Euskirchener Gesundheitsamt unterbesetztNur Leverkusen hat weniger Mitarbeiter in NRW
Kreis Euskirchen – Es kam ans Licht, als die Bundesregierung wegen der Verfolgungsmöglichkeit von Corona-Infektionsketten bundesweit nachfragte, wie es um die personelle Ausstattung der Gesundheitsämter bestellt ist. Im Kreis Euskirchen gar nicht so gut, wie eine Erhebung zeigt, die nun dem Landtag zugegangen ist und auf die SPD-Landratskandidat Markus Ramers hinweist.
Auf 100 000 Bürger kommen demnach im Kreisgesundheitsamt statistisch lediglich 9,2 Mitarbeiter, also insgesamt 18. Damit liegt der Kreis Euskirchen auf dem vorletzten Platz in Nordrhein-Westfalen. Nur Leverkusen steht nach der Erhebung mit 7,3 Mitarbeitern pro 100 000 Einwohnern noch schlechter da. Spitzenreiter ist übrigens die Landeshauptstadt Düsseldorf mit 42,9.
Ramers weist aber auch darauf hin, dass die Zahlen im April erhoben wurden und seitdem im Rahmen der Corona-Bekämpfung weitere Anstrengungen unternommen worden seien. Das bestätigt auch die Kreisverwaltung. „Seit Beginn der Corona-Pandemie werden umfangreiche und vielfältige Aufgaben im Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen wahrgenommen. Alles wird dem Ziel untergeordnet, die Infektionszahlen im Kreis Euskirchen so gering wie möglich zu halten“, so Sven Gnädig von der Pressestelle des Kreises.
Freiwillige im Einsatz
Dafür sei es aber notwendig, andere Tätigkeiten zurückzustellen. „Parallel werden seit einiger Zeit personelle Kapazitäten aufgebaut. Um insbesondere die mit der Corona-Pandemie verbundenen administrativen Tätigkeiten und das Kontaktmanagement besser steuern zu können, wird aktuell ein Corona-Team in der Kreisverwaltung etabliert“, so Gnädig.
Bereits im März und April hatte die Verwaltung mitgeteilt, dass eine Reihe von Mitarbeitern anderer Abteilungen in der Verwaltung vorübergehend fürs Gesundheitsamt arbeite. Auf rund 45 wurde die Zahl der Mitarbeiter im Amt aufgestockt. Bereits pensionierte Mitarbeiter hatten sich dazu bereit erklärt auszuhelfen.
150 Helfer meldeten sich
Amtsleiter Christian Ramolla lobte deren Einsatz. „Ich muss dafür sorgen, dass sie nach Hause gehen, wenn es abends dunkel wird“, sagte er: „Ich finde es faszinierend, wie wir alle gemeinsam an der richtigen Seite der Schnur ziehen, um das Ziel zu erreichen, die Infektion im Kreis einzudämmen.“
Nach einem hausinternen Aufruf der Verwaltungsleitung zur Unterstützung des Gesundheitsamts meldeten sich im Frühjahr 150 Kreismitarbeiter. Die freiwilligen Mitarbeiter wurden sodann als Unterstützungspersonal im Krisenmanagement der Abteilung Gesundheit und in anderen Abteilungen, die eine besondere Belastung durch die Corona-Krise erfuhren, eingesetzt.
Keine Überlastungsanzeige nach Düsseldorf gesendet
Ramolla hatte die zeitweise im Gesundheitsamt Beschäftigten – sonntags – zu sogenannten „Containment Scouts“ geschult. Ihre Aufgabe war es, Covid-19-Patienten zu möglichen Kontaktpersonen zu befragen. Die wiederum wurden erfasst und kontaktiert. „Mit dieser Maßnahme schafft die Kreisverwaltung Personalkapazitäten, um die aktuelle Arbeitsbelastung in der Abteilung Gesundheit abzufedern und das dortige Personal zu unterstützen“, so die Verwaltung im April.
Neben den Mitarbeitern der Kreisverwaltung hatten sich auch externe Freiwillige – etwa Medizinstudenten, deren Studium wegen Corona zwangspausierte – gemeldet. Dieser Einsatz sowie die im Vergleich zu Nachbarkreisen geringe Zahl an Infizierten dürften dazu geführt haben, dass die Beschäftigten im Euskirchener Kreisgesundheitsamt bei allem Stress der Situation noch Herr wurden. Euskirchen musste jedenfalls keine Überlastungsanzeige nach Düsseldorf senden wie andere Ämter, die Engpässe beim Personal für die Kontaktverfolgung feststellen mussten.
Personelle Situation bekannt
Aus Sicht der Landesregierung seien die Ergebnisse der neuen Erhebung zum Personalstand der Gesundheitsämter zwar nur eingeschränkt verwertbar, da nicht gesichert sei, dass die Kommunen die Fragestellung nach dem Stammpersonal einheitlich ausgelegt hätten, so NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU): „Der Landesregierung ist jedoch auch die angespannte personelle Situation in den Gesundheitsämtern bewusst.“ Wie auch in anderen Bereichen beklagten Kommunen Probleme, Fachkräfte und Nachwuchs zu finden – insbesondere ärztliches Personal, so Laumann.
„Tollen Job gemacht“
Es handele sich dabei um keine spezifische NRW-Thematik. „Deshalb arbeitet Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit den anderen Ländern daran, die Grundlagen für die Gewinnung qualifizierter, motivierter Fachkräfte in den Gesundheitsamtern zu verbessern.“
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Ramers erklärte, er würde es im Falle seiner Wahl als Aufgabe ansehen, die Abteilung Gesundheit zu stärken: „Das Gesundheitsamt hat in den vergangenen Monaten einen tollen Job gemacht – und das bis an die Grenze der Belastbarkeit für den einzelnen Mitarbeiter.“