Die einstige „Adolf-Hitler-Skischanze“ in Hollerath soll in die Denkmalliste der Gemeinde Hellenthal eingetragen werden.
Einstige „Adolf-Hitler-Skischanze“Hollerather Wintersport-Ruine soll Bodendenkmal werden
Wie zum Wintereinbruch bestellt, findet sich auf der Tagesordnung des Bau- und Planungsausschusses der Gemeinde Hellenthal eine Vorlage, in der die Wintersportvergangenheit Hellenthals thematisiert wird. Auf Antrag der Bodendenkmalpflege des LVR sollen die Überreste der Skisprungschanze in Hollerath als Bodendenkmal in die Denkmalliste der Gemeinde eingetragen werden.
Damals wie heute ist die Gegend an der belgischen Grenze oberhalb Hellenthals ein Wintersportgebiet. Wenn Schnee liegt, durchziehen die Loipen die Eifelwälder. Schließlich ist am Weißen Stein der höchste Punkt des nordrhein-westfälischen Rheinlands. Allerdings sind die Skilifte, die sich früher in Hollerath und Udenbreth drehten, zurzeit stillgelegt.
Von der Sprungschanze im Hollerather Wald ist heute nicht mehr viel zu sehen. Im Waldboden verstecken sich mehrere Betonklötze, die das Fundament für die Holzkonstruktion des Sprungturms bildeten, sowie eine Betonschwelle am einstigen Übergang von Turm zum Hang. Am auffälligsten ist noch die Ziegelmauer, die unvermittelt am Wegesrand am Nordosthang des Thiesberges im Wald zu sehen ist.
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Hollerather Schanze wurde inzwischen von Fichten überwuchert
Es handelt sich dabei um den „Backen“, den Schanzentisch, von dem aus die Sportler in die Tiefe segelten. Heute würde das niemand mehr wagen, denn er würde sofort in den hohen Fichten hängen bleiben, die in den letzten 50 Jahren auf dem einstigen Auslaufhügel in die Höhe geschossen sind. Verglichen mit heutigen Anlagen, mögen sich die Maße des Hollerather Schanze lächerlich anhören, doch für das Rheinland waren sie schon beachtlich.
20 Meter hoch und 90 Meter lang war das Holzgerüst, auf dem die Sportler bei einem Gefälle von 20 Grad einst Schwung holten für den Flug ins Tal, dann fuhren sie noch rund 30 Meter auf dem Hang bis zum Absprung am Schanzentisch, so dass Geschwindigkeiten bis zu 90 km/h erreicht werden konnten.
Kölner Wintersportler initiierten das Projekt in Hollerath
Wer auf dem Waldweg an dem einstigen Schanzentisch steht und von dort aus ins angrenzende Tal sieht, kann schon ins Schwindeln geraten. Fast senkrecht fällt der felsige Waldboden hier ab und verschwindet in der Tiefe. Zwischen den Fichten ist es unmöglich, den Boden des Tales zu erkennen. So leuchtet es ein, dass sich der Kölner Wintersportclub den Ort aussuchte, um eine Skischanze zu bauen.
Köln ist nicht gerade als Mekka des Wintersports bekannt. Heutzutage findet sich die beliebteste Rodelpiste der Stadt am Herkulesberg, im Volksmund „Monte Klamott“ genannt, da er aus den Ruinen aus den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs besteht. Als die Schanze in Hollerath gebaut wurde, gab es ihn also gar nicht. Wer Ski fahren wollte, musste in die Eifel fahren.
Die ersten Wintersportler kamen etwa um 1910 auf die Eifelhöhen. Mit der Eisenbahn, der „Flitsch“, ging es über Kall nach Hellenthal, von dort mit dem Bus oder auch zu Fuß weiter. Und abends ging es wieder zurück in die Stadt. Um den beschwerlichen Weg zu sparen, erwarb der Wintersportverein in Hollerath schließlich ein Haus, das übrigens immer noch in Betrieb ist.
Bau der Skisprungschanze kostete 15.000 Reichsmark
Anfang der 1930er-Jahre entwickelte der damalige erste Vorsitzende William Arnet die Idee, eine Skischanze zu bauen. Eine geeignete Stelle war schnell im „Thiessieffen“, unterhalb des heutigen Sportplatzes, gefunden. Von 1932 bis 1934 dauerte der Bau, der ähnlich beschwerlich gewesen sein muss wie die Wege der Sportler von Hellenthal nach Hollerath herauf. Mit Ochsenkarren wurden die Hölzer angeliefert, die für das Bauwerk notwendig waren. Zwei kleine Sprungtische und eine große Anlage wurden errichtet. 15.000 Reichsmark soll der Bau gekostet haben. Von dem Bau und der Eröffnung der Schanze existieren Filmaufnahmen, die von dem Hollerather Lehrer Siegfried Zieger zusammengestellt wurden.
Doch das neue Bauwerk, das im Sog der Machtübernahme der Nationalsozialisten auf den Namen „Adolf-Hitler-Skischanze“ getauft wurde, wurde erst zwei Jahre nach seiner Fertigstellung offiziell in Betrieb genommen. Der Grund war banal: Es gab einfach keinen Schnee, der den Sport möglich gemacht hätte.
Den Einweihungssprung machte der norwegische Skisprungstar Birger Ruud in seiner Saisonvorbereitung auf die Olympischen Winterspiele. Der Schanzenrekord wurde am 27. Februar 1938 von Ludwig Volke aus Willingen im Sauerland mit 42,50 Metern aufgestellt. Der sogenannte K-Punkt habe bei 55 Metern gelegen, berichten die erhaltenen Dokumente. In diesem Bereich, so haben es die Archäologen des LVR bereits festgestellt, sei auch eine Verdichtung im Boden feststellbar, die von vielen Landungen herrühren könnte.
Schanze wurde einst durch Granatenbeschuss zerstört
Ein richtiger Wettbewerb, abgesehen von kleineren lokalen Turnieren, hat übrigens nie auf der „Adolf-Hitler-Schanze“ stattgefunden. Mit Kriegsbeginn wurde der Sprungbetrieb eingestellt. Da die Schanze mitten im Aufmarschgebiet der Ardennenoffensive unweit der Betonzähne des Westwalls lag, war ihr Schicksal im Krieg unvermeidlich. Durch Granatenbeschuss wurde die Schanze zerstört.
1953 wurde sie noch einmal aufgebaut, allerdings in wesentlich kleinerem Maßstab. Über drei Jahre hinweg wurde hier nun wieder gesprungen. Doch als wieder drei schneearme Winter kamen, schlief die Begeisterung ein, und die Schanze verfiel. Nun sollen die Reste unter Schutz gestellt und in die Denkmalliste der Gemeinde eingetragen werden. Denn die Legende lebt.
Mittlerweile wurde ein Wanderweg eingerichtet, der am Backen der einst einzigen Skischanze im linksrheinischen NRW vorbeiführt. Und auch die Hollerather, die sich einst trauten, auf der Schanze in die Eifeler Täler hinabzusegeln, werden in Ehren gehalten. 2014 verstarb mit Artur Hanf der letzte der Einheimischen, der auf der originalen Schanze gesprungen ist.