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60.000 EinwohnerDie Wache der hauptamtlichen Feuerwehr in Euskirchen wird erweitert

Lesezeit 7 Minuten
Drohnenaufnahme des Geländes der Euskirchener Feuerwache.

Dort, wo aktuell noch Parkplätze sind, soll der Erweiterungsbau entstehen.

Die Einwohnerzahl der Stadt Euskirchen ist stetig gestiegen. Daher investiert die Stadt Euskirchen mehr als 6,5 Millionen Euro in ihre Feuerwehr.

Die 60.000-Einwohner-Marke hat Euskirchen geknackt. Eine offiziell anerkannte „Große kreisangehörige Stadt“ ist Euskirchen deshalb aber nicht– noch nicht. „Wir müssen die Zahl an mehreren Stichtagen hintereinander aufweisen“, sagt Alfred Jaax, Erster Beigeordneter der Stadt im Gespräch mit der Redaktion. Das ist aber wohl nur eine Frage der Zeit. Im Bereich der ehemaligen Westdeutschen Steinzeugwerke entsteht gerade ein Wohnquartier für etwa 3000 Menschen.

Mit Blick auf die mehr als 60.000 Euskirchener muss sich auch die Feuerwehr der Kreisstadt neu aufstellen und in der Organisationsstruktur den nächsten Schritt gehen. Nach Angaben von Alexander Berger, Leiter der Feuerwehr Euskirchen, heißt das: Gruppe statt Staffel.

Künftig rücken hauptamtliche Kräfte in Gruppenstärke aus

In naher Zukunft werden also nicht mehr rund um die Uhr sechs hauptamtliche Kräfte ausrücken, sondern neun – zumindest in den Phasen, in denen die Unterstützung durch die Freiwillige Feuerwehr – weil beispielsweise viele Ehrenamtler auf ihrer Arbeitsstelle sind – nicht unbedingt gewährleistet ist.

Dass grundsätzlich neun hauptamtliche Kräfte rund um die Uhr ausrücken – mit Ausnahmen, die im Brandschutzbedarfsplan genau aufgeführt werden und von der Kölner Bezirksregierung abgesegnet sein müssen – ist eine Folge des stetigen Wachstums der Kreisstadt.

Funktionell hat die derzeitige Feuerwache in Euskirchen Defizite

Und das hat zur Folge, dass die Hauptamtliche Wache, die 2016 bezogen worden ist, erweitert wird. Die Stadt wird Millionen investieren, um sich auch raumtechnisch für die Zukunft fitzumachen. „Wir wollen auch beim Brandschutzbedarfsplan vor die Lage kommen“, nutzt Jaax einen Begriff der Blaulichtorganisationen, der besagt, dass man durch frühzeitige Maßnahmen agiert, statt hinterher reagieren zu müssen.

„Was die Funktionalität der Wache angeht, waren wir nicht bestens aufgestellt, weil wir beispielsweise die Ruheräume im zweiten Obergeschoss hatten“, erklärt Jaax. Dadurch sei beim Weg der Einsatzkräfte übers Treppenhaus zur Einsatzausrüstung und zu den Fahrzeugen wertvolle Zeit verloren gegangen, so der Erste Beigeordnete. Deshalb hat die Stadt sieben Container angeschafft, die nun vor der Wache stehen. Dort sind die Ruheräume der diensthabenden Kollegen untergebracht.

Vor der Euskirchener Feuerwache befinden sich sieben Container mit Ruheräumen.

Die Ruheräume an der Hauptamtlichen Wache befinden sich aktuell in Containern, um die Ausrückzeit zu beschleunigen.

Durch die räumliche Veränderung gewinnt man laut Feuerwehrchef Berger im Schnitt gut 40 Sekunden bei der Ausrückzeit – wertvolle Zeit, wenn es um Menschenleben geht.

Der diensthabende B-Dienst (Führungsdienst) hat seinen Ruheraum bis zur Fertigstellung des Erweiterungsbaus weiterhin im zweiten Obergeschoss, weil er ein wenig mehr Zeit hat, bis er am Einsatzort sein muss. Sobald der Erweiterungsbau aber fertig ist, ruht der B-Dienst zwischen den Einsätzen mit den anderen Kameraden im Erdgeschoss.

