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GrundschulenGertrudisschule droht das Aus

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Schon seit über einem Jahr werden die Kinder der Gertrudisschule in der ehemaligen Nordschule unterrichtet. Kürzlich ist auch die Martinschule dort untergekommen.

Euskirchen – In mehreren Grundschulen der Stadt Euskirchen rumort es. In Wißkirchen und in Kirchheim droht der Verlust der Selbstständigkeit. Die Gertrudisschule (Kernstadt) muss sogar befürchten, dass sie aufgelöst wird. Dieses Szenario taucht in den Unterlagen für die Sitzung des Schulausschusses auf, der nächsten Mittwoch (17 Uhr, Rathaus) tagt.

Die Politiker werden sich mit dem Entwurf des Schulentwicklungsplans für die Zeit bis 2018 befassen. Er stammt von der Bonner Projektgruppe „Bildung und Region“ und war erstmals im Juni vorgestellt worden. Seither hat sich auch eine interfraktionelle Arbeitsgruppe mit dem Papier beschäftigt. Den aktuellen Diskussionsstand hat die Stadtverwaltung nun in Form von „Handlungsoptionen“ zusammengefasst.

Unter anderem heißt es, die Gertrudisschule solle wegen zurückgehender Schülerzahlen „ab dem Schuljahr 2014/15“ aufgelöst werden. Dagegen werden der Martinschule, die seit kurzem im gleichen Gebäude (in der früheren Nordschule) residiert, aber ein anderes Konzept verfolgt, stabile Anmeldezahlen prophezeit. Am gemeinsamen Standort soll laut Gutachter Krämer-Mandeau nur eine Schule übrig bleiben.

„Wettbewerbsfähig“

Bei den Betroffenen stößt dies auf Widerstand. Die Schulkonferenz der Gertrudisschule lehnt eine Fusionierung mit der Martinschule, die faktisch ihr eigenes Ende bedeuten würde, strikt ab. In einer Stellungnahme bezeichnet sich die Gertrudisschule als wettbewerbsfähig. Nach Ende der Bauarbeiten im neuen Domizil rechnet man auch mit mehr Anmeldungen.

Die Martinschule ist ebenfalls strikt gegen eine Fusion. Rektorin Anne Pelzer glaubt, dass in diesem Fall die Klassenstärken steigen würden. Die pädagogische Arbeit würde dadurch erschwert. Ein weiteres Resultat wäre „eine Verarmung der Schullandschaft“. Es sei besser, beide Schulen mit ihrem „wertvollen familiären Charakter“ beizubehalten.

Würden die Vorschläge der Projektgruppe umgesetzt, kämen auch auf vier weitere Schulen Änderungen zu. So empfiehlt Krämer-Mandeau, die Franziskusschule in der Südstadt und die deutlich kleinere Veybachschule Wißkirchen zu einem Grundschulverbund zusammenzuführen. Damit könnte man auch in Wißkirchen dauerhaft eine ausreichende Lehrerversorgung sicherstellen.

Proteste in der Franziskusschule

In der Veybachschule hält man davon nichts: Solange die Schülerzahl über 92 liege, „sehen wir keinerlei Notwendigkeit oder Vorteil darin, Dependance der Franziskusschule zu werden“, so die Schulkonferenz. Proteste werden auch in der Franziskusschule laut, deren Kapazität der Gutachter begrenzen will. Sein Vorschlag: Zweizügigkeit ab 2014. Dies reiche, um alle Kinder aus dem Einzugsbereich aufzunehmen.

Die Franziskusschule will aber dreizügig bleiben und lehnt einen Verbund mit Wißkirchen ab: „Wir befürchten, dass Kolleginnen das gut zusammenarbeitende Team verlassen müssen und dadurch die positive und effektive Zusammenarbeit nicht mehr im gewohnten Maße gewährleistet ist.“ Auch die Schulpflegschaft wehrt sich gegen eine Verkleinerung.

Den Grundschulen Kirchheim und Flamersheim schlägt die Projektgruppe ebenfalls eine Verbundlösung vor. In Kirchheim werde ansonsten wegen der geringen Schülerzahlen eine Schließung in ein oder zwei Jahren „nicht mehr abzuwenden sein“. Die Reaktion der Betroffenen fällt ähnlich aus wie in Wißkirchen: Die Schulkonferenz lehnt einen Verbund ab. Sollte es doch dazu kommen, pochen die Kirchheimer auf eine „frühzeitige Einbindung in den Entscheidungsprozess“.