FastenzeitFünf alternative Ideen aus dem Kreis Euskirchen
Kreis Euskirchen – Es ist Fastenzeit. Aber eigentlich haben viele aktuell genug vom Verzicht. Keine Menschen treffen, kein Kino, kein Restaurantbesuch – der Lockdown und die gesamte Zeit der Pandemie fühlen sich für den ein oder anderen sowieso schon an wie eine nicht enden wollende Fastenzeit. Für alle, die trotzdem Lust haben, sich etwas Besonderes vorzunehmen für die Zeit bis Ostern, haben wir fünf Ideen aus dem Kreis Euskirchen jenseits von weniger Alkohol oder Süßigkeiten.
Müllfasten
Homeoffice, Onlineshopping, Lieferservice – die Müllberge sind in vielen Haushalten in den vergangenen Wochen gestiegen. Für Abfallberaterin Karen Beuke ein Grund mehr, die Menschen im Kreis zum Müllfasten zu animieren. Jeden Mittwoch um 8 Uhr morgens veröffentlicht sie einen Impuls auf dem Instagram-Kanal und der Facebook-Seite des Kreises Euskirchen. Immer zu einem bestimmten Thema. „Und zwar zu einem Thema, das jeder umsetzen kann“, sagt sie.
So ruft sie beispielsweise dazu auf, Gemüsenetze statt der Plastiktüten im Supermarkt zu verwenden. Dazu gibt es Fakten rund um Müll. Sie habe sich schon etwas Gedanken gemacht aufgrund der aktuellen Situation. „Wer hat denn jetzt schon Bock auf Verzicht? Aber es ist kein Verzicht, es ist eine Umstellung“, sagt sie.
Ausmisten
„Ich denke, dass ich total im Überfluss lebe“, sagt Uschi Grab. Die Schleidenerin hat sich deshalb etwas Besonderes für die Fastenzeit einfallen lassen. Jeden Tag sortiert sie mindestens einen Gegenstand aus ihrem Haushalt aus. Den schmeißt sie dann aber nicht weg: „Entweder gebe ich ihn ab oder stelle ihn vor meine Tür.“ In ihrer Einfahrt habe sie einen Tisch aufgestellt für diese Dinge, und es komme immer jemand und nehme etwas mit. „Das ist erstaunlich“, sagt sie.
Inzwischen stelle der ein oder andere sogar selbst etwas drauf, und auch das werde wieder mitgenommen. Sich von Dingen im Hausstand zu trennen, klappe gut. „Auch weil es mir so eine Freude macht, zu sehen, wie es weggeht“, sagt sie. Neulich habe sie in ihrem Vorratsschrank eine ganze Reihe Marmeladen gefunden. Sie selbst esse die einfach nicht gern, bekomme aber hin und wieder etwas geschenkt. Sie habe daraufhin ein ganzes Tablett an Marmeladen auf den Tisch gestellt. „Und am nächsten Tag war alles weg“, berichtet sie. Das habe sie tatsächlich selbst überrascht.
Bereits im vergangenen Jahr habe sie sich zur Fastenzeit etwas Besonderes überlegt. Auch das habe etwas mit Ausmisten zu tun gehabt. „Im letzten Jahr habe ich meinen Gefrierschrank leer gegessen“, sagt sie. Hier mal zu viel gekocht, da nur eine halbe Packung Gefriergemüse verwendet – in Kühltruhen verschwinde ja so einiges. Deshalb habe sie sich vorgenommen, ihre zu leeren. Und tatsächlich habe sie davon 40 Tage leben können, berichtet sie. Natürlich habe sie auch zusätzlich frisch eingekauft, doch an Ostern sei die Truhe fast ganz leer gewesen.
Geistliche Impulse
Wer es lieber etwas religiöser mag, für den gibt es in einigen Kirchengemeinden besondere Angebote. Die GdG Blankenheim-Dahlem beispielsweise bietet einen Fastenkalender per Whatsapp und Facebook an.
Jeden Tag schickt Pastoralassistentin Andrea Felden zwischen 6 und 9 Uhr morgens darüber einen Impuls. Das könne ein Bild sein oder ein Video oder auch ein Bibelvers, berichtet Felden. Wer Interesse hat, kann sich einfach bei ihr anmelden. Auch Marianne Komp, Engagementsförderin für den Seelsorgebereich Zülpich, bietet einen Whatsapp-Service an mit Fotos und Gedanken.
Etwas Ähnliches gibt es auch in der GdG Schleiden-Hellenthal. 13 Hauptamtler verschicken hier abwechselnd jeden Tag einen Impuls zu einem Bibelvers per E-Mail-Newsletter, berichtet Pfarrer Philipp Cuck. Anmelden kann man sich über das Pfarrbüro. Auch am Schleidener Meditationsweg gibt es an den einzelnen Stationen textliche Impulse zur Fastenzeit.
Etwas interaktiver ist das Angebot in Bad Münstereifel. Hier treffen sich Gläubige einmal in der Woche via Video-Call und sprechen über das Thema „Was glaubst du?“.
Zusatz statt Verzicht
In seiner Gemeinde gebe es einige, die sich vorgenommen hätten, in diesem Jahr jeden Tag etwas Zusätzliches zu machen, sagt Diakon Jens Schramm von der Evangelischen Kirchengemeinde in Euskirchen. Schließlich verzichte man aktuell sowieso schon auf so vieles. Dabei gehe es darum, etwas für sich selbst oder die anderen zu tun, so Schramm.
Beispielsweise jemanden zu grüßen, den man sonst nicht grüßt. Die Fastenzeit an sich sei auch nicht unbedingt eine Zeit des Verzichts. Vielmehr eine Zeit des In-Sich-Gehens und auch des Perspektivwechsels. Er schlägt vor, sich einfach jeden Tag ein bisschen Zeit zu nehmen und etwas anders zu machen als normalerweise.
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Telefonbuch durchgehen
Unser Tipp aus der Redaktion lautet: einfach mal Menschen anrufen, die man lange nicht mehr gesehen hat. Aktuell müssen wir uns in unseren sozialen Kontakten sehr einschränken, gleichzeitig haben viele nach Feierabend oder am Wochenende nun sehr viel mehr Zeit als vor der Pandemie. Beste Voraussetzungen für ein Telefonat mit alten Freunden, deren Stimme man lange nicht mehr gehört hat. Einfach jeden Samstag oder auch täglich das eigene Telefonbuch des Smartphones durchgucken und anrufen.