Den durch die Containerlösung frei gewordenen Platz im zweiten Obergeschoss der Hauptamtlichen Wache nutzt die Feuerwehr unter anderem für das Büro der geschaffenen Stelle im Katastrophenschutz der Stadt Euskirchen.

Erweiterungsbau soll an die bestehenden Gebäude angrenzen

Nach Angaben von Alfred Jaax plant die Stadt einen Erweiterungsbau, der direkt an die bestehenden Gebäuden angrenzt. Vorgesehen ist, dass der Bau dort entstehen soll, wo sich aktuell noch Parkplätze befinden. Ein Vorteil ist laut Feuerwehrchef Berger, dass die Sanitärbereiche der bestehenden Wache mitgenutzt werden können. Den Kernbereich des Erweiterungsbaus sollen die mehr als neun Ruheräume für die Einsatzkräfte bilden.

Für die Planung des Erweiterungsbaus sind Jaax zufolge 300 000 Euro vorgesehen. „Allein die Akquise eines Architekturbüros dauert sechs Monate“, so der Erste Beigeordnete. Und das Vergabe verfahren bei einer europaweiten Ausschreibung für den eigentlichen Bau sei nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. „Ich wäre glücklich, wenn wir mit den Planungen im kommenden Jahr gut vorankommen“, so Jaax.

Auch die Funkwerkstatt wird Platz im Neubau finden

Vorgesehen ist im Neubau auch ein Archiv. Zwar sei man dabei, vieles zu digitalisieren. „Bei allein 460 aktiven Freiwilligen sammelt sich einiges an Papier an – beispielsweise die Personalakten“, so Berger.

Zudem fehlt es nach Angaben des Feuerwehrchef aktuell an einem Platz für die Funkwerkstatt. Den soll es ebenfalls im Neubau geben. Auch die Küche soll größer werden. „Die hauptamtlichen Kräfte wohnen ja auf eine gewisse Art und Weise in der Wache. Da müssen wir mehr bieten als eine Mikrowelle“, berichtet Jaax.

Neben den Toren des Kuchenheimer Gerätehauses ist eine Garage zu sehen.

In Kuchenheim ist die zweite Drehleiter stationiert: Mit einer Garage ist improvisiert und Platz geschaffen worden.

Die neue Küche soll groß genug sein, um in Krisenfällen auch die Einsatzkräfte oder Mitglieder des Stabs für außergewöhnliche Ereignisse zu verpflegen – vor allem dann, wenn das Deutsche Rote Kreuz ebenfalls stark eingebunden ist – wie es bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 der Fall war.

Platz für weitere Fahrzeuge soll es im Erweiterungsbau laut Jaax aber nicht geben. Es werden aber noch weitere Fahrzeuge angeschafft, so Berger.

Der Erweiterungsbau ist nicht die einzige geplante Investition in die Feuerwehr in den kommenden Jahren. So fließen nach Angaben des Ersten Beigeordneten etwa 6,5 Millionen Euro in einige Feuerwehrgerätehäuser im Stadtgebiet. So befindet sich das Feuerwehrgerätehaus in Wüschheim gerade im Bau, das in Frauenberg soll erweitert werden.

In Billig und Kuchenheim entstehen neue Feuerwehrgerätehäuser

In Billig wird neben dem Sportplatz ein komplett neues Feuerwehrgerätehaus entstehen – gleiches gilt für Kuchenheim. Dort ist seit einiger Zeit die zweite Drehleiter der Euskirchener Feuerwehr stationiert. Um das platztechnisch lösen zu können, ist vor dem Feuerwehrgerätehaus eine Garage aufgestellt worden. Das Ganze ist laut Berger aber nur eine Übergangslösung, bis das neue Gerätehaus im Bereich des Schützenplatzes fertig ist. Dass die zweite Drehleiter aus Kuchenheim zu Einsätzen ausrückt, hat sich dem Feuerwehrchef zufolge mehr als bewährt.

