Platiß und PrethAnwohner in Hellenthal sind besorgt über die Talsperrenpläne
Hellenthal – Manchmal ist es vonnöten, ganz offiziell mitzuteilen, dass nichts mitzuteilen ist. Das war auch das Ziel von Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg mit der Bürgerversammlung in der Schulaula, in der er deutlich machte, dass es keine Neuigkeiten bezüglich des Baus der Platißbachtalsperre gibt.
In den sozialen Medien habe es, so Westerburg, etliche Gerüchte und Falschinformationen gegeben, die er richtigstellen wolle. Rund 40 Interessierte waren gekommen.
Menschen haben ernsthafte Sorgen um ihre Häuser
Dass die Stimmung im Saal mehr nach Dampf ablassen als nach Harmonie roch, wurde schnell klar, als Westerburgs Eröffnungsscherz im eisigen Schweigen der Zuhörer verpuffte. „Sie werden sehen, dass Sie nicht schwimmen lernen müssen“, sagte er – doch diese Äußerung war nicht geeignet, irgendein Gemüt zu besänftigen. Denn: Die Menschen, die in den Bereichen leben, die vom Bau einer Talsperre betroffen sein könnten, haben ernsthafte Sorgen um die Zukunft ihrer Häuser und sind nicht gewillt, Ausflüchte hinzunehmen.
So nahmen sie die Ausführungen des Gemeindemitarbeiters Jonathan Klein über die aktuellen Hochwasserschutzmaßnahmen im Gemeindegebiet noch geduldig hin.
Platißbachtalsperre ist seit Jahren im Gespräch
Doch als Richard Gronsfeld, beim Wasserverband Eifel-Rur (WVER) für die Talsperren zuständig, über die Zuflüsse in die Talsperren während der Flutkatastrophe im Juli 2021 referierte, wurden die Menschen zunehmend ungeduldig.
Gronsfeld gab einen Überblick über die möglichen Planungen einer neuen Talsperre. Der Standort am Zusammenfluss von Prether Bach und Platißbach sei seit Jahren im Gespräch. Bisher sei der Nutzen vor allem in der Speicherung von Trinkwasser gesehen worden.
Machbarkeitsstudie wird jetzt in Auftrag gegeben
Im Oktober wird eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, in der vor allem Grundlagen erhoben, mögliche Standorte und Umsetzungsalternativen erörtert werden. Ein kaskadenartiger Bau mit mehreren Becken sei etwa denkbar.
Als Bauamtsleiter Markus Rodenbüsch mitteilte, dass laut dem Olefpegel im Kirschseiffen aus Platiß und Preth am 14. Juli ein 100-jährliches Hochwasser gekommen sei, regte sich der erste Widerspruch: Die Platiß sei nicht der Sündenbock, der das Schleidener Tal überflutet hat.
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Auch die Ausführungen von Dr. Arno Lehmkühler, Geschäftsführer des Wasserverbands Oleftal, wurden nicht mit Begeisterung aufgenommen. Er berichtete über die Abflüsse aus der Oleftalsperre, die im Laufe des Sommers nicht mehr aus der unteren, kalten Wasserschicht, sondern mehr und mehr aus den oberen, wärmeren Bereichen kommen. „Eine Stützung durch eine andere Talsperre wäre gut“, sagte er.
„Ich müsste umziehen, um die Wasserversorgung zu stärken“, klagte jedoch ein Anwohner. Was denn mit dem Verkauf von Trinkwasser nach Trier sei, wollte er wissen. „Wir brauchen eine Notwasserversorgung, deshalb gibt es die Verknüpfung mit Trier, das im Notfall Wasser zur Verfügung stellen würde“, so Lehmkühler.
Wasser aus Trier für den Ausfall der Trinkwasser-Aufbereitung
Für den Fall, dass die Trinkwasser-Aufbereitung in Hellenthal ausfalle, brauche man eine Rückversicherung. Nach Trier würden 800.000 bis eine Million Kubikmeter verkauft, das sei auch, was zurückkomme. Entschiedener Widerspruch kam da von den Anwohnern. „Sie widersprechen sich: Sie verkaufen Wasser, aber Sie haben zu wenig Wasser“, sagte einer.
„Es wird nicht morgen mit dem Bau von etwas begonnen“, stellte Westerburg klar. Alle Alternativen müssten auf den Tisch. Dazu gehörten eine mögliche Prethbach- oder Platißbachtalsperre wie auch eine Kaskadenlösung.
„Ich bin mit ganz anderen Voraussetzungen hierhergekommen“, sagte Georg Rauw. Er habe damit gerechnet, Informationen zu erhalten, was mit der Gegend geschehe, mit Oberpreth, Unterpreth. Das sei nicht beantwortet.
Der Bau würde frühestens in zehn Jahren realisiert
Er habe das Gefühl, die Verwaltung nehme die Sorgen der Bürger nicht ernst, sagte ein anderer. „Wenn Sie mir egal wären, hätte ich Sie nicht eingeladen“, konterte Westerburg. Vieles könne noch nicht beantwortet werden, da man noch ganz am Anfang stehe, ergänzte Gronsfeld. Erst müssten Standorte gefunden und untersucht werden: „Auf der Basis von Fakten können wir dann im Jahr 2025 diskutieren.“
Das Zeitfenster für den möglichen Bau einer Talsperre betrage rund zehn Jahre. Angesichts dieser Optionen beruhigte sich die Stimmung – auch wenn die Anwohner angesichts der Möglichkeit eines Talsperrenbaus immer noch Sorgen um ihr Zuhause plagen.