten lädt Bischof Dr. Helmut Dieser zu den Gottesdiensten während der Vollversammlung ein: „Alle Gottesdienste werden öffentlich sein.“ Es gibt keine Platzreservierung.

Das gilt auch für das festliche Hochamt am Anreisetag, 10. März, um 18.30 Uhr, an dem alle deutschen Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle teilnehmen werden, sowie für die drei Frühmessen am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 11. bis 13. März, jeweils ab 7.30 Uhr in der Basilika. Weitere öffentliche Messen finden an diesen Tagen ab 7 Uhr in der Kapelle der Trappistinnen statt.