Laut Jaax steht zudem „An der Vogelrute“ aktuell ein Einsatzfahrzeug der Euskirchener Feuerwehr. „Dadurch müssen die Freiwilligen Feuerwehrleute südlich der Bahnlinie nicht zur Wache an der Frauenberger Straße kommen. So sparen die anrückenden Einsatzkräfte viel Zeit“, so Jaax. Denkbar sei, dass der Standort in den kommenden Jahren ausgebaut wird – auch mit Blick auf die geplante Erweiterung der City Süd hinter dem Bahnhof und den Steinzeugwerken.

Der Brandschutzbedarfsplan versteht sich bei uns als Projekt der gesamten Verwaltung und der Feuerwehr.
Alfred Jaax, Erster Beigeordneter der Stadt Euskirchen

Ursprünglich wäre der Brandschutzbedarfsplan der Stadt Euskirchen noch bis 2025 gültig. „Der Brandschutzbedarfsplan versteht sich bei uns als Projekt der gesamten Verwaltung und der Feuerwehr“, so Berger: „Wir erstellen eine Risikoanalyse, bei der auch das Stadtwachstum einfließt, um beispielsweise herauszufinden, ob die Standorte der Feuerwehren noch richtig sind, ob wir genug Personal haben oder ob wir Überarbeitungsbedarf im Fuhrpark haben. Und genau das haben wir nach der Flut gemerkt“, sagt der Feuerwehrchef.

Bei allen Überlegungen spiele die Freiwillige Feuerwehr mit ihren 470 aktiven Mitgliedern eine große Rolle. „Auf die ehrenamtliche Unterstützung können wir sehr stolz sein“, sagt Alfred Jaax.

Sechs Fahrzeuge will die Stadt in den kommenden Jahren anschaffen. Geplant sind laut Berger der Kauf eines Abrollcontainers Hygiene, ein Gerätewagens Gefahrgut, der Abrollcontainer Technische Hilfeleistung sowie ABC-Einsätze und ein Tanklöschfahrzeug Waldbrand und eines Einsatzleitwagens 1. Die Lieferzeit für die Fahrzeuge betrage aber mittlerweile mehr als zwei Jahre, berichtet Berger.


Mittelfristig wird es wieder eine Löschgruppe Roitzheim geben

Geht es nach der Stadt Euskirchen und der Feuerwehr, wird es mittelfristig wieder eine Löschgruppe in Roitzheim geben. Die wurde Mitte der 1990er-Jahre nach Angaben von Alexander Berger, Leiter der Euskirchener Feuerwehr, aufgelöst.

Kurzfristig soll die neue Löschgruppe in Roitzheim aber noch nicht realisiert werden. „Ich kann jetzt schon sagen, dass es bis 2027 kein Feuerwehrgerätehaus geben wird“, sagt Alfred Jaax, Erster Beigeordneter der Stadt Euskirchen: „Löschgruppenführer wird man leider nicht per Handauflegen.“

Löschgruppe Stotzheim hat die Patenschaft für Projekt übernommen

Planspiele über einen möglichen Standort für die künftige Heimat der Löschgruppe gebe es aber bereits, so Jaax. Denkbar sei, dass dort, wo die Kita neu errichtet werde, auch mal das Feuerwehrgerätehaus sein werde. Platz sei da, so Jaax.

Ob die Stelle einsatztaktisch aber in ein paar Jahren noch die richtige ist, müsse man sehen. „Ein erstes Fahrzeug wird es aus dem Bestand geben. Das ist überhaupt kein Problem“, sagt Berger. Das Interesse bei allen Beteiligten sei nach wie vor groß. „Die Zusammenarbeit mit der Löschgruppe Stotzheim klappt sehr gut“, so Berger.

Die Löschgruppe Stotzheim hat die Patenschaft für das Projekt übernommen. „Wir werden die künftigen Feuerwehrleute formell in die Löschgruppe Stotzheim aufnehmen“, erklärt Berger: „Mittelfristig soll dann in Roitzheim ein sogenannter Nebenstandort entstehen.“