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Messerstich vor BoxclubPolizei ermittelt wegen versuchter Tötung in Euskirchen

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Streifenwagen stehen hintereinander auf einer Straße, man sieht mehrere Polizisten im Hintergrund. Die Straße ist dunkel, bis auf Laternen und Blaulicht.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort in Euskirchen.

Zwei Personen wurden vor einem Sportclub in Euskirchen durch Messerstiche verletzt – einer von ihnen muss intensivmedizinisch behandelt werden. Ein 18-Jähriger ist nach Festnahme wieder frei.

Der erste Tag des Jahres, es ist gerade noch hell. Vor einem Sportclub an der Roitzheimer Straße in Euskirchen haben sich mehrere Dutzend Personen versammelt. Plötzlich bricht ein Tumult los. Männer laufen über die Fahrbahn, zwischen Autos hindurch, die vor einer roten Ampel stehen. Offenbar kommt es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung.

Die Polizei ist bereits vor Ort, alarmiert von Anwohnern, die von Streitigkeiten auf der Straße berichtet haben. Ein Beamter verfolgt eine Gruppe von Leuten, die sich in Richtung Münstereifeler Straße bewegen. Man hört Schreie. Der Polizist gibt einen Warnschuss ab.

Euskirchen: Zwei Personen durch Messerstiche verletzt

Wenig später nehmen die Bonner Polizei und die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts auf. Zwei Männer, 26 und 40 Jahre alt, sind durch Messerstiche verletzt worden – einer von ihnen so schwer, dass er im Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt werden muss. Am nächsten Vormittag ist sein Zustand stabil, wie der Bonner Polizeisprecher Simon Rott erklärt.

Schon am Neujahrstag haben die Ermittler einen 18-Jährigen vorläufig festgenommen. Er soll – so der Sachstand bis zu diesem Zeitpunkt – einen Messerstich ausgeführt haben, teilt die Polizei am Montagmorgen mit. Am Nachmittag dann erklärt Rott, dass kein dringender Tatverdacht mehr bestehe und der junge Mann auf freien Fuß gesetzt worden sei.

Video zeigt: Gruppe Männer rennt weg – Polizist gibt Warnschuss ab

Die eingangs beschriebenen Szenen sind auf einem Handy-Video zu sehen, das dieser Zeitung vorliegt. Augenscheinlich ist der Film aus einem der oberen Geschosse eines Hauses an der Roitzheimer Straße aufgenommen worden. Die Polizei verfügt nach Rotts Angaben über weitere Videoaufnahmen, die nun ausgewertet werden.

Nach Darstellung der Behörden war es am Sonntag gegen 16.30 Uhr vor einem Boxclub, wie es im Polizeibericht heißt, zu einem „Tumultdelikt mit bis zu 40 Beteiligten gekommen“. Der genaue Geschehensablauf sei noch unklar. Im Zuge des Tumults hätten die beiden Männer Stichverletzungen erlitten. Weiter schreibt die Pressestelle der Bonner Polizei: „Durch am Tatort eintreffende Polizeibeamte wurde ein Warnschuss abgegeben, woraufhin ein Großteil der Personen in unterschiedlichen Richtungen davonlief.“

Tatsächlich jedoch haben sich mehrere Männer schon in Richtung Münstereifeler Straße in Bewegung gesetzt, bevor der Polizist – so ist es auf dem Video zu sehen – seinen Streifenwagen verlässt, der Gruppe folgt und sie mit gezogener Waffe offenbar zum Stehenbleiben auffordert. Als die Männer nicht reagieren, hebt der Beamte die Waffe an und feuert, schräg nach oben, einen Schuss in die Luft ab.

Kurz darauf – dies zeigen die Filmaufnahmen nach einem Kameraschwenk – zieht ein Mann auf der Fahrbahn seinen Pullover nach oben und hält sich den Bauch. Offenkundig handelt es sich um einen der Verletzten. Wer ihn attackiert hat, lässt sich nicht erkennen.

Polizei in Euskirchen findet nach Tumult vor Boxclub sechs Messer und mehrere Schlagstöcke

Die weiteren Ermittlungen hat wegen der Gesamtumstände eine Mordkommission der Bonner Polizei übernommen. Sie steht unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Jürgen Hülder, der in enger Abstimmung mit Staatsanwaltschaft Matthias Borgfeldt agiert. Die Euskirchener Polizei hatte am Sonntag mehrere Streifenwagen an die Roitzheimer Straße geschickt. Beamte sicherten Spuren und stellten nach Angaben von Polizeisprecher Rott sechs Messer und mehrere Schlagstöcke sicher. Ob sich unter den Messern die Tatwaffen befinden (oder die Tatwaffe, falls nur ein Messer eingesetzt wurde), ist Gegenstand der Ermittlungen, wie Rott sagte.

Eine Frau hatte am Sonntag berichtet, dass Männer eine Messerhülle in ihren Garten geworfen hätten, der an den Ruhrpark grenzt, nicht weit vom unteren Ende der Roitzheimer Straße entfernt. Ob dies etwas mit der Auseinandersetzung zu tun hat, ist noch offen. Die Polizei sucht weitere Zeugen, die das Geschehen beobachtet haben. Sie sollen sich unter Tel. 0228/150 melden.