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Familie Igel bohrt eifrig Löcher ins Grün

Lesezeit 3 Minuten

Eingentlich ein possierliches Tierchen: Der Igel

Hausweiler – Fast täglich sieht der ehemalige Ortsvorsteher von Derkum, Hausweiler, Ottenheim und Schneppenheim, Josef Abels, nach seinem Rasen: Das saftige Grün hinter seinem Haus sollte eigentlich englische Maßstäbe erreichen. Akkurat kurz geschnitten, Halm an Halm – wie ein grüner Teppich eben. Doch diese Vorstellung des Bürgers aus Hausweiler deckt sich nicht mit der Realität – jeden Morgen hat der Rasen sein Aussehen verändert. Dutzende kleiner Löcher kommen jede Nacht hinzu.

Doch es sind nicht etwa Mäuse oder gar Maulwürfe, die das satte Grün des kurzgemähten Grases unterbrechen. Geraume Zeit hat Abels gerätselt, was dort sein Unwesen treibt. Die Löcher gleichen kleinen Kratern, sind kaum so tief wie ein kleiner Finger an der Hand eines Erwachsenen lang ist. Das löchrige Erscheinungsbild seiner als Zierrasen angelegten Freifläche hinter dem Hausgarten stört den rüstigen Rentner natürlich enorm, denn aus der fast makellosen Grünfläche ist eine echte Kraterlandschaft geworden.

Igel ernähren sich von Laufkäfern, Regenwürmern und Larven, außerdem fressen sie Schnecken, Hundert- und Tausendfüßler, Spinnen und sonstige Insekten, aber kein Obst und kein Gemüse.

In Deutschland lebt der Braunbrust- oder Westigel (Erinaceus europaeus Linné 1758), der als erwachsenes Tier zwischen 6000 und 8000 Stacheln hat.

In Deutschland sind Igel ganzjährig durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt, in einigen Ländern Europas stehen sie gar auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. (bz)

„Jeden Morgen gehe ich mit einem Eimer voller Erde über den Rasen und fülle Dutzende dieser Löcher wieder auf“, ärgert sich Abels über die zusätzliche Arbeit bei der Gartenpflege. Was aber verunstaltete den Rasen des früheren Kommunalpolitikers? Abels war tagelang auf Spurensuche und hat dann einige Feststellungen gemacht, die ihn zu dem Schluss kommen ließen, es handele sich wohl um Igel: „Die kommen nachts aus der Nachbarschaft auf meinen Rasen und bohren mit ihren Rüsseln im Gras, um Engerlinge, Schnecken und Würmer auszugraben.“ Denn die Löcher in seinem Rasen sind trichterförmig, nur wenige Zentimeter tief und überall über die Rasenflächen verteilt.

Nächtliche Kontrollgänge waren angesagt. Und tatsächlich: Irgendwann wurden die nächtlichen „Rasenbohrer“ entdeckt: Seine Frau habe des Rätsels Lösung beim Kontrollgang um Mitternacht beobachtet. Fauchend, knurrend und laut atmend habe sich mitten in der Nacht eine komplette Igelfamilie auf dem Rasen getummelt. „Die drei Igel sind sofort weggelaufen, als meine Frau mit der Taschenlampe geleuchtet hat“, sagte Abels: „Ich weiß gar nicht, was ich tun soll.“ Abels sieht sich vor einem Dilemma. Er möchte die Stacheltiere gerne loswerden, ohne ihnen ein Leid zuzufügen, denn er weiß ja, dass Igel nützliche Tiere sind.

„Da wohnen zwei Seelen in meiner Brust, denn ich möchte natürlich gerne einen schönen, gepflegten Rasen haben, aber auch die Igel irgendwie von diesem Rasen fernhalten. Ich bin Tierfreund und freue mich beispielsweise, dass seit Jahren Rotschwänzchen bei uns im Anbau nisten und brüten. Denen habe ich dort extra drei Nistplätze eingerichtet und auch eine Öffnung geschaffen, damit sie jederzeit ins Freie fliegen können“, schildert Abels. Aber die Igel, die nach seiner Einschätzung von einem verwilderten Nachbargrundstück durch eine lichte Buchenhecke und einen betagten Maschendrahtzaun nachts in seinen Garten kommen, sind ihm dann doch „ein Dorn im Auge“. Dem will der frühere Kommunalpolitiker jetzt Abhilfe schaffen. Er hat sich, nachdem er dem nächtlichen Treiben einige Tage lang zugeschaut hat, dazu entschlossen, einen Zaun aus Kaninchendraht rund um seinen Garten zu spannen: „Ich hoffe, dass er die Tierchen abhält, meinen Rasen zu zerstören und dass sie auch anderswo ausreichend Nahrung finden.“