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SchlaganfallIn der Stroke Unit des Marienhospitals Euskirchen zählt jede Minute

Lesezeit 4 Minuten
Der Neurologie-Chefarzt Dr. Hartmut Bauer (v.r.) und der leitende Oberarzt Dr. Gaius Masset mit der stellvertretenden Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, Sonja Zingsheim, und Pflegefachkraft Marco Günther an einem Behandlungsbett der Stroke Unit.

Die Stroke Unit stellten Dr. Hartmut Bauer (v.r.) und Dr. Gaius Masset vor, hier mit Sonja Zingsheim und Pfleger Marco Günther.

In der Schlaganfall-Spezialstation des Euskirchener Marien-Hospitals werden jährlich rund 1200 Patientinnen und Patienten behandelt.

Wenn Sprachstörungen oder Lähmungen auftreten, ist Eile geboten: Es könnte sich um Anzeichen eines Schlaganfalls handeln. Je schneller die medizinische Behandlung beginnt, desto größer sind die Chancen, geistige und körperliche Folgen zu begrenzen oder gar zu verhindern. „Zeit ist Hirn“, lautet die Devise.

„Der Schlaganfall tut nicht weh, anders als ein Herzinfarkt, bei dem jeder den Rettungsdienst ruft. Das macht den Schlaganfall besonders gefährlich. Die Betroffenen sollten sofort, ohne Umweg über den Hausarzt, die 112 wählen oder wählen lassen“, sagte am Mittwoch, dem bundesweiten „Tag gegen den Schlaganfall“, die stellvertretende Leiterin des Kreisgesundheitsamtes Euskirchen, Sonja Zingsheim.

Euskirchener Marien-Hospital hält Schlaganfall-Spezialstation vor

Mit Dr. Hartmut Bauer und Dr. Gaius Masset nahm sie den Info- und Aktionstag zum Anlass, um Risikofaktoren, Erkennungszeichen, Heilungschancen und die Arbeit der Stroke Unit im Euskirchener Marien-Hospital zu beleuchten. So heißt dort die Schlaganfall-Spezialstation. Bauer ist Neurologie-Chefarzt, Masset leitender Oberarzt.

„Für eine wirksame Behandlung des Schlaganfalls ist jede Minute wichtig“, erklärte Masset. „Bei Patienten, die typische Symptome haben, aber erst am nächsten Morgen zu uns kommen, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.“ Diagnostik und Therapie müssen rasch einsetzen, um möglichst große Bereiche des Gehirns vor irreparablen Schäden zu schützen.

Patienten auch aus Kreisen Rhein-Sieg, Rhein-Erft und aus der Eifel

Eine Besonderheit im Marien-Hospital ist die mechanische Thrombektomie (siehe „FAST-Test“), eine Katheter-Methode zur Auflösung von Blutgerinnseln im Gehirn. „Sie wird sonst fast nur an Universitätskliniken angewandt“, sagte Bauer.

In der Stroke Unit, der einzigen derartigen Station im Kreis Euskirchen, werden jährlich rund 1200 Patientinnen und Patienten behandelt, etwa viermal so viel wie 2006. Immer wieder werden auch Erkrankte aus der Eifel, etwa aus Gerolstein oder Prüm, mit dem Hubschrauber zur Behandlung nach Euskirchen geflogen. Andere kommen aus den Nachbarkreisen Rhein-Sieg und Rhein-Erft.

Ein Teil des Teams der Stroke Unit in Euskirchen.

Das Team der Schlaganfall-Spezialstation in Euskirchen – hier ein Teil des Personals – arbeitet interdisziplinär.

In der Regel bleiben die Erkrankten zwischen 24 und 72 Stunden, ehe sie auf die neurologische Normalstation oder in die Frührehabilitation verlegt werden.

In der Spezialstation arbeitet ein interdisziplinäres Team. Ärzte, Ärztinnen und Pflegepersonal sind besonders geschult. Sie kooperieren mit Fachkräften aus den Bereichen Neuropsychologie, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie   Sozialarbeitern und -arbeiterinnen. „Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen aus dem Haus, etwa Radiologie, Gefäßchirurgie und Kardiologie“, so Bauer.

2018 war die Stroke Unit wegen des gewachsenen Bedarfs von fünf auf acht Betten samt Monitorüberwachung erweitert worden, heute sind es zehn. „Wir würden gerne auf zwölf Plätze vergrößern, ohne das notwendige Personal geht das aber nicht“, sagte der Chefarzt unter Hinweis auf den Fachkräftemangel.

Sonja Zingsheim sagte, es sei „ein unglaublicher Gewinn für den Kreis Euskirchen, dank der Stroke Unit über eine flächendeckende Versorgung von Schlaganfallpatienten zu verfügen“. (mit Cathleen Aretz)


Eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn

Ein Schlaganfall ist eine plötzlich eintretende Durchblutungsstörung im Gehirn. Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit dem Alter, grundsätzlich kann aber jeder betroffen sein. Jährlich erleiden rund 270 000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Er ist damit die dritthäufigste Todesursache. 20 bis 25 Prozent der Betroffenen sterben binnen eines Jahres. 40 Prozent erleiden dauerhafte Schäden.

Die größten Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht. Die beste Prävention ist eine „gefäßgesunde“ Lebensweise. Dazu gehören die Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt, eine gesunde Ernährung und Ausdauersport. Bauer empfiehlt dreimal die Woche 30 Minuten Bewegung.


Der FAST-Test kann helfen, einen Schlaganfall zu erkennen

Eine Methode, um einen möglichen Schlaganfall zu erkennen, ist der FAST-Test.

F-ace (Gesicht): Hängende Mundwinkel oder das Sehen von Doppelbildern deuten auf einen Schlaganfall hin.

A-rms (Arme): Beim Versuch, die Arme zu heben und die Handflächen nach oben zu drehen, sinkt ein Arm oder lässt sich nicht drehen.

S-peech (Sprache): Die betroffene Person kann einen einfachen Satz nicht nachsprechen, oder die Sprache ist verwaschen.

T-ime (Zeit): Sind ein oder mehrere Testkriterien erfüllt, sollte man unverzüglich die 112 wählen und die Symptome mit dem Stichwort „Verdacht auf Schlaganfall“ schildern.

Die Stroke Unit im Marien-Hospital wendet seit fünf Jahren die mechanische Thrombektomie an. Damit kann ein Blutgerinnsel im Gehirn durch einen über die Leistenarterie eingeschobenen Katheter entfernt werden. Rund 70 Patienten (etwa 5 Prozent) sind jährlich für einen solchen Eingriff geeignet.