AboAbonnieren

Theater MarabuIn Euskirchen batteln sich Schauspieler mit den Kulturstrolchen

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die beiden Schauspieler im Euskirchener Casino während des Auftritts. Schüler verfolgen das Schauspiel gebannt.

Die Künstler Julia Hoffstaedter und Davis Newgate entführten die Grundschüler in eine Welt der Klischees.

Das Theater Marabu brachte Kindern in Euskirchen nahe, dass es nicht lohnt, sich immer zu vergleichen. Der Auftritt war ein Projekt der Kulturstrolche.

Julia ist 1,72 Meter groß, Davis 1,91. Julia hat Schuhgröße 40, Davis 46. Julia hat zwei Geschwister, Davis drei. Sie batteln sich. Das Wort ist in der Jugendsprache längst save etabliert, und es wirkt eher cringe, wenn Erwachsene es benutzen.

Dabei kann auch eine ältere Generation sich batteln, also vergleichen, miteinander kämpfen. Julia und Davis machen das aber nur zum Spaß, weil sie Teil des Marabu-Theater-Ensembles sind. Und das war nun für einigen Aufführung im Rahmen der „Kulturstrolche“ im Euskirchener Casino zu Gast.

Schauspieler schlüpfen in die Rollen zweier Menschen, die auf der Suche sind

Julia Hoffstaedter und Paul Davis Newgate schlüpfen in die Rollen zweier Menschen, die auf der Suche sind. Auf der Suche nach dem, wer sie sind und wer sie sein wollen. Sie spielen mit Klischees und Geschlechteridentitäten.

Zum Vergleichen gehört mitunter auch der Wettstreit dazu. Und deshalb überwinden Julia Hoffstaedter und Davis Newgate in ihren Rollen die Grenzen gesellschaftlicher Zuschreibungen und Erwartungen. Es gibt entsprechend immer wieder neue Möglichkeitsräume für sich und die Zuschauenden zu entdecken – und das auch musikalisch und mit Breakdance-Einlagen.

Das Bild zeigt zwei Schulklassen, die mit den Schauspielern gemeinsam tanzen.

Im Rahmen der Kulturstrolche war das Theater Marabu in Euskirchen zu Gast. Julia Hoffstaedter und Davis Newgate zeigten das Stück „Genauso nur anders“. Unter anderem schauten sich die Grundschulen aus Stotzheim und Wißkirchen das Stück im Casino an.

Eine Erkenntnis ist dabei die verbindende Kraft von Gemeinsamkeiten, die entdeckt werden. Die Breakdance-Einlagen von Newgate kamen bei den Kindern der Grundschulen aus Stotzheim und Wißkirchen ziemlich gut an. Vor allem die Jungs saßen größtenteils mit offenen Mündern auf ihren kleinen schwarzen Hockern.

Aber auch bei den Mädchen kamen die Tanzeinlagen ziemlich gut an – wohl auch, weil sie nicht nur am Ende des Stücks aktiv einbezogen wurden. Das gehört zum Konzept: Da die Schüler auf ihren Hockern sehr nah am Geschehen sitzen und immer wieder anders reagieren, ist das Stück wohl auch immer wieder unterschiedlich.

Kleiderständer und Klamotten bilden den Rahmen der Bühne

Vor allem wird sichtbar, dass nicht viel nötig ist. Mehr als ein Stromanschluss ist nämlich im Casino nicht notwendig und ein paar Kleiderständer schaffen den Rahmen für die Bühne. Der Fundus an Kleidung ist enorm.

Und so schlüpfen Julia Hoffstaedter und Davis Newgate in immer wieder neue Rolle, um zu verdeutlichen, dass es gar nicht darum geht, immer besser zu sein, sondern es auch ausreicht, gut in etwas zu sein. „Und Klischees können ziemlicher Quatsch sein“, so Newgate, der den Schülern berichtete, dass er beim „Gegenteiltag“ zu seiner Schulzeit als Mädchen in die Schule gegangen sei.

Deswegen habe er dann aber nicht automatisch Pferde gut und Fußball blöd gefunden. Bei den Kindern der Euskirchener Grundschulen kommt das Stück des Bonner Theaters Marabu mit dem Titel „Genauso, nur anders“ ziemlich gut an. Sie fordern sogar eine Zugabe – in dem Fall wäre es wohl auch komisch gewesen, wenn es nicht genau so, sondern anders gewesen wäre.


Das sind die Kulturstrolche

„Kulturstrolche“ ist ein Förderprojekt des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. Das Projekt liegt in der Trägerschaft des Kultursekretariates NRW Gütersloh. In Euskirchen wird es vom Stadtbetrieb Kultureinrichtungen angeboten und umgesetzt. Die Teilnahme am Projekt ist für Schulen und Eltern kostenlos. Begegnungen zwischen Kindern und Kultur schaffen – ein ganzes Grundschulleben lang, das ist das Ziel des Projekts „Kulturstrolche“.

Ausgewählte Schulklassen lernen das kulturelle Angebot Ihrer Stadt kennen, schauen hinter die Kulissen von Kunst und Kultur und werden selbst kreativ tätig. So werden die Kulturstrolche zu Experten der Kulturlandschaft ihrer Stadt. Seit 2009 nimmt die Stadt Euskirchen am „Kulturstrolche-Projekt“ teil. Derzeit gibt es rund 270 Kulturstrolche aus zwölf Klassen folgender Schulen: Grundschule Nordstadt, Paul-Gerhardt-Schule, Schule an der Hardtburg und Veybachschule Wißkirchen.