Folgenschwerer BrandSanierung der Kirche in Hellenthal ist eine Herausforderung
Hellenthal – Hämmern ist vom Dach der evangelischen Kirche in Hellenthal zu hören. Bekanntlich kommt ja alles Gute von oben, sollte man gerade in der Umgebung einer Kirche meinen. Doch weit gefehlt. Vorsicht ist angesagt. Wer nicht aufpasst oder keinen Bauhelm trägt, der kann schmerzhaft von einem der herabrieselnden Schieferstückchen getroffen werden, die die emsigen Dachdecker von den neuen Schieferschindeln abschlagen. Es ist mittlerweile mehr als zwei Jahre her, doch immer noch sind in Kirche und Pfarrheim nicht alle Spuren der Brandnacht vom 21. Januar 2019 beseitigt.Der jugendliche Brandstifter, der damals bereits zweimal das Schleidener Sturmius-Gymnasium angezündet hatte, hatte seinerzeit in einem Fachwerkanbau Feuer gelegt, das sich auf das Pfarrhaus ausbreitete und beinahe auch die direkt angebaute Kirche erfasst hätte. Mit einem Großeinsatz konnte die Hellenthaler Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen verhindern und das Gotteshaus schützen.
Die von sportlichem Ehrgeiz getriebene Hoffnung von Pfarrer Oliver Joswig, bereits Weihnachten 2019 wieder in der Kirche feiern zu können, erfüllte sich nicht. Ein Problem habe sich an das nächste gereiht, berichtet der Geistliche. So habe es sich schwieriger als gedacht gestaltet, einen Architekten für den Wiederaufbau zu finden.
Weitere Schäden gefunden
Als schließlich Christoph Commes aus Heimbach für diese Aufgabe begeistert werden konnte, habe dieser festgestellt, dass der Dachstuhl Schäden aufwies, die nichts mit dem Brand zu tun hatten. Auch wenn die eigentlichen Brandschäden durch die Versicherung gedeckt sind, geht die Reparatur dieser Schäden zu Lasten der Kirchengemeinde.
Auch ein anderer Faktor erwies sich als kostenintensiv: Die Deckrichtung der Beschieferung war so, dass die Neubedeckung des Pfarrheims nicht einfach angeschlossen werden konnte. Um eine einheitliche Fläche hinzubekommen, hätte auch das Dach der Kirche neu eingedeckt werden müssen, erläutert Günter Krohn, stellvertretender Baukirchmeister.
Auch im Inneren der Kirche ist noch nicht alles, wie es einmal war. Durch die Arbeiten am Dach sind kleinere Schäden am Gewölbe entstanden, die noch beseitigt werden müssen. „Dann wird die Kirche neu gestrichen, WLAN, Kameras und Lautsprecher installiert“, so Pfarrer Joswig.
Denn seit vielen Wochen ist die Kirche ein Aufnahmestudio für Videogottesdienste. Im ersten Lockdown hatte Joswig mit seinem Sohn Thorge die Übertragungen zunächst aus dem Gemeindesaal gestartet. „Wenn mir vor 15 Monaten einer gesagt hätte, dass wir Youtube-Gottesdienste machen, ich hätte es nicht für möglich gehalten“, sagt der Geistliche. Mittlerweile sind noch vier Jugendliche dazugestoßen, die über sechs Kameras die Gottesdienste ins Internet streamen.
Hohe Kosten
Die Kosten, die durch die Renovierung des Dachstuhls und die Eindeckung der Kirche entstanden sind, bereiten Pfarrer Oliver Joswig und dem Presbyterium Sorgen. „Im Endeffekt werden es rund 250.000 Euro sein, die an der Kirchengemeinde hängen bleiben“, so Joswig. Die Kalkulation für die Beseitigung des Brandschadens liege bei etwa 1,6 Millionen Euro.
Nach dem Brand wurde in mehreren Spendenaktionen vom Förderverein der Kirchengemeinde Geld gesammelt, um den Neuaufbau unterstützen zu können. „Dabei sind um die 10.000 Euro zusammengekommen“, sagt Peter Schäfer, Vorsitzender des Fördervereins. „Wir sind dankbar, aber das Geld ist auch schnell weg“, beschreibt er die Lage.
Deshalb bittet der Förderverein noch einmal um eine Unterstützung für die Sanierung der Kirche. Ein Kontakt kann per E-Mail erfolgen. (sev)
Sorgen bereitet der Kirchengemeinde noch der Schaden an der Orgel. Diese habe durch die Schnelltrocknung Risse an der Windlade davongetragen, die noch repariert werden müssen.
Die Instandsetzung des Pfarrheims ruht zurzeit, bis das Dach vollständig geschlossen ist. Schon erkennbar ist der neue Gruppenraum im Dachgeschoss. „Mein neuer Lieblingsraum“, so Joswig. Zwölf Personen können sich demnächst hier treffen. Im Erdgeschoss ist noch die alte Verfachung der Wände zu erkennen. „Das soll später mit Lehmputz wieder hergestellt werden“, berichtet Joswig. Auch eine barrierefreie Toilette wurde im Zuge des Wiederaufbaus integriert. Zudem wurden die aktuellen Anforderungen des Brandschutzes erfüllt.