Leon Jander arbeitet an seinem ersten Album. Der 28-jährige Musiker, der in Euskirchen aufwuchs, will 2025 auf Tournee gehen.
Sänger und MultiinstrumentalistZehntausende hören die Musik des Euskircheners Leon Jander
Als er fünf Jahre alt war, bekam Leon Jander von seinem Großvater ein Klavier geschenkt, mit 13 komponierte er seine ersten Stücke. Mittlerweile ist der Sänger und Instrumentalist 28 und bewegt sich mit einem seiner Songs im Internet an der Millionengrenze.
Seine größte Fan-Gemeinde hat der Musiker, der in Euskirchen aufwuchs, in den Vereinigten Staaten. Auch im europäischen Ausland sind seine Popularitätswerte beachtlich. „In Paris hören jeden Monat mehr als 1700 Menschen meine Musik. Das finde ich krass“, sagt Jander mit einer Mischung aus Freude und Erstaunen über den Bekanntheitsgrad, den er unter dem Künstlernamen Divine Past erreicht hat.
Leon Janders erfolgreichster Song kommt auf fast eine Million Klicks
Woher weiß er so detailliert, wie viele Hörerinnen und Hörer er – bleiben wir bei besagtem Beispiel – in der französischen Hauptstadt hat? Die Zahlen werden den Künstlern von den Streaming-Diensten bereitgestellt, die Musik im weltweiten Netz vertreiben. Derjenige mit dem größten Marktanteil ist Spotify. Er hat für Divine Pasts erfolgreichsten Song, „On a Rope“, allein knapp 690.000 Aufrufe registriert. Nimmt man andere Anbieter hinzu, kommt diese Aufnahme aus dem Jahr 2023 auf nahezu eine Million Klicks.
Warum er gerade im Ausland so gut ankommt, kann Leon Jander nicht zu sagen. Das Prinzip der Musikvermarktung im Internet erklärt er so: „Dahinter steckt ein Algorithmus. Je besser ein Song bei einem Streaming-Dienst läuft, desto häufiger wird er anderen Abonnenten empfohlen.“
Jander, der in Köln lebt, beschreibt seine Musik als elektronischen Indie-Pop mit analogen Elementen, „mal schnell und tanzbar, mal melancholisch“. Seine in Englisch verfassten Texte sind „eher abstrakt, oft lautmalerisch“. Mit ihnen will er Bilder im Kopf erzeugen. Das Wichtigste für ihn sei allerdings, dass das Gesamtprodukt gut klinge – „es ist ja Musik“.
Musik, mit der der Multiinstrumentalist den Geschmack des Publikums trifft. Bei Spotify hat er rund 50.000 Hörer. Damit sind die Abonnentinnen und Abonnenten gemeint, die mindestens einmal im Monat einen seiner Songs anklicken. „Das freut mich sehr. In erster Linie mache ich aber Musik, weil es mir Spaß macht“, sagt Jander.
Nachdem er schon im Vorschulalter mit Klavierunterricht begonnen hatte, kamen, als er zwölf Jahre alt war, Schlagzeugstunden hinzu. Jetzt rückten für ihn Rock- und Popmusik in den Mittelpunkt. Es dauerte nicht lange, bis er sich Gitarre und Bass beibrachte. „Dann habe ich mit einem einfachen Computerprogramm meine ersten eigenen Songs aufgenommen“, erzählt er.
„Selbst geschriebene Sachen und Improvisieren interessieren mich mehr, als Werke von anderen nachzuspielen“, sagt Jander: „Mittlerweile spiele ich allerdings auch wieder Klassik“ – wie zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn am Klavier.
Seine Songs stellt der gebürtige Euskirchener in Eigenregie her
Seine Songs stellt er in Eigenregie her. In einem angemieteten Studio in Köln spielt er zu seinem Gesang die verschiedenen Instrumentalparts ein. Momentan arbeitet er an seinem ersten Album. Es soll im Mai 2025 beim Kölner Label Papercup Records erscheinen und nicht nur bei den Streaming-Diensten veröffentlicht werden, sondern auch auf Vinyl, also als klassische Schallplatte. Die Hälfte der zehn geplanten Songs ist so gut wie fertig. Bei den anderen arbeitet er noch an den Arrangements.
Während der 28-Jährige seine Karriere als Musiker vorantreibt, geht er auch noch einem Teilzeitjob nach, im Atelierhaus des Vereins Kunstwerk Köln, das 80 Ateliers sowie Werkstätten und Musikstudios beherbergt. Er kümmert sich um Organisation und Buchhaltung, wobei ihm seine Ausbildung als Steuerfachangestellter zugutekommt, die er nach dem Abitur an der Euskirchener Marienschule absolvierte.
Der Musiker tritt unter dem Künstlernamen Divine Past auf
„Nach der Ausbildung habe ich mehrere Jahre in meine Musik investiert, während andere Leute in meinem Alter ihr Studium abgeschlossen haben“, erzählt Jander von Zeiten, in denen ihn manchmal Zweifel plagten. „Mittlerweile bin ich aber sehr glücklich darüber, dass ich nicht mehr hinterfrage, ob das richtig ist, was ich jetzt mache.“
Seinen Job braucht er, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Denn so schön die Popularität auch ist, die er den Streaming-Diensten zu verdanken hat: Reich werden kann er unter den jetzigen Bedingungen nicht. So zahlt Spotify für je 100 Streams 33 Cent aus. Dieses Honorar muss er sich jedoch noch mit seinem Label teilen, das sich die technische Umsetzung vergüten lässt. „Streaming-Dienste sind ein zweischneidiges Schwert“, sagt der Musiker: „Du wirst dadurch bekannt, kriegst aber nicht viel.“
Umso schöner für ihn, dass er in den Genuss einer finanziellen Förderung durch die Initiative Musik kommt, die zentrale Fördereinrichtung des Bundes für Popmusik und Jazz. „Mit den Demos, die ich eingereicht hatte, habe ich die Jury überzeugt.“ Das Geld, das er erhält, setzt er unter anderem für die Produktion seines Albums und eines Musikvideos ein.
Wenn die Platte erschienen ist, will Jander auf Tournee gehen. An Anfragen mangelt es schon seit Längerem nicht. Im September trat Divine Past im Club EDP in Köln-Ehrenfeld auf. „Das Konzert“, sagt er, „hat Lust auf mehr gemacht.“