Nach Überfällen in Euskirchen ist ein 23-Jähriger zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Warum er auf eine frühere Entlassung hoffen kann.
Sechseinhalb Jahre HaftUrteil gegen 23-Jährigen nach Überfällen auf Tankstellen in Euskirchen
Zu sechseinhalb Jahren Haft wegen zweifachen besonders schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung hat das Landgericht Bonn einen 23-Jährigen aus Euskirchen verurteilt. Er hatte am 15. und 18. Oktober vergangenen Jahres in seiner Heimatstadt zwei benachbarte Tankstellen überfallen und 1500 Euro Bargeld erbeutet.
Damit blieb die 3. Große Strafkammer des Landgerichts unter den Anträgen der Staatsanwaltschaft, die sieben Jahre gefordert hatte, und der Verteidigung, die auf sechs Jahre und acht Monate Freiheitsstrafe plädiert hatte. Der Angeklagte nahm das Urteil sofort an, denn die Strafkammer ordnete gleichzeitig die Unterbringung in einer Entziehungsklinik an. Darauf hatte der Rauschgift- und Alkoholabhängige gehofft.
Ein Komplize war in der Euskirchener Tankstelle mit im Raum
Nach einem Jahr und drei Monaten Strafvollzug wird er für zwei Jahre in eine Therapie eingewiesen. Beendet er diese erfolgreich, wird möglicherweise die weitere Haft zur Bewährung ausgesetzt.
Seit seinem 15. Lebensjahr ist der junge Mann drogenabhängig. Zuerst nahm er Cannabis, dann Amphetamine, schließlich Schnaps und Kokain. Der Arbeitslose bezahlte die Drogen mit Diebstählen und Einbrüchen und ist inzwischen mehrfach vorbestraft.
23-Jähriger hat die Kassiererin mit einem Taschenmesser bedroht
Am 15. Oktober 2022 kam er nach eigenen Worten auf die „bescheuerte Idee“, eine Tankstelle an der Frauenberger Straße in Euskirchen zu überfallen. Mit dabei war auch ein Kumpel, der den Ort auskundschaftete, indem er sich ein Getränk aus dem Kühlschrank holte. Bei der Ausführung der Tat hielt er sich aber zurück – er hätte nur „im Notfall“ eingreifen sollen. Gegen den Komplizen läuft ein Ermittlungsverfahren.
Der Angeklagte bedrohte die Kassiererin mit einem Taschenmesser, weil sie voller Angst nicht schnell genug die Kassenschublade öffnen konnte. Aus der Kasse raubte der 23-Jährige 450 Euro und griff zudem von der Theke 50 Euro, die eine Kundin zum Bezahlen dorthin gelegt hatte.
Von der Beute wurden Kokain und Schnaps gekauft
Von dem Geld kauften die zwei Freunde Kokain und Schnaps und gönnten sich einen Saunaaufenthalt. Der Täter bezahlte davon außerdem eine Übernachtung in einem Hotel.
Am darauffolgenden Dienstag, 18. Oktober, war der 23-Jährige wieder pleite und marschierte frühmorgens zu einer Tankstelle in der Nachbarschaft der ersten. In der Hand hielt er ein Küchenmesser mit 15 Zentimeter langer Klinge, mit dem er sich dem Angestellten näherte und ihm in den Oberarm stach.
Der Täter verschwand mit 1000 Euro. Er selbst hatte die Beute mit 300 bis 400 Euro angegeben, der Tankstelleninhaber wies dem Gericht jedoch durch den Kassensturz nach, dass es 1000 Euro waren.
Einen Großteil der Summe hat der Angeklagte wahrscheinlich spendabel unter seinen Szenefreunden verteilt. Es sei nicht auszuschließen, so die Kammer, dass der Räuber die Scheine in die Runde geworfen und sich die Kumpels dankbar bedient hätten. Noch am Abend des 18. Oktober wurde er festgenommen. Er gestand alle Vorwürfe.