Nach Feuer in PfarrhausHellenthal findet keinen Architekten für Wiederaufbau

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Das beschädigte Fachwerk im hinteren Bereich des alten Pfarrhauses begutachtet Pfarrer Oliver Joswig.

  1. Nach dem Feuer im alten Pfarrhaus in Hellenthal sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange.
  2. Doch für Pfarrer Oliver Joswig und sein Team gestaltet sich der Wiederaufbau sehr schwierig.
  3. Auch weil die Suche nach einem Architekten problematisch ist.

Hellenthal – Im alten Pfarrhaus sind die Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Brand im Februar in vollem Gange. Der Anbau, in dem das Feuer seinen Ausgang genommen hat, ist abgerissen. In der ebenfalls in Mitleidenschaft gezogenen evangelischen Kirche ist auch zu Ostern nicht an Gottesdienste zu denken.

Nun wäre es auch an der Zeit, Pläne für den Wiederaufbau zu schmieden. Doch das gestaltet sich schwieriger, als Pfarrer Oliver Joswig und sein Team gedacht hätten. Während sie zwar Ideen haben, müssten die durch Architekten in Pläne gegossen werden. Und daran mangelt es.

Architekten geben Kirchengemeinde einen Korb

Bei rund zehn Architekten aus der Region – bis nach Aachen – habe man angefragt, sagt Joswig. Die Hälfte davon habe sich die Lage vor Ort angeschaut. Und alle gaben der Kirchengemeinde einen Korb: Die Auftragsbücher sind voll, einen komplexen Auftrag wie den Wiederaufbau in Hellenthal, bei dem eine enge Baubegleitung und Abstimmungen mit den Denkmalbehörden nötig sind, wollte keiner annehmen.

Der Brand im nun abgerissenen Anbau hat Spuren hinterlassen.

Zuletzt sind laut Joswig am Montag zwei Architekten in Hellenthal gewesen, die das Projekt ebenfalls als reizvoll bezeichnet hätten. Doch ob sie sich dessen annähmen, sei noch völlig unklar.

Nicht viel Hilfe vom Kirchenkreis erwartet

Vom evangelischen Kirchenkreis ist laut Joswig nicht viel Hilfe zu erwarten. Ein Bauingenieur wird dort ab dem 1. Mai tätig sein. Er werde, so Joswig, jedoch nur beratend helfen. Über eine komplette Bauabteilung wie es sie in katholischen Bistümer gibt, verfügt der Kirchenkreis nicht. Ob denn die Katholiken vielleicht den Evangelen helfen könnten? Ausschließen will Joswig nichts, jedoch sei eine solche Anfrage bislang kein Thema gewesen. Auch weiß er nicht, welche Aussichten auf Erfolg die haben könnte, da der Baubestand in den Bistümern ja auch enorm groß sei.

Ein sechsköpfiges Team, zu dem neben Joswig die Baukirchmeister Günter Christmann und Günter Krohn, Pfarrer Christoph Ude, Finanzkirchmeister Michael Bär und Gaby Leufgen gehören, kümmert sich um die Koordination der Arbeiten. Sie haben auch die Idee entwickelt, den Wiederaufbau womöglich in mehrere Abschnitte zu gliedern, die nacheinander ausgeführt werden könnten.

Auch die Heizungsrohre werden entfernt.

Wichtig wäre es beispielsweise, vor dem Winter wieder ein Dach auf dem alten Pfarrhaus zu haben. Danach könnte der vom Brand angegriffene Teil der Kirche an der Reihe sein, gefolgt vom Inneren des alten Pfarrhauses. Abschließend käme ein kleines Gebäude infrage, um die im Innenhof klaffende Lücke zu schließen.

Aufräumarbeiten in vollem Gange

Unterdessen arbeitet die achtköpfige Crew der Mönchengladbacher Firma Tin seit dem Montag nach dem Brand täglich in Hellenthal. Es ist nun alles aus dem alten Pfarrhaus geräumt. Sämtliche Wand- und Bodenbeläge sind entfernt, mit Trocknungsgeräten soll die durch das Löschwasser verursachte Feuchtigkeit aufgesogen werden. Auch die Elektro- und Heizungsinstallationen werden entfernt – alles muss erneuert werden.

Teils sind die Schäden erst während der Arbeiten sichtbar geworden. Wie feucht der Boden unter den Fliesen ist, zeigte sich erst, als diese entfernt waren. Und während Kirche und der größte Teil des Pfarrhauses aus Stein gebaut sind, kam später im hinteren Bereich des Pfarrhauses ein Fachwerk-Anbau hinzu. Das Fachwerk ist beschädigt, es weist zahlreiche Löcher auf.

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Alleine die bisherigen Arbeiten haben laut Joswig bereits einen Betrag im mittleren fünfstelligen Bereich verschlungen, den die Versicherung – mit der die Zusammenarbeit gut funktioniere – bereits gezahlt hat. Wie hoch der Gesamtschaden ist, vermag der Pfarrer noch nicht zu sagen – ein sehr kräftiger sechsstelliger Betrag, vielleicht eine halbe Million, könnte es aber sein.

Bauplanung bleibt großes Thema im Stadtrat

Schleidens Beigeordneter Marcel Wolter kann Joswigs Sorgen im Bezug auf die Bauplanung gut nachvollziehen. Für den Wiederaufbau am Gymnasium sind die Aufträge an die Architekten sowie Fachingenieure für Brandschutz, Elektronik, Lüftung und Statik vom Stadtrat bereits vergeben. „Die stehen alle Gewehr bei Fuß“, sagt Wolter. Doch von anderen Projekten weiß auch er, wie schwer es sein kann, Architekten und Ingenieure zu finden.

Gespannt wartet er beispielsweise auf die Ausschreibungen, die demnächst mit zu vergebenden Aufträgen für den Rohbau am Gymnasium beginnen werden. Wolter weiß von Kollegen aus anderen Kommunen, dass teils auf Ausschreibungen nicht ein einziges Angebot eingegangen ist – und hofft, dass dies in Schleiden nicht der Fall sein wird.

Auch wenn man in Hellenthal noch längst nicht so weit ist, hat Pfarrer Oliver Joswig ein Datum im Kopf: „Ich habe den Traum, Heiligabend wieder in der Kirche feiern zu können.“

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